Imam Chamenei: Arroganten Mächte versuchen Gedenken an Märtyrer auszulöschen

Am 30. Mai 2023 traf sich Imam Chamenei mit dem Nationalkongress für die Märtyrer von Sabzevar und Neyschabur in der Imam Chomeini Hussainiyah. Bei diesem Treffen hielt der Imam eine Rede über das Martyrium im Islam. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der englischen Originalübersetzung.


Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden

Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).

Zunächst einmal begrüße ich die lieben Brüder und Schwestern, die einen weiten Weg zurückgelegt haben, um aus Neyschabur und Sabzevar hierherzukommen. Sie haben unsere Hussainiyah mit ihrer warmen Präsenz und ihren liebevollen Herzen erhellt. Ich möchte den beiden lieben Brüdern, den IRGC-Kommandeuren der beiden Städte Sabzevar und Neyschabur, von ganzem Herzen für ihre Ausführungen danken. Die beiden Herren haben sehr gut gesprochen und in ihren Ausführungen alles berücksichtigt, was bei solchen Zusammenkünften zu bedenken ist, und es macht mich glücklich zu wissen, dass diese Dinge, Gott sei Dank, in den Gedanken und Sinn dieser Brüder sind. Ich habe zwei oder drei Dinge aufgeschrieben, die ich Ihnen gerne mitteilen möchte.

Zunächst danke ich den Organisatoren dieser wertvollen Konferenzen. Dies ist eine sehr wichtige Angelegenheit. Meiner Meinung nach ist das, was Sie tun, ich meine die Art und Weise, wie Sie diese Konferenzen organisieren, an sich schon ein großer Dschihad. Ich schätze die Arbeit, die Sie leisten. Dies ist derselbe Dschihad, der es nicht zuließ, dass das heilige Blut, das in Kerbala vergossen wurde, umsonst geflossen ist. Dies ist derselbe Dschihad. Dies ist der Dschihad, der den tausendjährigen Dienst der großen Persönlichkeiten des Islams, der großen Persönlichkeiten der Religion und der großen Persönlichkeiten des schiitischen Islams am Leben erhalten hat – bis heute. Wenn Menschen wie Sie sich nicht bemühen und anstrengen würden, so gäbe es in allen Epochen stets Menschen, die das Ziel hätten, diese Dinge aus der Geschichte zu streichen und vergessen zu machen. Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart gibt es Menschen, die motiviert sind, diese Zeichen geistiger Größe und Stärke in den Nationen zu schwächen und zu zerstören, damit sie nicht überleben können. Ihr habt immer wieder gehört, wie sie versucht haben, Kerbala auszulöschen, wie sie nicht wollten, dass Karbala bleibt, wie sie nicht wollten, dass ein solches Land bleibt, wie sie nicht wollten, dass die Grabstätte bleibt: Sie wollten nicht, dass sich jemand an die Märtyrer erinnert. Diese Leute gibt es auch heute noch. Auch heute noch gibt es Menschen, deren Interessen es nicht zulassen, dass die Erinnerung an diese Anstrengung [dschihad], die geleistet wurde, und an das reine Blut, das vergossen wurde, erhalten bleibt. Die arroganten Mächte von heute wollen nicht, dass die Namen und die Erinnerung an unsere Märtyrer auf den stolzen, großen Bannern dieses Landes zu sehen sind.

Sie arbeiten gegen diese feindliche und bösartige Bewegung, das ist Dschihad. Diejenigen, die nach der Wahrheit streben, haben als ersten Feind denjenigen, der sich auf dem Gipfel der Falschheit befindet. Der Feind will nicht, dass Sie Erfolg haben, sie wollen nicht, dass man sich an die Märtyrer erinnert. Die Qualität des Martyriums besteht eben darin, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Der Märtyrertod eines Freundes in Sabzevar bringt einen anderen jungen Mann, der eigentlich nicht an die Religion und dergleichen glaubt, dazu, den verstorbenen Herrn Alavi [religiöser Gelehrter in Sabzevar zu jener Zeit] aufzusuchen. Dieser Jugendliche wird Muslim, er wird Schiit, geht dann auf das Schlachtfeld und wird so ebenfalls zum Märtyrer. Das ist die Macht des Martyriums. Das Märtyrertum eines jungen Mannes, das Märtyrertum eines Freundes, das Märtyrertum eines Gefährten, erhellt die gesamte Umgebung mit dem Licht des Märtyrertums. Es zieht die Herzen der Menschen an. Genau das ist es, was entgegen den Interessen der arroganten Mächte steht. Es ist gegen die Interessen derer, die an die Unwahrheit glauben, also bekämpfen sie diese Dinge. Und einige Leute tun diese Dinge leider auch noch innerhalb des Landes. Ihr aber führt den Dschihad, ihr stellt euch ihnen entgegen.

