Imam Chamenei: Rede zur Berufung des Propheten (s.)

Am 18. Februar 2023 hielt Imam Chamenei, bei einem Treffen anlässlich des segensreichen Jahrestages des Id al-Mab’ath eine Rede, vor einer Reihe von offiziellen Vertretern und Botschaftern verschiedener islamischer Länder. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der englischen Originalübersetzung.

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden

Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).

Ich möchte Sie alle, die Sie heute hier anwesend sind, sowie die iranische Nation und alle Muslime und Wahrheitssuchenden der Welt zu dem verheißungsvollen Tag des Id al-Mab’ath [Berufung des Propheten] beglückwünschen, denn wenn der Ruf von Bi’tha [die Ernennung Muhammads (s.) zum Propheten] von den Herzen der Wahrheitssuchenden der Welt gehört wird, dann werden sie mit Sicherheit davon angezogen werden.

Wenn man genau überlegt, dann kann man verstehen, dass die Berufung des heiligen Propheten (s.) zum Prophetentum das größte Geschenk ist, das der allmächtige Gott der gesamten Menschheit gemacht hat. Über die Gaben Gottes heißt es: „Und wenn ihr die Gnade Gottes aufzählen wolltet, könntet ihr sie nicht erfassen.“ [Heiliger Quran, 16:18]. Doch kein Segen und keine Gabe ist gleichwertig mit der Größe und Bedeutung der Bi’tha des Propheten. Der Grund dafür ist, dass seine Ernennung zum Propheten Schätze für die Menschheit mit sich brachte, die nie enden werden. Die Menschen mögen diese Schätze nutzen oder nicht, aber diese großen Schätze, die die Berufung des Propheten (s.) für die Menschheit gebracht hat, stehen der gesamten Menschheit zur Verfügung. Diese Schätze können das Glück der Menschen in ihrem dies-, sowie in ihrem jenseitigen Leben sichern. Der Mensch kann zu diesem Punkt der Erkenntnis kommen, indem er Berechnungen anstellt, indem er nachdenkt. Was aber sind nun diese Schätze?

Zunächst einmal ist da der Monotheismus. Der Monotheismus ist der Schatz, der an Gewicht und Bedeutung durch nichts zu übertreffen ist, denn die Anbetung Gottes befreit die Menschen von der Sklaverei und der Knechtschaft gegenüber anderen. Das ist die Misere, in der sich die Menschheit befindet. Die Misere des Menschen besteht darin, dass er von anderen gefangen gehalten wird. Das war im Laufe der Geschichte immer so. So etwas wird jedoch durch den Dienst an Gott beseitigt. Wenn ein Mensch ein Diener Gottes im wahren Sinne des Wortes ist und sich wirklich an den Monotheismus hält, der die Negation der Anbetung anderer als Gott ist, dann wird er sich von der Knechtschaft anderer und ganz allgemein von den Dingen befreien, von denen Sie alle schon oft in der Geschichte gehört haben und von denen wir selbst Zeugen sind – Dinge wie Morde, Unterdrückung, Massaker, Kriege und dergleichen. Dies ist eine der Gaben, die die Ernennung des Propheten (s.) zum Prophetentum mit sich bringt.

Eine andere Gabe ist die Läuterung: „Gott hat den Gläubigen eine Wohltat erwiesen, als Er unter ihnen einen Gesandten aus ihrer Mitte hat erstehen lassen, der ihnen seine Zeichen verliest, sie läutert und sie das Buch und die Weisheit lehrt.“ [Heiliger Quran, 3:164]. Also: „[…] sie läutert […].. Die Läuterung ist in der Tat die Medizin, die die Menschheit vom Verderben befreit. Es ist die Läuterung, die die verschiedenen moralischen Laster aus der menschlichen Gesellschaft, aus dem Wesen der Menschen, entfernt und die Herzen der Menschen reinigt.

