Imam Chamenei: Verbindet euch mit dem Quran
Am 23. März 2023, also noch zu Beginn des gesegneten Monats Ramadan, traf sich Imam Chamenei, mit einer Reihe von Quran-Rezitatoren in der Imam Chomeini Hussainiyah und hielt dort folgend auf einige wunderschöne Quran-Rezitationen auch eine Rede. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der englischen Originalübersetzung.
Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden
Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).
Wir hatten heute ein sehr schönes und gesegnetes Treffen. In der Tat habt Ihr heute mit eurer Anwesenheit und diesem ansprechenden, schönen Programm den Monat Ramadhan eingeläutet und auch den Beginn unseres Jahres mit diesen schönen und süßen Rezitationen versüßt. Ich danke Euch herzlich dafür. Die vorgetragenen Rezitationen waren sehr gut.
Ich höre Quran-Rezitationen aus dem Radio und Quran-Fernsehsendungen jeweils in einem gewissen Umfang, und wann immer ich eine Rezitation höre, die ich ansprechend, reif und hervorragend finde, danke ich Gott aus tiefstem Herzen. Gott sei Dank passiert das oft, denn wir haben heute viele prominente Rezitatoren im Land, die gut und richtig rezitieren und die mit guten Rezitations-Methoden vertraut sind. Wir erleben wirklich, immer mehr, wie einer nach dem anderen so gut wird, und wir sollten Gott danken. Es ist wirklich unvergleichbar mit dem, was vor der Revolution der Fall war.
Vor der Revolution gab es in Maschhad, das als eines der wichtigsten Zentren für Rezitation und dergleichen galt, vielleicht nicht mehr als zwei oder höchstens drei Rezitatoren in der ganzen Stadt, die den Heiligen Quran gut und korrekt rezitieren konnten. Ich spreche jetzt nicht von den alten [Quran-]Lehrern, sondern ich meine diejenigen, die an unseren Treffen teilnahmen und die wir sahen – wie zum Beispiel Herr Fatemi und Herr Mochtari, es waren nur diese zwei oder drei Leute.
Aber heute sind es unzählige, denn Gott sei Dank gibt es im ganzen Land viele Quran-Rezitatoren. Sie haben den jungen Mann aus Buschehr gesehen, ich erinnere mich an das Jahr, in dem er hier rezitierte, er erklärte, dass er aus einem Dorf komme, in dem alle Bewohner mit Aufgaben rund um den Quran beschäftigt sind. Das Dorf ist ein quranisches Zentrum. Man sieht diese Dinge, und Gott sei Dank gibt es viele solcher Beispiele im ganzen Land. Das ist etwas, wofür man dankbar sein kann. Mir wurde gesagt, dass das Wachstum des Qurans in der Gesellschaft höher ist als alle anderen Indikatoren für das Wachstum im Land. Das ist erfreulich und etwas, worüber man sich sehr freuen kann.
Ich möchte nun aber noch ein paar Aspekte ansprechen, damit wir alle und auch die Rezitatoren selbst den wahren Wert ihrer Rezitationen wertschätzen können. Der Rezitator des Qurans vermittelt seinem Publikum die Botschaft des allmächtigen Herrn. Das bedeutet, dass Sie, wenn Sie hier sitzen und rezitieren, stets eine Mission erfüllen. Sie überbringen eine Botschaft. Sie überbringen Gottes Botschaft in unsere Herzen. Dies ist eine sehr erhabene und herausragende Position. Es ist eine große Ehre.
Es gibt einige Faktoren, die erforderlich sind, um diese Botschaft wirksam zu vermitteln. Einer dieser Faktoren ist eine gute Stimme, ein anderer ist der effektive Einsatz von bestimmten Techniken, so wie auch der Ton und einige andere Eigenschaften, die ich später kurz erwähnen werde. Ich habe festgestellt, dass einige unserer verehrten Rezitatoren, die ich im Radio gehört habe, mit diesen Punkten sehr vertraut sind und sie auch anwenden. Sie machen sich diese Dinge zu nutze und die Wirkung ihrer Rezitation nimmt zu.
