Imam Chamenei: Seid in ständiger Bereitschaft!

 

Am 16. April 2023 traf sich Imam Chamenei, wie jedes Jahr einmal, mit den iranischen Kommandeuren und Hochrangigen des Militärs. Zu Beginn des Treffens hielt der Generalmajor und Oberst der Streitkräfte Bagheri eine Rede. Im Anschluss folgten die Worte des Imams. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der englischen Originalübersetzung.


Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Gnädigen

 

Aller Dank gebührt Allah, dem Herrn der Welten und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).

 

Herzlich willkommen, ich richte meine Grüße an euch alle. Gleich wie Generalmajor Mohammad Bagheri bereits sagte, freue auch ich mich sehr über dieses Treffen, das nach einer langen Pause heute wieder abgehalten wird. Ich hoffe, dass der allmächtige Gott Ihnen, so Gott will, Erfolg in dem, was Ihm gefällt, und in dem, was für Ihre großen und wichtigen Taten notwendig ist, gewährt. Ich möchte Ihnen auch zum iranischen Neujahrsfest gratulieren. Obwohl seit Nowruz nun schon fast ein Monat vergangen ist, kann das Eid Nowruz noch zwei bis drei Monate andauern. Sie können den Menschen immer noch gratulieren.

Die Äußerungen von Herrn Bagheri gerade eben waren sehr gut. Ich habe dieselben Erwartungen an die Streitkräfte, von denen er sprach. Außerdem haben Sie geplant und an bestimmten Stellen Entscheidungen getroffen, was sehr gut ist, doch Entscheidungen zu treffen ist nur die eine Hälfte der Arbeit. Die andere Hälfte besteht darin, anschließend auch entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, die Dinge weiterzuverfolgen und dergleichen mehr. Lassen Sie Ihre Entscheidungen nicht alt werden. Lassen Sie nicht zu, dass die Entscheidungen liegen bleiben, sie nach hinten rücken und allmählich in Vergessenheit geraten. Seien Sie nicht beunruhigt, wenn ich diesen Rat gebe, aber das ist eine Sache, die leider häufig passiert. Es geschieht sowohl innerhalb als auch außerhalb der Streitkräfte. Entscheidungen werden getroffen, und diejenigen, die an der Spitze der Organisationshierarchie eines bestimmten Projektes die Entscheidungen treffen, sind entschlossene und ernsthafte Menschen. Sie sind wirklich von ihren Entscheidungen überzeugt und wollen unbedingt, dass sie ausgeführt werden, aber wenn diese Entscheidungen die Spitze erreichen, wo es verschiedene Beamte und Personalressourcen gibt, die auf verschiedenen Ebenen arbeiten, wird der Wille, die Entscheidungen auszuführen von Ebene zu Ebene schwächer und manchmal werden sie überhaupt nicht ausgeführt! Das darf nicht passieren. Das ist der eine Aspekt.

Der zweite Aspekt ist, dass Sie die Dinge, die Sie begonnen haben, auch unbedingt weiterverfolgen müssen. Nehmen wir zum Beispiel an, Sie beginnen mit dem Bau einer bestimmten Anzahl von Häusern. Eines der Probleme mit den Bauplänen in unserem Land ist dann beispielsweise, dass es oft länger dauert als die vorgeschriebene, zugewiesene und angekündigte Zeit. Nehmen wir zum Beispiel an, dass ein Wohnkomplex in drei Jahren fertiggestellt sein soll. Sie dürfen dann nicht zulassen, dass es anschließend sieben oder zehn Jahre dauert. Dies ist auch eine meiner Empfehlungen

Ich habe einige Dinge aufgeschrieben, die ich mit Euch teilen möchte, meine lieben Brüder. Das eine betrifft Eure Position. Wenn Imam Ali (a.) in einem Brief an Malik al-Aschtar sagt: „Nun bildet die Armee, mit der Erlaubnis Allahs, die Festung der Untertanen“ [Nahdsch ul-Balagha, 53. Brief], bedeutet dies, dass ihr eine Festung seid. Ihr seid ein Schutzwall für die Nation und für die Gesellschaft. Das ist eine große Ehre. Welche Ehre ist größer als diese? Imam Ali (a.) beschreibt die Streitkräfte als einen starken Schutzwall rundherum um das Land und die Nation. Was gibt es Größeres oder Wichtigeres als dies? Bedenken Sie, wie wertvoll Ihr Handeln ist, wenn Sie sich um eine Person kümmern und für diese Person ein Ort der Zuflucht sind und übertragen Sie dies nun bitte auf eine ganze Nation. Sie übernehmen den Schutz einer Nation. Dies ist also eine sehr hohe Position. Es ist eine große Position, und dementsprechend bringt diese Position aber auch große Verantwortung mit sich. Wie bei allem, was wertvoll ist, steht die Verantwortung in direktem Verhältnis zu dem Wert. Schätzen Sie also Ihren Wert, den Wert dieser Arbeit, den Wert dieser Aufgabe, den Wert dieser Verantwortung, und nehmen Sie die Verantwortung wirklich an. Nehmen Sie die Last dieser Verantwortung auf sich und handeln Sie dieser Verantwortung und diesem Wert entsprechend.