Die Lehre des Buches ist eine weitere der Gaben: „Und sie das Buch […] lehrt.“ [Heiliger Quran, 3:164]. Die Lehre des Buches. Das Buch zu lehren bedeutet, dass das Leben unter göttlicher Führung steht. Gott, der Eigentümer, Schöpfer und Herr von allem ist, hat einen Weg für das menschliche Leben festgelegt, damit die Menschen diesem Weg folgen können. Das ist die Lehre des Buches. Und es gibt auch Weisheit: „Und sie das Buch und die Weisheit lehrt.“ [Heiliger Quran, 3:164]. Das bedeutet, dass die Gesellschaft durch Vernunft, Weisheit, Klugheit und Verstand geleitet werden soll. Sie sehen, dies sind alles Gaben, die durch die Ernennung des letzten Gesandten Gottes mit einhergehen. Natürlich ähneln einige oder viele dieser Grundsätze denen, die auch von anderen Propheten gebracht wurden. Sie stimmen überein. Aber dies ist nun die vollständige Version.

Eine weitere Gabe, die wahrlich zu den Schätzen der Bi’tha gehört, ist die Lehre vom Widerstand. Widerstand ist das Geheimnis, um ein Ziel zu erreichen. Welche Ziele du auch immer hast, ob es Ziele im Diesseits oder im Jenseits sind, du kannst sie durch Beharrlichkeit, Widerstand und Verfolgung erreichen. Ohne diese Dinge können Sie diese Ziele nicht erreichen. „So verhalte dich recht, wie dir befohlen wurde, du und diejenigen, die mit dir umkehren, und zeigt kein Übermaß an Frevel.“ [Heiliger Quran, 11:112]. Der Heilige Quran hat uns diese Anweisung gegeben. Die Berufung des Propheten (s.) zum Prophetentum hat diesen Schatz gebracht, damit wir daraus lernen und erkennen, was wir tun müssen.

Da ist der einzigartige Schatz der Gerechtigkeit. Das bedeutet Gerechtigkeit ohne Verletzung von Recht, sei es in wirtschaftlichen Fragen, auf dem Gebiet der humanistischen Fragen oder der sozialen Gerechtigkeit im Allgemeinen. Das ist auch einer der Schätze, die uns die Berufung des Propheten (s.) gegeben hat. Führt euer Leben mit „Gerechtigkeit“, wie es heißt, „[…] damit die Menschen für die Gerechtigkeit eintreten.“ [Heiliger Quran, 57:25]. Der Mensch sollte sein Leben in Gerechtigkeit führen. Die Propheten sind gekommen, um die Menschen auf diesen Weg zu bringen und sie zu lehren.

Einer der wichtigsten Schätze, dem leider nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist die Entschlossenheit und die Unbeugsamkeit gegenüber Missetätern. Menschliche Gesellschaften leiden normalerweise unter dem Einfluss ihrer Feinde, wovon in dem Vers „Und diejenigen, die mit ihm sind, sind den Ungläubigen gegenüber heftig“ [Heiliger Quran, 48:29] die Rede ist. „Heftig“ bedeutet nicht Heftigkeit im Handeln, so wie es in der persischen Sprache verwendet wird. „Heftig“ bedeutet hier, hart, fest, streng und unnachgiebig zu sein. Dies ist die Bedeutung von „heftig gegen die Ungläubigen“. Lasst ihren Einfluss nicht in eure Gesellschaft eindringen. Wenn der Einfluss eines Feindes, einer fremden Macht oder eines Ungläubigen vorhanden ist, bedeutet das, dass Sie keine eigene Autorität mehr haben. Sie kommen, und Ihre Gesellschaft wird wie eine bewusstlose Person, der man alles Mögliche einflößen kann, sie kann sich nicht mehr wehren. Jedoch können Sie gute, geordnete, logische, weise Beziehungen durch Ihren eigenen Willen hervorrufen. Das ist es, was gut ist.

Oder auch Freundlichkeit, Zuneigung, Aufrichtigkeit und Herzlichkeit zwischen den Menschen in einer Gesellschaft. Dieses „[…] gegeneinander aber gnädig.“ [Heiliger Quran, 48:29] ist auch einer dieser Schätze. Das Leben in der Gesellschaft sollte von Gnadenreichtum, Großherzigkeit und solchen Verhaltensweisen und Eigenschaften geprägt sein.