Dem Heiligen Quran zuzuhören ist eine notwendige und obligatorische Aufgabe, ob man nun den Quran für sich selbst rezitiert oder der Rezitation eines anderen zuhört. Es ist ein Muss. Zunächst bedeutet es, an die Offenbarung zu glauben. „Diejenigen, denen Wir das Buch zukommen ließen und die es lesen, wie es richtig gelesen werden soll, glauben daran.“ [Heiliger Quran, 2:121]. Diejenigen, die den Heiligen Quran rezitieren, indem sie sich an das Recht der Rezitation halten, haben Glaubensüberzeugung. Somit ist das Rezitieren des Heiligen Qurans eine Voraussetzung für den Glauben. Oder auch: „Betrachten sie denn nicht sorgfältig den Quran?“ [Heiliger Quran, 4:82]. Wann findet das Nachdenken statt? Immer dann, wenn man rezitiert oder zuhört. Auf diese Weise geschieht es. Daher ist das Zuhören des Qurans nicht nur eine Freizeitbeschäftigung.
Wann immer ich mit verschiedenen Freunden von mir spreche, ob sie nun Beamte oder Nicht-Beamte oder junge Leute sind, wenn wir über den Heiligen Quran sprechen, sage ich ihnen, dass sie den Quran jeden Tag lesen müssen. Ich sage ihnen nicht, dass sie zum Beispiel jeden Tag einen halben Dschuz oder einen Hizb lesen sollen. Ihr könnt sogar nur eine Seite oder eine halbe Seite pro Tag lesen, aber hört nur bloß nicht auf! Es sollte keinen Tag im Jahr geben, an dem du den Heiligen Quran nicht aufschlägst und rezitierst.
Das Hören des Qurans ist also erstens eine Pflicht um unseren Glaubens willen, und zweitens liefert es die Grundlage für Gottes Gnade. „Und wenn der Quran verlesen wird, dann hört zu und seid still, auf dass ihr Erbarmen findet.“ [Heiliger Quran, 7:204]. Das Zuhören des Qurans bietet die Grundlage für Gottes Gnade. Was gibt es Besseres als dies? Es ist eines der wichtigsten Elemente, die einen Menschen in die Gnade Gottes einführen können.
Die Rezitation sollte von Nachdenken, von Vertiefung begleitet sein. Das Problem, das unser Volk hat, ist natürlich, dass es mit der Sprache des Qurans nicht richtig vertraut ist. In den arabischen Ländern, wo die gewöhnlichen Menschen zum Beispiel in der Imam-Husain-Moschee (in Kairo) oder an anderen Orten, vor dem Gemeinschaftsgebet gemeinsam sitzen und wo dann Rezitatoren den Quran vor den Gebeten lesen, dann verstehen die Menschen direkt auch die Bedeutung oder, mit anderen Worten, das Offenkundige des Qurans: „Wahrlich, das Offenkundige des Qurans ist elegant, und sein Innerstes ist tief.“ [Nahdsch ul-Balagha, 18. Predigt]. Er hat eine tiefe innere Bedeutung, von der das meiste vielleicht nicht allen Menschen zugänglich ist, und die von bestimmten Menschen mehr Interpretation und Erklärung erfordert. Die offensichtliche Bedeutung des Qurans kann jedoch von jedem genutzt werden. Jeder kann diese offensichtlichen Bedeutungen nutzen. Darin liegt unser Problem, das wir irgendwie lösen müssen.
Ich habe schon einmal angemerkt, dass eines der wichtigsten Dinge ist, dass wir in der Lage sein sollten, die Rezitation des Qurans mit einer interpretierenden Übersetzung zu kombinieren, nicht nur mit einer bloßen Übersetzung der Bedeutung der Worte, sondern auch mit einer interpretierenden Übersetzung. Einige der heute gebräuchlichen und den Menschen zur Verfügung stehenden Übersetzungen weisen diese Merkmale auf. Bestimmte Aspekte sind in ihnen angesprochen worden. Gott sei Dank, gibt es heute sehr schöne, flüssige Interpretationen. Das heißt, wir haben derzeit keine Probleme in Bezug auf Bücher, Quran-Übersetzungen und Auslegungen. Gott sei Dank gibt es eine Menge, die uns zur Verfügung steht. Wir haben den Tafsir „Nemooneh“ und andere verfügbare Kommentare, es gibt viele Kommentare dieser Art. Hier muss aber weiter gearbeitet werden. Experten, die sich mit Quranstudien beschäftigen, oder diejenigen, die sich für diese Themen interessieren, sollten eine Lösung finden, damit wir die Übersetzung in irgendeiner Form in die Qurankreise, in denen der Quran rezitiert wird, integrieren können.