Ein weiterer Aspekt ist, dass unsere Streitkräfte, Gott sei Dank, Fortschritte erzielen. Alle Indizes verdeutlichen dies. Das soll nicht heißen, dass wir keine Schwächen haben. Natürlich, es besteht kein Zweifel darin, dass wir gewisse Mängel und Schwächen haben, aber wichtig ist, dass wir Fortschritte machen. Das steht fest. Es gibt keinen Stillstand. Es gibt einen Fortschritt. Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt. Vergessen Sie diesen Aspekt nie. Anhalten ist wie Rückwärtsgehen. Es gibt keinen Unterschied. Geben Sie sich nicht mit dem Status quo zufrieden. Streben Sie danach, sich vorwärts zu bewegen. Nun habe ich bereits in verschiedensten Kontexten und Reden über die Bedeutung von „Veränderung“ und „Revolutionierung“ gesprochen. Veränderung ist der Leitfaden dieser Bewegung. Was wir brauchen, ist Bewegung. Wir müssen uns vorwärts bewegen und Fortschritte machen. Schauen Sie, was Sie in dieser Hinsicht in der Abteilung, in der Sie arbeiten, tun können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Bereitschaft. In der Vorrede wurde bereits auf Kriegsübungen hingewiesen. Sie sind wichtig. Das heißt, man muss Kriegsübungen in den Bereichen durchführen, in denen die gegnerischen Streitkräfte tätig sind – in allen Bereichen, in der Luft, am Boden, auf See, bei der Infiltration und im Sicherheitsbereich – man muss in allen Bereichen, die in den Aufgabenbereich der Streitkräfte fallen, vorbereitet sein. Wir müssen auf Bedrohungen vorbereitet sein und Bedrohungen bestehen immer. Man kann sich vielleicht eine Zeit vorstellen, in der es Frieden und keinen Krieg mehr gibt, aber anzunehmen, dass es eine Zeit geben wird, in der es keine Bedrohungen gibt, ist meiner Meinung nach unmöglich. Bedrohungen bestehen immer. Deshalb müssen wir auch immer vorbereitet sein.

„Und rüstet gegen sie, was immer ihr könnt“  [Heiliger Quran, 8:60]. Seid also vorbereitet, das will der Quran sagen. Wie viel sollte man vorbereiten? „Was immer ihr könnt“. Was immer ihr könnt, was immer ihr in der Lage seid, „an Kraft und an einsatzbereiten Pferden“ [Heiliger Quran, 8:60]. Der Quran sagt: „Und rüstet gegen sie, was ihr an Kraft und an einsatzbereiten Pferden haben könnt“ [Heiliger Quran, 8:60]. Diese Bereitschaft, die Vorbereitung selbst, ist eine Abschreckung. Vorbereitet zu sein ist ein Abschreckungsmittel. Deshalb geht dieser Vers auch wie folgt weiter: „[…] um damit den Feinden Gottes und euren Feinden Angst zu machen“ [Heiliger Quran, 8:60]. Wenn ihr also vorbereitet seid und der Feind das spürt, ist das an sich schon eine Abschreckung. Es ist eine Abschreckung in der Luftwaffe, es ist eine Abschreckung im Verteidigungssektor, es ist eine Abschreckung bei maritimen Übungen, und es ist eine Abschreckung bei militärischen Übungen, die Sie auf See und an Land durchführen. Das ist in allen Bereichen gleich. Halten Sie also Ihre Bereitschaft aufrecht, damit der Feind sie sehen kann.

Diese Bedrohung, von der ich gesprochen habe: Woher kommt sie? Auch das ist ein wichtiger Aspekt. Wir dürfen in diesem Aspekt keine falschen Vorstellungen haben. Diese Bedrohung, von der ich sprach: Von wem geht sie aus? Wir dürfen hier keine Fehler machen. Manchmal sehen wir, dass zum Beispiel eine kleine, unbedeutende Gruppe etwas sagt oder tut, damit aber die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wir dürfen uns nicht mit diesen kleinen Feindseligkeiten beschäftigen. Diese Sachen dürfen unseren Blick nicht trüben. Wir müssen sehen, wer hinter den Kulissen steckt und wer der eigentliche Hauptverantwortliche für diese Machenschaften ist. Das ist das Wichtigste. In Wirklichkeit stecken Großmächte hinter all den kriegerischen Auseinandersetzungen, die in unserer Region und in anderen Teilen der Welt stattfinden.