Die Erinnerung an die Märtyrer lebendig zu halten, ist Dschihad. Die Erinnerung an die Erzieher der Märtyrer lebendig zu halten, ist Dschihad. Was sind das für Menschen, die Märtyrer aufziehen? Die Väter, Mütter, Lehrer, Ehepartner, gute Freunde – diese Menschen haben Märtyrer aufgezogen, und auch sie zu ehren ist Dschihad! Diejenigen zu ehren, die diesen Dschihad während der Heiligen Verteidigung oder danach bis heute unterstützt haben, ist Dschihad. Die Erinnerung und Ehrung der Frauen, die in ihrem Haus zehn Lehmöfen aufstellten, um Brot für die Soldaten in dem Dorf Sad Kharv oder anderswo zu backen, ist Dschihad. Die Erinnerung an sie wachzuhalten, ist an sich schon eine Tat des Dschihads. Diese Dinge sollten bewahrt werden.

Diese Erinnerungen müssen bewahrt werden, aber wie? Einige unserer Freunde hier haben vorgeschlagen, dass wir Bücher, geschriebene Texte, die Kunst der Wandschriften und solcherlei Dinge verwenden sollten. All diese Dinge sind gut, aber Hauptsache ist am Ende wirklich das Andenken zu bewahren, wirklich etwas zu tun. Versuchen Sie, die Kunst für diese Art von Arbeit zu nutzen. Diese Ereignisse können als Motive für Gemälde, das Schreiben von Romanen, Gedichten, die Erstellung interessanter Filme, die im Kino ausgestrahlt werden können, Theater und verschiedene andere Formen der Kunst dienen. Das sind Dinge, die getan werden müssen, sie sind wichtig. Sie haben diese Konferenz nun in zwei großen, wichtigen Städten organisiert. Machen Sie damit weiter, lassen Sie diesen Dschihad nicht unvollendet. Es ist eine große Aufgabe. Soviel jedenfalls zum ersten Punkt, den ich erwähnen wollte, dass Sie den Wert der Arbeit, die Sie tun, begreifen sollten und dass Sie alles, was Sie tun, auch mit Kraft, Anstand, Anstrengung, Ausdauer und in einheitlicher Weise tun.

Der zweite Punkt, den ich aufgeschrieben habe, um ihn mit Ihnen zu teilen, betrifft die Vorzüge von Neyschabur und Sabzevar. Eine unserer großen Aufgaben ist es, der Jugend die Identität unserer Städte nahezubringen. Wir müssen unsere Städte vorstellen. Dies geschieht aktuell noch nicht so, wie es sollte. Auch vor der Revolution geschahen diese Dinge nur selten oder gar nicht. Ich habe Sabzevar und Neyschabur bei zahlreichen Gelegenheiten besucht. Ich habe dort übernachtet, ich habe dort Reden gehalten, ich stand den Menschen dort nahe. Diese Dinge gab es damals nicht, und der großen und glorreichen Geschichte dieser Städte wurde keine Bedeutung beigemessen. Neyschabur und Sabzevar sind zwei Schätze: Sie sind die Schätze der islamischen Geschichte, der islamischen Zivilisation und der iranischen Zivilisation. Sie sind zwei Schätze, die bewahrt werden müssen. Darüber hinaus müssen sie aber auch den Menschen vorgestellt werden.