Auf Radio Telavat gibt es eine kleine Aktion diesbezüglich, die mir gefällt. Bevor eine Rezitation von Versen aus dem Heiligen Quran ausgestrahlt wird, gibt der Moderator der Sendung eine Zusammenfassung des Inhalts von ein oder zwei Versen, die der Rezitator rezitieren wird, basierend auf den üblichen Interpretationen, die es gibt. Das ist großartig, das ist wirklich großartig! Wenn der Rezitator zum Beispiel 20 oder 30 Verse rezitiert, spricht der Moderator am Anfang zwar nur über einen oder zwei der Verse, aber das ist dennoch immer noch etwas, wofür man sehr dankbar sein kann. Das ist eine Sache, die derzeit bei Radio Telavat umgesetzt wird.
Etwas Ähnliches habe ich vor der Revolution in Sitzungen gemacht, in denen ich über quranische Themen gesprochen habe. Ich habe ein Thema aus dem Heiligen Quran ausführlich besprochen, zum Beispiel eine Stunde lang. Wir hatten die Verse für dieses Thema ausgewählt, und nach meiner Rede kam dann einer der Rezitatoren, einer meiner Freunde aus Maschhad – von denen einige, Gott sei Dank, noch am Leben sind, andere sind bereits verstorben –, setzte sich und rezitierte die entsprechenden Verse. Andere nutzen den Heiligen Quran als Einleitung zu ihrer Rede, aber ich habe meine Rede als Einleitung zum Quran genutzt. Ich hielt diese Quran-Reden im Stehen, dann kam ein Rezitator und setzte sich auf die Kanzel (Minbar), es gab einen Stuhl, es gab eine Minbar, und er rezitierte den Heiligen Quran. So haben wir das damals gemacht. Ich weiß nicht, wie praktikabel nun diese Vorgehensweise für solche Treffen sind, aber auf jeden Fall muss eine Methode gefunden werden. Diese Arbeit muss vielleicht den Qurankreisen übertragen werden, sie müssen herausfinden, was getan werden kann, damit die Menschen, wenn sie den Quran rezitieren oder hören, auch gleichzeitig seine Konzepte verstehen und nachvollziehen können.
Eine der sehr guten Taten ist es, die Rezitation des Qurans zu fördern und den Quran in den Moscheen zu hören. Es gibt zahlreiche Moscheen, in denen schöne Rezitationen stattfinden. Wenn wir können, sollten wir jede Moschee in eine Quran-Basis verwandeln. Wir sollten einen oder vielleicht auch ein paar Quran-Rezitatoren einladen – Gott sei Dank haben wir viele Rezitatoren –, die vor dem Gemeinschaftsgebet in die Moscheen kommen und dann rezitieren. Es wäre großartig, wenn sie das täglich tun könnten, aber gut, es könnte etwas schwierig sein. Dennoch sollte dann aber mindestens einmal in der Woche ein Qari [Quranreziatator], kommen und den Heiligen Quran in der Moschee rezitieren, damit die Leute ihm zuhören können. Vielleicht kann der Rezitator selbst oder jemand neben ihm einen kurzen und prägnanten Kommentar und eine Übersetzung geben, damit die Leute ihn verstehen können. Ich glaube, dass diese Dinge gut sind.
Fragen im Zusammenhang mit und rund um den Quran müssen mehr Aufmerksamkeit erhalten. Der Quran ist das Buch des Lebens, er ist das Buch der Weisheit, er ist ein Buch voller Lehren. Ich habe schon viel darüber gesprochen, ich möchte nicht wiederholen, was ich bereits gesagt habe. Der Quran enthält Lektionen für alle Bereiche des Lebens. Wenn wir dem Quran Aufmerksamkeit schenken und über ihn nachdenken, dann können wir auf jeder einzelnen Seite des Qurans Dutzende von wesentlichen Punkten über das Leben finden.