In Europa zum Beispiel ist die Ukraine heute in einen Krieg verwickelt. Wer aber hat diesen Krieg begonnen? Wer plant und entwirft diese Kriege? Das Gleiche gilt für Syrien, Libyen, Sudan und andere Länder. Hinter all diesen Kriegen und Konflikten, die es gibt, stecken Pläne. Man kann nicht sagen, dass es sich um Kleinigkeiten handelt. Wer sind die Urheber dieser Machenschaften? Es sind die internationalen unterdrückerischen Mächte, die wir als die „Arroganten Mächte“ bezeichnen. Die arroganten Mächte sind jene unterdrückerischen, aggressiven, internationalen Kräfte, die immer mehr wollen und nie zufrieden sind mit dem, was sie haben. Sie beobachten, schmieden Pläne und erkennen, dass sie an einem Ort einen Konflikt auslösen müssen, um an einem anderen Ort dadurch zu profitieren. Sie fangen zum Beispiel hier einen Konflikt an, damit sie dort profitieren können! Wir müssen auf diese Dinge achten und überlegen, was hinter den Kulissen geschieht.

Die Pläne des Feindes sind meiner Meinung nach langfristig angelegt. Wir sollten nicht nur daran denken, was sie mit uns vorhaben, zum Beispiel für die nächsten fünf oder zehn Jahre. Wir müssen uns überlegen, was ihre langfristigen Pläne sind. Oft sind ihre Pläne langfristig. Das kann man klar an ihrem Vorgehen erkennen. Sie haben langfristige, mittelfristige und alle anderen Arten von Plänen. Sie handeln nicht ohne einen Plan. Wenn ich zurückblicke, so sehe ich, dass zum Beispiel vor 22 Jahren [2001] innerhalb von kürzester Zeit zwei Operationen östlich [Afghanistan] und westlich [Irak] vom Iran durchgeführt wurden. Das kann kein Zufall gewesen sein. Wir haben eine über 1.300 Kilometer lange Grenze zu dem einen und eine über 800 Kilometer lange Grenze zu dem anderen der beiden Länder. Plötzlich bricht sowohl im Osten [Afghanistan] als auch im Westen [Irak] ein Feuer aus. Wir sind nicht diejenigen, die sich einmischen, wir stehen abseits. Aber die arroganten Mächte kommen und beginnen einen Krieg, einen ernsten Krieg.

Die Invasion der Amerikaner im Irak war kein Spaß. Es war ein echter, sehr ernster, umfassender Krieg, in dem alle Bodentruppen und alle Luftstreitkräfte der Vereinigten Staaten im Irak eingesetzt wurden. In Afghanistan war es fast dasselbe. Sie begannen den Krieg dort ein bisschen früher als im Irak. Waren das alles Zufälle? War es ein Zufall, dass diese Dinge im Osten und im Westen des Irans innerhalb eines kürzesten Zeitraums geschahen? Es kann definitiv kein Zufall gewesen sein. Dahinter steckte ein Plan. Sie mögen bestimmte Interessen im Irak oder einige schwache Interessen in Afghanistan gehabt haben, aber diese Interessen machten solche Kriege nicht notwendig. Dieser Krieg ist gegen den islamischen Iran gerichtet. Wenn man die Geschehnisse betrachtet, gibt es keinen Zweifel, dass das Ziel dieser beiden Kriege der islamische Iran war. Nun kann man das auf verschiedene Arten und Weisen und nach verschiedenen Analysen verstehen, die nicht schwer durchzufhren sind. Sie bringen aber falsche Ausreden vor. Sie benutzen zum Beispiel eine Ausrede an diesem Ort und eine andere Ausrede an jenem Ort. Dann kommen sie und fangen einen Krieg an. Wir müssen wirklich darauf achten, wer unser Feind ist.

Gott sei Dank, ist das Fundament der Revolution ein starkes Fundament. Ich wiederhole das nur, weil ich möchte, dass Sie darüber nachdenken. Das Fundament der Revolution ist sehr stark. Die Fundamente der Revolution sind sehr stark. Deshalb ist die andere Seite in beiden Fällen gescheitert. Sie sind ganz offensichtlich gescheitert, und ihr Scheitern ging mit einer raschen Entwicklung der Islamischen Republik einher. Das war etwas, was sie nicht wollten und woran sie nicht gedacht hatten. Möge Gott dem Märtyrer [Qassim] Soleimani gnädig sein, denn seine Rolle in dieser Angelegenheit war wirklich beispiellos. Ich weiß das, weil ich über die Ereignisse genau informiert war. Möge Gott seinen Status erhöhen.