In den Berichten, die die Herren hier vorgelegt haben, hieß es, dass eine Enzyklopädie extra für diese Städte geplant ist. Ja, dieser Sache sollte nachgegangen werden. Diese Städte müssen anderen vorgestellt werden. Die Jugend in Neyschabur und Sabzevar sollte wissen, welche Wahrheiten, Schönheiten und Herrlichkeiten sie in geistiger, wissenschaftlicher und historischer Hinsicht erben. Unsere Jugend sollte dies wissen, um ihre Identität zu erkennen und ein Gefühl der Individualität zu entwickeln. Wir sollten diese Städte nicht nur als zwei alte Siedlungen oder als zwei alte und historische Städte betrachten. Nein, sowohl Neyschabur als auch Sabzevar sind zwei ehrliche und objektive Berichterstatter unserer islamischen Zivilisation. Sie sind Berichtende über die Zivilisationen. Sie sind Erzähler von Kultur, nicht nur in Worten, sondern auch in einem objektiven, greifbaren und offensichtlichen Sinn.

Von der Zeit von Fadhl ibn Schazan Neyschaburi bis tausend Jahre später, also der Zeit von Hadsch Mulla Hadi Sabzevari, können Sie sehen, dass diese tausendjährige Periode mit leuchtenden Sternen gefüllt ist. Wenn man sich diese Zeitspanne ansieht, ist sie voller Erinnerungen – Erinnerungen an Zivilisation und Größe. Sehen Sie, wie schön dieses Gleichgewicht zwischen Fadhl ibn Schazan Neyschaburi und Hadsch Mulla Hadi Sabzevari und auch zwischen Attar Neyschaburi und Hamid Sabzevari ist. Zwischen diesen beiden Männern liegen 700 Jahre. Beide arbeiteten für den Islam, sie strebten nach aufschlussreichem Wissen, sie arbeiteten für die Zukunft dieser Nation, sie strebten danach, die intellektuellen Konzepte der iranischen Nation zu entwickeln.

Ich habe jetzt nur die Namen einiger Personen genannt, aber es gibt Hunderte, wenn nicht Tausende solcher Persönlichkeiten in der Geschichte dieser beiden Städte. Diese Menschen müssen verstanden und anderen vorgestellt werden. Einige andere Länder haben keine Geschichte. Sie erfinden eine falsche Geschichte für sich selbst. Man sieht das sogar in unseren eigenen Fernsehprogrammen, wo sie für ein bestimmtes Land, das keine richtige oder jedenfalls keine wertvolle Geschichte hat, eine Serie mit 100 oder 150 Episoden produzieren. Sie erfinden die Geschichte, sie erfinden Philosophien und Regierungen. Wir hingegen haben eine Geschichte, aber wir lassen sie in Vergessenheit geraten.

Die Erläuterung des Buches Al-Luma al-Dimaschqiyya ist heute das Lehrbuch für unsere Hauza-Studenten. Tatsächlich wurde Al-Luma selbst auf Bitten des Volkes von Sabzevar geschrieben. Während der Herrschaft der Sarbadars schrieben die Einwohner von Sabzevar einen Brief an Schahid al-Awwal [Scheich Schamsuddin Muhammad ibn Makki] in Syrien, in dem sie sagten: „Wir haben eine Regierung gebildet, kommen Sie her und leben hier.“ Der Schahid antwortete, dass er nicht kommen könnte, aber dafür dieses Buch schicken werde. Al-Luma stammt also eigentlich von den Menschen aus Chorasan. Heute, nach 500-600 Jahren, ist die Erklärung dieses großen Buches verpflichtender Teil unserer Lehrbücher. Ist das nicht eine bedeutende Sache? Sind diese Dinge unbedeutend? Es sind die Identitäten eurer Städte. Unsere Jugend muss über diese Identitäten informiert werden. Das ist es also, was ich Ihnen über die Städte mitteilen wollte.  

Natürlich habe ich nun hier im Zusammenhang mit diesen beiden Städten gesprochen, aber für den Rest der Städte im Iran gilt mehr oder weniger das Gleiche – die meisten unserer Städte, nicht alle. Viele der Städte in unserem Land haben diese Art von Historie, sie haben ähnliche Errungenschaften, sie haben die gleiche wertvolle Geschichte. Da ich selbst aus Chorasan stamme und mit den beiden eben erwähnten Städten vertraut bin, betone ich sie hier so sehr, ansonsten ist es überall in unserem Land dasselbe, und diese Bedeutungen und Wahrheiten existieren. Belebt diese Dinge wieder, das ist die Identität eurer Stadt.