Dies sind wichtige Themen. Nicht nur die Angelegenheiten, die sich auf das Leben nach dem Tod beziehen – die im Heiligen Quran sehr tiefgründig, reichhaltig und im Überfluss Erwähnung finden – sondern auch die Fragen, die sich auf unser persönliches Leben, unser Familienleben, unsere Regierung, unsere internationalen Beziehungen beziehen, für all diese Dinge gibt es im Quran Weisheiten und Strategien. Also müssen wir davon Gebrauch machen. Wir müssen uns den Quran zunutze machen.
Gott sei Dank haben wir heute eine große quranische Gemeinschaft. Es gab eine Zeit, als wir diese Dinge sagten, es aber keine Infrastruktur dafür gab. Damals waren nur wenige Menschen mit dem Heiligen Quran vertraut, und diejenigen, die zum Beispiel als Prediger zu den Menschen sprachen, haben den Quran in den meisten ihrer Reden nicht verwendet. Gott sei Dank verfügen wir heute über eine reichhaltige Infrastruktur. Wir haben viele Quran-Rezitatoren, es gibt eine große Anzahl von Menschen, die den Quran auswendig gelernt haben. Wir haben viele Vortragende, die den Heiligen Quran intensiv nutzen für ihre Worte, und es gibt viele Zuhörer und Menschen, die sich für den Quran interessieren. Sie besuchen die Quran-Versammlungen. Das können wir klar sehen. Deshalb sollten wir so viel wie möglich daran arbeiten, den Quran zu rezitieren und mit ihm und seinen Konzepten vertraut zu werden. Dies ist eine wichtige Angelegenheit.
Ich möchte ein paar Worte an die Rezitatoren richten. Seid euch bewusst, dass ihr den Quran rezitiert und die Menschen davon profitieren, und dass der allmächtige Gott euch diese große Ehre und Gelegenheit gegeben hat, die Botschaft Gottes den Menschen zu vermitteln und die Herzen zu euren Zuhörern zu machen. Ich möchte ein paar Aspekte erwähnen. Eure Rezitationen sollten darauf abzielen, bei Ihren Zuhörern einen Eindruck zu hinterlassen. Es gibt bestimmte Möglichkeiten, dies zu erreichen, die ich später mit Euch teilen werde. Natürlich sind die meisten von Euch bereits damit vertraut – eine Wirkung auf Ihr Publikum zu erzielen. Das bedeutet, dass Ihr zu Beginn Eures Vortragens die Absicht haben solltet, Eure Zuhörer mit Eurem Vortrag zu beeinflussen.
Es gibt zwei Arten von Rezitationen: Die eine ist eine Rezitation, die eine Wirkung erzielen soll, die andere ist eine Rezitation, die zum Singen gedacht ist! Überrascht Euch das? Seid nicht überrascht! Da Ihr alle gute und gottesehrfürchtige Menschen mit aufrichtigen Absichten seid, könnte so etwas, Gott sei Dank, für Euch beunruhigend klingen. Aber nein, jeder, der diese ausländischen Rezitatoren außerhalb des Landes kennt – ich werde den Namen dieses Landes nicht nennen – wird sehen, dass es einige Rezitatoren gibt, die, wenn sie rezitieren, den Eindruck erwecken, als ob es ihnen darum ginge, ihre Töne und Techniken dem Publikum vorzuführen.
Sie haben auch ein professionelles Publikum, manche haben ein Publikum, das professionell ist. Die Geräusche, die sie machen, wenn sie schreien – man kann nicht verstehen, was sie sagen – diese Leute sind Profis, sie sind hauptsächlich auf diese Dinge aus.
Wenn man bei öffentlichen Quran-Versammlungen Menschen sieht, die das Wort „Allah“ rufen, und manchmal sieht man sie weinen, dann ist das die Art von Rezitation, die einen Eindruck bei den Menschen hinterlässt. Aber bei diesen besonderen Versammlungen, bei denen zum Beispiel 20, 50 oder 100 Leute den Rezitator umgeben, machen sie viel Lärm, es herrscht Aufruhr, diese Leute genießen die schöne, aktive Melodie, die der Rezitator benutzt, und sie und der Rezitator achten vielleicht nicht einmal auf die Bedeutung der Verse.