Der Feind ist also trotz seiner Pläne gescheitert. Lassen Sie uns nun eine Schlussfolgerung daraus ziehen. Die Schlussfolgerung, die wir daraus ziehen können, ist, dass die scheinbar so umfassenden, überzeugenden und soliden Berechnungen des Feindes definitiv durchkreuzt und vereitelt werden können. Vergessen wir das nicht! Machen wir dies zu einem Teil all unserer aktuellen Berechnungen. Es stimmt, der Feind hat einen starken Geheimdienst, ein starkes Kalkulationssystem, starke Streitkräfte und sehr viel Geld. All diese Dinge sind wahr, aber es ist auch durchaus wahr, dass wir seine Berechnungen durchkreuzen können. Sie können besiegt werden. Wenn wir rational handeln und nicht aufgeben, wenn wir alle Bemühungen des Feindes im Auge behalten, können sie besiegt werden.

Ein Beispiel dafür ist das zionistische Regime. Dieses Beispiel, das durch das zionistische Regime verkörpert wird, spielt sich jetzt vor aller Augen ab. Die ganze Welt sieht es. Im vergangenen Jahr wurden während des Monats Ramadan Operationen gegen die Palästinenser durchgeführt. Die Operationen waren ziemlich umfangreich, und die Palästinenser erlitten in Vierteln wie Scheich Dscharrah große Schäden. Sie haben die Palästinenser wirklich unterdrückt. Dennoch gab es keinen Aufschrei in der Welt. Ich hatte mir das notiert, und als ich darauf hinwies, war es wirklich beklagenswert, dass es in der Welt keinen Aufschrei gegen diese Unterdrückung gab, weder von Menschenrechtsorganisationen noch von sonst jemandem. Der Quds-Tag wurde nur hier ernsthaft begangen, vielleicht noch an ein paar anderen Orten ein wenig.

Aber sehen Sie dennoch, was in der Welt angesichts der Aktionen Israels in diesem Jahr geschieht. Es gab Demonstrationen in den USA und England, und das Auto des Präsidenten des zionistischen Regimes wurde von der europäischen Bevölkerung angegriffen. In diesen Fällen war die Haltung der Welt gut und zugunsten der Palästinenser und gegen die Israelis gerichtet. Dies sind Hinweise auf bestimmte Wahrheiten, die nicht übersehen werden sollten. Daraus sollte man die Besiegbarkeit des Feindes und die Tatsache verstehen, dass die Berechnungen des Feindes durchkreuzt werden können.

Natürlich dürfen wir aber gleichzeitig die Täuschungen des Feindes nicht ignorieren. Wir dürfen uns nicht ausruhen und davon ausgehen, dass in jeder Phase unseres Fortschritts und Erfolgs alles vorbei ist. Nein, diese Wachsamkeit und diese Bereitschaft, von denen ich anfangs sprach, müssen stets vorhanden sein. Meiner Meinung nach haben die Denkfabriken innerhalb der Streitkräfte hier natürlich eine große Verantwortung. Sie müssen denken. Ich habe Ihnen einmal gesagt, Sie sind unsere Strategen, Sie sind unsere Militärstrategen. Sie müssen sich hinsetzen und Pläne entwerfen. Sie müssen innovative Pläne machen, wie man mit dem Feind umzugehen hat. Sie sollten sich ständig neue Pläne ausdenken, neue Wege – natürlich richtige, rationale Wege –, die im Einklang mit der Region und den Kapazitäten des Landes durchgeführt werden können und dann auch durchgeführt werden sollten.

Jedenfalls ist der Weg, den Sie eingeschlagen haben, ein guter Weg. Die Arbeit, die Sie tun, ist gut. Die Arbeit und Aufgabe, die Sie haben, ist etwas, auf das Sie stolz sein können. So Gott will, wird Gott Sie immer unterstützen. Bitte grüßen und beglückwünschen Sie Ihre Familien, Ihre Ehepartner und Ihre Kinder, und danken Sie ihnen für ihre Standhaftigkeit. Danken Sie Ihren Ehefrauen für ihre Geduld. Danken Sie den Ehefrauen für die Standhaftigkeit, die sie aufbringen, wenn Sie mit der Arbeit, den ständigen Sitzungen und den Gefahren der Arbeit beschäftigt sind und Ihre Ehefrauen sich gleichzeitig um die Aufgaben zu Hause kümmern.

 

Mögen Gottes Grüße, Gnade und Segen mit Euch sein.