Ein weiterer Schatz ist, dass der Mensch sich von den Frevlern und Übeltätern in der Welt fernhalten muss. Er sollte sich nicht mit ihnen zusammentun: „Meidet die Taghut (Unterdrücker)“ [Heiliger Quran, 16:36]. Der Koran lehrt uns, die Unterdrücker zu meiden. Dies ist einer der Schätze, die immer genutzt werden können, um unser Leben in die richtige Richtung zu lenken.

Außerdem erklärt der Quran, dass man sich von den Ketten der Unwissenheit, der Vorurteile, der Untätigkeit, der Stagnation und solchen Dingen befreien muss: „Und er nimmt ihnen ihre Last und die Fesseln, die auf ihnen lagen, ab.“ [Heiliger Quran, 7:157]. Es gibt Tausende solcher kostbaren Schätze im Heiligen Quran, in den Lehren des Islams und in der Berufung des Propheten (s.). Diese Ernennung des Propheten (s.) hat uns diese Schätze gegeben und gebracht.

Einige von uns Muslimen sind sich dieser Schätze nicht einmal bewusst. Einige von uns leugnen sie und sind undankbar für diese großen göttlichen Gaben. Manche von uns sind stolz auf sie, aber sie handeln nicht danach. So ist das nun einmal. Was ist die Konsequenz daraus? Das Ergebnis ist, dass die islamische Welt gespalten wird, dass sie zurückbleibt und dass sie sowohl im Wissen als auch im Handeln schwächelt. Das ist die Folge. Es gab eine Zeit, in der die Muslime in der Lage waren, die größten Zivilisationen ihrer Zeit aufzubauen, indem sie teilweise, wenn nicht sogar vollständig, in Übereinstimmung mit diesen großen Schätzen handelten. Im dritten und vierten Jahrhundert nach der Einwanderung der Muslime gab es keine andere Regierung, Macht oder Nation auf der Erde, die so fortgeschritten war wie die islamische Nation. Und das, obwohl wir wissen, dass sie damals nur teilweise in Übereinstimmung mit diesen Schätzen gehandelt haben. Die Menschen, die regierten, waren keine guten Menschen. Sie waren nicht geeignet oder perfekt, aber dennoch war die Regierung effektiv. Wir können die Schwächen, die in der islamischen Welt bestehen, beseitigen, indem wir uns auf diese Schätze beziehen, die uns durch die Ernennung des Propheten (s.) geschenkt wurden – die Schätze, die sich auf die islamischen Lehren beziehen, die sich auf die islamischen Regeln beziehen und die sich auf die islamische Ethik beziehen. So sieht es aus.

Ein Thema ist die Palästinenserfrage, die auch heute wieder eines unserer wichtigsten Themen ist. Eine Nation, ein Land, ist völlig unter der Kontrolle einiger wilder, bösartiger, böser Menschen – es sind keine normalen Menschen – und die islamische Welt sieht zu, wie dies geschieht! Das palästinensische Volk – das heißt diejenigen, die geblieben sind und noch nicht vertrieben wurden –, dieses Volk wird jeden Tag in seinem eigenen Land und in seinen eigenen Häusern unterdrückt. Die Zionisten zerstören jeden Tag eine Ecke und bauen zionistische Siedlungen vor den Augen der islamischen Welt. All diese islamischen Regierungen, mit all dem Reichtum, den es in der islamischen Welt gibt, und mit all den Fähigkeiten, die die islamische Welt als Ganzes hat, sehen zu, wie dies geschieht. Seit vielen Jahren wird ein Volk vor den Augen der Welt auf diese Weise unterdrückt. Dies hat auch der islamischen Welt selbst geschadet. Die islamischen Regierungen und Länder haben angesichts dieser Art von Aggression, die eine Aggression gegen sie selbst und die islamische Nation ist, geschwiegen. In einigen Fällen, vor allem in jüngster Zeit, haben sie sich leider auch darauf eingelassen (mit dem Feind zu kooperieren). Auch diese Länder sind geschwächt worden. Das ist die Situation, in der sie sich befinden, und das hat es dem Feind ermöglicht, sie zu beherrschen.