Ich werde euch ein Beispiel geben. Sagen wir einmal, es gibt einen Rezitator, der eine sehr gute Stimme hat, sagen wir zum Beispiel Muhammad Imran. Er hat eine sehr gute Stimme und er ist auch in der Melodie bewandert. Ich habe gehört, dass er die kompetenteste Person in arabischer Melodie ist. Er rezitiert den Quran. So rezitiert er die Sura Yusuf [der Imam beginnt auf arbaisch zu rezitieren]: „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden. Alif Lam Ra“ [Heiliger Quran, 12:1], gefolgt von „Dies sind die Zeichen des deutlichen Buches.“ [Heiliger Quran, 12:1]. Er rezitiert ein paar Verse und kehrt dann aber wieder zu „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden. Alif Lam Ra“ zurück und rezitiert den Rest nicht. Und dann rezitiert er wieder: „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden. Alif Lam Ra“. Ich habe es gezählt, er sagt: „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden. Alif Lam Ra“ vielleicht acht oder neun Mal in den ersten paar Minuten. Aber warum?
Die Wiederholung ist sehr gut, die Wiederholung der Verse: „Und wer spricht bessere Worte als der, der zu Gott ruft“ [Heiliger Quran, 41:33]. Angenommen, der Rezitator rezitiert dies sehr gut. Als Herr Fardi [einer der anwesenden Rezitatoren] die ersten paar Verse rezitierte, wartete ich nur darauf, dass er die ersten zwei bis drei Verse wiederholen würde. Sie sind es wert, wiederholt zu werden. Sie an einigen Stellen zu wiederholen, ist sehr gut, wichtig und notwendig. Sie zu wiederholen, kann bei den Menschen einen Eindruck hinterlassen.
Aber was bringt die Wiederholung von „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden. Alif Lam Ra“? Wie wirkt das auf das Publikum, außer dass es die verschiedenen Arten – die melodischen Formen – des Rezitierens demonstriert? Der Rezitator rezitiert und die Zuhörer hören zu. Diese Art der Rezitation ist nicht wünschenswert. Rezitationen müssen vorgetragen werden, um eine Wirkung bei den Menschen zu hinterlassen. Natürlich sollte der Rezitator in erster Linie selbst durch den Quran berührt und beeinflusst werden. Wenn der Rezitator selbst von seiner Rezitation beeinflusst wird – und man kann sehen, dass die Rezitationen einiger ägyptischer Rezitatoren sie selbst wirklich berühren – ist die Wirkung natürlich viel größer. Es gibt Wege, dies zu erreichen, von denen ich einige mit Euch teilen werde. Es geht nicht darum, dass ich Euch diese Technik beibringen will – Ihr kennt sie besser als ich –, sondern ich möchte auf einen anderen Aspekt hinweisen.
Eine der Techniken sind die Unterschiede zwischen den Qiraat [Lesearten]. Manche verwenden diese Techniken nur, um zu prahlen. Es ist wirklich sinnlos; „Shaaz“ [unregelmäßig] und schwache Rezitationsformen, getrennte Rezitationsformen und so weiter. Manchmal wird zum Beispiel ein Vers in fünf oder sechs Rezitationsarten auf verschiedene Weise wiederholt. Das hat wirklich keinen Sinn.
Diese Lesart in der Rezitation ist nicht sehr wünschenswert. Ich empfehle sie überhaupt nicht, auch wenn einige der Lesarten in der Rezitation sehr gut sind, wovon ich Euch einige Beispiele nennen werde. Einige Verwendungen verschiedener Lesarten in der Rezitation sind sehr gut, aber es gibt einige Stellen, an denen es zu Wiederholungen führt, die sinnlos sind und keine Wirkung hinterlassen, überhaupt keine. Manchmal lenkt es sogar die Aufmerksamkeit auf andere Dinge ab.