Der nächste Punkt betrifft den großen Wert der Märtyrer, wobei Worte hier nicht ausreichen. Wenn jemand über die Märtyrer sprechen würde, so soll er wissen, dass Worte ihre Größe und ihre Werte nicht beschreiben können. Ihre Worte, ihr spiritueller Weg, ihr Verhalten und ihr Wille lehren uns so viel. Ihr Wille ist wirklich mit Lektionen gefüllt. In einer öffentlichen Rede hat Imam [Chomeini] empfohlen, die Testamente der Märtyrer zu lesen, sie sind wirklich lesenswert.

Hier haben wir das Testament eines leidenschaftlichen, aufopferungsvollen, tugendhaften jungen Mannes aus Sabzevar, des Märtyrers Naser Baghani. Er war ein junger Mann, etwa 20 Jahre alt. Sein Testament ist es wert, zehn, ja zwanzig Mal gelesen zu werden! Ich habe es viele Male gelesen. Er war schon in seiner Jugend ein Mann. Wir haben auch den Märtyrer Nurali Schuschtari, einen reifen Mann mittleren Alters, der sein Leben im Dschihad verbrachte, auf dem Wege Gottes arbeitete und Opfer brachte. Auch er hat einen Willen, der voller Weisheit ist. Wenn man nur ein paar Zeilen seines Testaments liest, kann man sehen, dass es reine Weisheit ist. Ich kannte Märtyrer Schuschtari aus nächster Nähe, aber bei normalen, alltäglichen Begegnungen wäre man nie auf die Idee gekommen, dass seine Persönlichkeit eigentlich so viel Tiefe hat, und doch hat sie es.

Diese Testamente sind voller Lektionen, sie zeigen einen Weg. Die Märtyrer zu beschreiben, ist für jemanden wie mich eigentlich nicht möglich. Sie sind viel höher, größer, zarter und leuchtender, als dass wir es mit Worten ausdrücken oder beschreiben könnten. Aber wir sollten in ihre Fußstapfen treten, sie alle sind Vorbilder für uns. Die Märtyrer sind Vorbilder.

Märtyrer Schuschtari auf eine, Märtyrer Borunsi auf eine andere und Märtyrer Baghani wieder auf eine andere Weise; sie alle sind Vorbilder, so wie auch Märtyrer Hamidreza Aldaghi – dessen Märtyrertod die öffentliche Meinung des Landes erschütterte – auf eine andere Weise ein Vorbild darstellt. Sie alle sind Vorbilder. Jeder von ihnen kann uns auf seine eigene Art und Weise als Beispiel dienen, dem wir folgen können. Natürlich habe ich hier nur ein paar Märtyrer genannt. Sabzevar und Neyschabur haben zusammen knapp 4.500 Märtyrer, von denen jeder als ein weiterer Borunsi oder Baghani betrachtet werden kann. Jeder hat seine eigene Geschichte, jeder hat seine eigenen Probleme. Schon die Erwähnung ihrer Namen kann dazu führen, dass man sich vor ihnen schämt.

Gott sei Dank ist die Veröffentlichung von Biografien der Märtyrer nichts Neues für unser Land, aber auch dies sollte verbessert werden. Sie sollten in Quantität und Qualität zunehmen, und sie müssen auf praktikable Art und Weise geschrieben werden. Unsere Jugend sollte diese Bücher lesen, jeder sollte diese Bücher lesen und, so Gott will, dann auch diese Bücher für ihr Leben nutzen.

Ich hoffe, dass der allmächtige Gott uns mit ihnen [den Märtyrern] vereint, uns auf ihren Weg stellt und uns mit ihrer Fürsprache segnet. Mögen ihre reinen Seelen mit uns zufrieden sein und die reine Seele unseres großmütigen Imams [Chomeini] – der diese Bewegung begonnen hat – mit dem Propheten (s.) vereint sein.

Noch einmal danke ich Ihnen allen, dass Sie hierhergekommen sind und diese Konferenzen organisieren und abhalten. Ich bete, dass Gott Sie mit Erfolg in Ihren Bemühungen segnen möge, und durch Sie sende ich meine herzlichen und aufrichtigen Grüße an die Menschen in Sabzevar und Neyshabur.

Mögen Gottes Grüße, Gnade und Segen mit Euch sein.