Heute meinen die fortschrittlichsten Länder der Welt, die Weltmächte, das Recht zu haben, sich in die Angelegenheiten der islamischen Länder einzumischen. Sie kommen und mischen sich ein – die USA auf die eine und Frankreich auf die andere Weise. Jeder mischt sich auf eine bestimmte Art und Weise in die Angelegenheiten der islamischen Länder ein, und sie meinen, sie hätten das Recht dazu! Sie sind nicht einmal in der Lage, ihre eigenen Länder zu verwalten. Sie waren nicht in der Lage, ihre eigenen Probleme in ihren eigenen Ländern zu lösen, und doch wollen sie kommen und islamische Länder unter dem Vorwand besetzen, die Probleme in diesen Ländern zu lösen. Das zeigt die Schwäche der islamischen Welt und die Schwäche der islamischen Regierungen, die die palästinensische Frage vernachlässigen.

Hätten die islamischen Regierungen im Falle Palästinas vom ersten Tag an fest gestanden und Widerstand geleistet, sähe die Situation in unserer Region, der west-asiatischen Region, heute mit Sicherheit anders aus. Heute wären wir stärker, geeinter und in vielerlei Hinsicht wäre unsere Situation besser. Damals schrieben die Wohlwollenden, wie die großen religiösen Gelehrten von Nadschaf, Briefe, gaben ihre Stellungnahmen ab und hielten Predigten zum Thema Palästina und der Besetzung Palästinas. Einige sympathische Personen und Menschen, denen das Thema wirklich am Herzen lag, taten dasselbe. Ein arabischer Dichter hat gesagt: „Wenn du Palästina verlierst, wirst du ein Leben voller Kämpfe und Schmerzen führen.“

Sein Gedicht ist wahr. Wenn du Palästina aufgibst, wirst du über einen langen Zeitraum hinweg unter Schmerzen, Leiden und dergleichen leiden. Wären wir vom ersten Tag an nur fester dabei gewesen!

Heute bringt die Islamische Republik ausdrücklich und offen zum Ausdruck, was in den Herzen der unterdrückten Muslime Palästinas vorgeht. Es interessiert uns nicht, was andere denken. Wir sprechen die Wahrheit mit lauter Stimme aus. Wir unterstützen und verteidigen das palästinensische Volk, und wir erklären, dass wir es verteidigen werden. Wir werden das palästinensische Volk auf jede erdenkliche Weise verteidigen. Dies hat dazu geführt, dass die Feinde sich auf die Verbreitung von Iran-Feindlichkeit konzentrieren und dass diejenigen, die eigentlich verpflichtet sind, Palästina zu helfen, mindestens so viel wie wir ihnen helfen, den Feinden in Bezug auf Iran-Feindlichkeit zustimmen.

Die Lösung für all diese Probleme ist die Rückkehr zum Islam, zur Einheit der islamischen Nationen, zur Empathie zwischen den islamischen Nationen und zu einer echten Zusammenarbeit zwischen den islamischen Regierungen, nicht zu einer oberflächlichen Zusammenarbeit. Sie müssen wirklich zusammenarbeiten und sich ineinander einfühlen. Alle Teile der islamischen Nation müssen miteinander kooperieren. Probleme tauchen immer auf. Wenn man sich das verheerende Erdbeben ansieht, das kürzlich Syrien und die Türkei heimgesucht hat, dann war das ein tragisches Ereignis. Das ist etwas, das alle Muslime betrifft. Das heißt, jeder sollte sich durch solche Ereignisse wirklich betroffen und traurig fühlen. Im Vergleich zu politischen Themen wie der Palästina-Frage und der Intervention der USA in verschiedenen Ländern der Region, wie Syrien und anderen, ist dies jedoch eine Kleinigkeit. Aber gleichzeitig ist es immer noch eine wichtige Tragödie.

Ich hoffe, dass der allmächtige Gott uns allen helfen wird, die Ernennung des Propheten zum Prophetentum wirklich zu nutzen und die Mab’ath des heiligen Propheten (s.) zu einem wahren Fest für die islamische Welt und die islamische Nation zu machen. Möge Gott uns auf dieser Reise beistehen und den Status unseres großmütigen Imams [Chomeini] erhöhen, denn er war derjenige, der uns diesen Weg geebnet und uns auf diesen Pfad geführt hat. Möge Gott unsere geschätzten Märtyrer mit den ersten Märtyrern des Islam vereinen.

Mögen Gottes Grüße, seine Gnade und sein Segen auf Ihnen ruhen.