An einigen Stellen ist es jedoch sehr gut, ich werde Euch dafür ein paar Beispiele nennen. Eines davon ist Abdul Basits Rezitation der Sura Yusuf, in der er „Komm her“ [Heiliger Quran, 12:23] immer wieder wiederholt. Er wartet nicht, bis er den Vers beendet hat, bevor er ihn wiederholt: „Und sie sagte: Komm her. Und sie sagte: Komm her. Und sie sagte: Komm her.“ Er wiederholt es immer und immer wieder, weil er die Bedeutung der Situation zeigen will. Wenn er es nur vorliest und diesen Abschnitt einfach übergeht, wird die wichtige Situation von den Zuhörern nicht bemerkt werden. Die Wichtigkeit der Situation würde dann unerkannt bleiben. Ein junger Mann in einem privaten Raum mit einer schönen Frau, die darauf besteht, sich ihm zu nähern, aber lehnt ab. Das ist die Bedeutung des Themas. Abdul Basit will die Situation so in den Köpfen der Zuschauer verankern, dass sie sich vorstellen, dass sie sich vor ihren Augen abspielt, und deshalb wiederholt er sie immer wieder.
Diese Art der Wiederholung, bei der ein Vers immer und immer wieder wiederholt wird, ist auch bei den Rezitationen prominenter arabischer Rezitatoren selten. Dies war ein Beispiel. Das sind gute Beispiele. Wenn unsere lieben Rezitatoren diese Dinge praktizieren und sich genauso verhalten, dann wird es sehr gut sein, wenn sie dies an einem Ort rezitieren, an dem es zum Beispiel einen Unterschied in der Rezitation gibt.
Zum Beispiel in dem Vers: سَلَامٌ عَلَىٰ إِلْ يَاسِينَ [Heiliger Quran, 37:130] ist die Warsch-Rezitation davon „Aal-e Yasin“. „Salamun alaa ilyasin“, „Salamun alaa aal-e Yasin“ – Warsch ist der einzige, der dies als „Aal-e Yasin“ rezitiert hat, die anderen haben es als „Ilyasin“ rezitiert. Es ist also keine schlechte Idee, es zu wiederholen: „Salamun alaa ilyasin, salamun alaa aal-e Yasin“.
Ein weiteres interessantes Beispiel, das mich sehr angesprochen hat, ist Scheich Mustafa Ismails Rezitation der Sure An-Naml, in der der Prophet Suleiman (a.) fragt: „O ihr Vornehmen, wer von euch bringt mir ihren Thron, bevor sie ergeben zu mir kommen“ [Heiliger Quran 27:38]. Der folgende Vers. „Ein listiger Kraftprotz unter den Djinn sagte: Ich bringe ihn dir“ [Heiliger Quran 27:39], zeigt diesen Unterschied in der Rezitation. Außerdem standen die Dschinn unter dem Befehl des Propheten Suleiman (a.), aber ihre Herzen waren nicht bei ihm, wie in Sura Saba erwähnt wird: „Als er nun zu Boden fiel, wurde den Dschinn deutlich, dass sie, wenn sie das Unsichtbare gewusst hätten, nicht (weiter) in der schmählichen Pein geblieben wären.“ [Heiliger Quran, 34:14]. Dieser Vers zeigt, dass sie unter seinem Befehl standen, dass sie verpflichtet waren, zu gehorchen. Der Prophet Suleiman (a.) hatte die Kontrolle über sie, aber ihre Herzen waren nicht bei ihm.
Was macht nun Scheich Mustafa Ismail, wenn er den Vers rezitiert? – „Ein listiger Kraftprotz unter den Djinn sagte: Ich bringe ihn dir, bevor du dich von deiner Stelle erhebst.“ [Heiliger Quran, 27:39]. Dann rezitiert er zunächst dasselbe: „Ein listiger Kraftprotz unter den Djinn sagte: Ich bringe ihn dir, bevor du dich von deiner Stelle erhebst.“ Dann rezitiert er „Ich bringe ihn dir“ unter Verwendung der Warsch-Rezitation. Er wiederholt also die Angelegenheit unter Verwendung der Warsch-Rezitation. Warum? Weil die Warsch-Rezitation hier den Stolz dieses Dschinn besser hervorhebt: „Ich bringe ihn dir“. Seht ihr? Diese Art der Rezitation bewirkt diesen Effekt besser, deshalb wiederholt er sie.
Meiner Meinung nach wiederholt Mustafa Ismail in dieser Rezitation– im Hinblick auf das, was man über diesen großen, hervorragenden Rezitator weiß – hier die Stelle absichtlich sofort. Er wartet nicht, bis der Vers zu Ende ist, um dann wieder von vorne zu beginnen. Unmittelbar nach „Ich bringe ihn dir“ – das ist die berühmte Hafs aus der Asim-Rezitation – wiederholt er die Warsch-Rezitation, um das zu zeigen, was er hervorhebt.
Dann bringt „der, der Wissen aus dem Buch besaß“, den eben erwähnten Dschinn zum Schweigen und sagt: „Ich bringe ihn dir, bevor dein Blick zu dir zurückkehrt.“ [Heiliger Quran 27:40]. Scheich Mustafa Ismail tut an dieser Stelle jetzt wieder das Gleiche. Er rezitiert diesen Vers auf dieselbe Weise: „Ich bringe ihn dir, bevor dein Blick zu dir zurückkehrt“. Ein aufrichtiger Gläubiger aus den Reihen der Gefährten des Propheten Suleiman (a.) antwortet also auf die falsche, arrogante Handlung des fremdartigen Dschinns und bringt ihn tatsächlich so zum Schweigen.
Sie sehen, dass es definitiv eine gute Sache ist, diese unterschiedlichen Lesarten in der Rezitation auf diese Weise zu nutzen, aber wenn die Lesart ein wenig anders gemacht wird, ohne diese Genauigkeit oder Rücksichtnahme, dann ist das meiner Meinung nach nicht gut – denn wie Ihr wisst, lebte Warsch in Ägypten und in der Tat ist das Erbe der Ägypter die Warsch-Rezitation, deshalb ist es für sie auch sehr wichtig. Ihr habt wahrscheinlich gehört, dass es dort sogar Tartils nur mit Warsch-Rezitationen gibt, sie verwenden die Warsch-Rezitationen von Anfang bis Ende. Die Warsch-Rezitation ist in Ägypten und einigen nordafrikanischen Ländern, die den westlichen Teil der islamischen Welt bilden, weit verbreitet. Die Hamza-Rezitation ist auch wegen der Pausen sehr schön, die nach einem Sukun-Buchstaben entsteht. Auch das ist in manchen Fällen kein Problem.
Aber es ist nicht richtig, in diesen verschiedenen Arten von Rezitationen zu übertreiben oder auf alle möglichen Ausdrücke zurückzugreifen, insbesondere auf einige der seltsamsten Arten, zum Beispiel das Praktizieren von „imala“ [seltene Rezitationsregel]. Man kann nicht nachvollziehen, warum sie das tun. Ich glaube nicht, dass irgendein Araber in der arabischen Welt heute „imala“ in einer solchen Weise in seiner Rede verwendet.
Vielleicht war es damals üblich, als Hamza, einer der sieben Quran-Rezitatoren, so etwas rezitierte, aber ich bezweifle, dass heute in der arabischen Welt jemand so spricht oder die Vokale so verschiebt. Ich meine, ich habe noch nie davon gehört und es auch noch nie gesehen. So viel jedenfalls dazu.
Ein weiterer Aspekt, der eigentlich schon wieder eine andere Technik ist, betrifft die Verbindungen und die Haltestellen. Einer der angesehenen Rezitatoren, der heute hier rezitiert hat, war in dieser Hinsicht sehr gut. Eigentlich waren die meisten der Herren, die heute rezitiert haben, besonders einer von ihnen, sehr gut darin, Pausen zu machen, damit die Zuhörer ihnen ihre Aufmerksamkeit schenken.
Es gibt Zeiten, in denen das Halten während der Rezitation eines Quranverses dazu führt, dass sich das Thema in den Köpfen der Menschen festsetzt. Manchmal führt es dazu, dass die Wichtigkeit des Themas und die Merkmale und Punkte, die darin vorkommen, aufgezeigt werden. So ist es manchmal. Dies waren einige Beispiele um die Sache klarzumachen.
Was mir jetzt gerade wieder einfällt, ist auch noch Mustafa Ismails Rezitation der Sure al-Qasas. „Die eine von den beiden kam zu ihm, sie ging verschämt.“ [Heiliger Quran, 28:25]. Wie würden wir das also rezitieren? Wir würden es auf diese Weise rezitieren [der Imam rezitiert auf eine bestimmte Weise]. Das ist die übliche Rezitation des Textes. Aber so rezitiert Mustafa Ismail es nicht. Er sagt: „fajaat-hu ihda huma tamschi“, dann sagt er nicht sofort „ala istihya“. Er macht erst eine Pause, dann sagt er „ala istihya“. Warum? Weil die Bescheidenheit dieses Mädchens eine Bedeutung hat. Das ist dasselbe Mädchen, das eine halbe Stunde vorher oder eine Stunde vorher neben diesem jungen Mann stand, er gab ihren Schafen etwas Wasser und ging. Warum ist sie jetzt schüchtern, war aber damals nicht schüchtern? Weil sie hier zu ihrem Vater gegangen ist und einige nette Dinge über diesen jungen Mann gesagt worden sind. In ihrem Haus hat ein Gespräch über diesen jungen Mann stattgefunden. Deshalb ist sie schüchtern, als sie zurückkehrt.
Er will auf diesen Aspekt darauf hinweisen, er will es hervorheben. Deshalb sagt er „tamshi“ und trennt „ala istihya“, indem er beides getrennt sagt. Ich denke, es ist sehr gut, wenn man auf diese Dinge achten kann, oder auf die Wiederholung einiger Verse oder Sätze oder auf die Intonation – das Ansteigen und Abfallen der Tonlage – an einigen Stellen. Das sind alles wichtige Techniken, die dazu beitragen, dass der Quran die Herzen der Menschen beeinflusst, dass in ihren Herzen eine Wirkung erzielt wird.
Wie auch immer, Eure Arbeit ist wichtig. Es ist eine große Aufgabe, sie ist herausragend, sie ist eine technische Aufgabe, sie ist eine Form von Kunst. Was Ihr tut, ist eine Kunst. Das Rezitieren des Heiligen Qurans ist eine große Kunst. Das heißt, es ist eine Kombination aus Melodien und verschiedenen anderen Merkmalen, die bei der Rezitation berücksichtigt werden, damit auch eine Wirkung erzielt wird. Stellt nur sicher, dass Ihr Eure Rezitationen nicht ausführt, um verschiedene Töne den Menschen zu zeigen und sie zu beeindrucken. Welchen Ton Ihr auch immer für Eure Rezitation wählt, tut es mit der Absicht, die Herzen Eures Publikums zu beeinflussen. Das sollte Eure Absicht und Euer Ziel sein.
Seid nicht wie einige der berühmten arabischen Rezitatoren. Ich habe zwar einige gute Dinge über Mustafa Ismail gesagt, aber auch er ist manchmal so. Manchmal rezitiert er auf eine Art und Weise, die den Eindruck erweckt, als wolle er den Ton und die Qualität seiner Rezitation zur Schau stellen, um sein Publikum zu beeindrucken. In vielen Fällen ist seine Rezitation jedoch eine spirituell einflussreiche Rezitation.
Ich hoffe, dass der allmächtige Gott Euch und uns allen die Möglichkeit gibt, den Quran besser kennenzulernen und, so Gott will, wird Er uns die Möglichkeit geben, unsere Pflichten im Hinblick auf den Quran zu erfüllen.
Wichtig ist, das zu praktizieren, was im Quran steht, was ein ganz anderes und viel breiter gefächertes Thema ist. Ich habe Euch die Merkmale der Rezitation und des Respekts vor dem Quran mitgeteilt. Ich hoffe, dass Gott Euch allen Erfolg schenken wird.
O Herr! Bei Muhammad und dem Hause Muhammads, verbinde uns mit dem Quran. Erhalte uns am Leben mit dem Quran. Verbinde uns mit dem Quran, wenn wir in unseren Gräbern sind und auch bei unserer Auferstehung. Gewähre uns die größten Vorteile des Qurans. Mache unsere Gesellschaft zu einer quranischen Gesellschaft.
Herr, mache diejenigen, die uns den Quran gelehrt haben, diejenigen, die uns Tadschwid [korrekte Rezitation des Qurans] gelehrt haben, diejenigen, die uns die Geheimnisse des Qurans gelehrt haben, deiner Gnade, Barmherzigkeit und Vergebung unterworfen. Möge Gott unsere Quran-Lehrer mit Seinen Freunden vereinen.
Mögen Gottes Grüße, Gnade und Segen auf euch sein.