Imam Chamenei zu den Aufgaben von Ministern und Gouverneuren



Am 28. Mai 2025 hielt Imam Chamenei bei einem Treffen mit Ministern und Gouverneuren eine Rede. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der Rede aus dem persischen Original. Obwohl es für alle hier veröffentlichten Texte gilt, wird darauf verwiesen, dass die Übersetzung zu Dokumentationszwecken ohne jegliche Kommentierung erfolgt und die dargestellte Meinung nicht mit der Meinung der Herausgeber übereinstimmen muss.
Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden
Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten, und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi), unsere Seelen seien ihm geopfert.
Herzlich willkommen, liebe Brüder und liebe Schwestern. Wir hoffen, dass euch, so Gott will, göttlicher Beistand zuteil wird und dass die lange und gehaltvolle Liste, die Herr Momeni vorgetragen hat, auch tatsächlich in eurem Handeln umgesetzt wird. Im Grunde ist alles Wichtige bereits in dem enthalten, was er gesagt hat. Bittet Gott, den Erhabenen, um Erfolg – sowohl ihr als auch wir – damit wir all diese Punkte verwirklichen können. Entscheidend ist die Zeitplanung. Legt für euch selbst einen Zeitplan fest. Vielleicht ist es in manchen Fällen notwendig, dass auch das Innenministerium bei der Zeitplanung mitwirkt, aber in vielen Fällen nicht – dort könnt ihr als Gouverneur selbst planen. Wenn zum Beispiel ein bestimmter Tag dem Thema Investitionen und Beschäftigung gewidmet ist – sehr gut –, dann bleibt an diesem Tag aber nicht untätig. Es kommt vor, dass man irgendwo hingeht, in einem Raum sitzt, in einer Runde, und gar nicht weiß, was zu tun ist. Schon allein die Nutzung dieser Gelegenheit erfordert Planung. Ich habe mir auch ein paar Sätze notiert, die ich euch gerne mitteilen möchte.
Der erste Punkt ist: Die Gouverneure sind die umfassenden Leiter ihrer Provinzen. Davon bin ich fest überzeugt. In mehreren aufeinanderfolgenden Regierungen habe ich dies immer wieder als Grundsatz betont und klargestellt, dass den Gouverneuren entsprechende Befugnisse eingeräumt werden müssen. Doch die Präsidenten waren nicht in der Lage, sich gegen den Widerstand mancher Minister durchzusetzen. Die Minister wollen schließlich ihre Generaldirektoren in den Provinzen selbst führen und kontrollieren. Daher ist es für manche schwer zu akzeptieren, dass der Gouverneur volle Entscheidungsgewalt haben soll. Natürlich gibt es einige, die für das Wohl des Landes bereit sind, auf vieles zu verzichten. Nach meiner Überzeugung seid ihr die Hauptverantwortlichen für eure gesamte Provinz – von städtischen Dienstleistungen über Umweltschutz, Produktion, Grenzmärkte – wo vorhanden –, bis hin zu außenpolitischen Kontakten auf Provinzebene. In all diesen Bereichen seid ihr die führende Instanz. Das bedeutet: Ihr müsst Entscheidungen treffen, ihr müsst handeln, ihr müsst nachverfolgen und dranbleiben.
Glücklicherweise gibt es derzeit im Land viele Gelegenheiten – das heißt, jetzt, wo ihr an der Reihe seid, gibt es zahlreiche Chancen. Was bedeutet „Gelegenheit“? Es bedeutet, dass es in der allgemeinen Lage des Landes keine besonderen Störungen gibt: Wir führen keinen Krieg, wir haben keine Epidemie – in den Tagen von Corona war es ja kaum möglich, in Ruhe zu arbeiten, doch das betrifft euch jetzt nicht – und wir haben auch kein ernsthaftes Sicherheitsproblem [Rede ist vom 28.05.2025]. Natürlich gibt es kleinere Vorfälle, das ist uns nicht unbekannt, aber es gibt keine akuten sicherheitspolitischen Krisen. Auch partei- und fraktions-politische Spannungen, wie sie früher einmal sehr ausgeprägt waren, sind momentan nicht vorhanden. Daher ist das allgemeine Klima im Land aktuell günstig.
Zusätzlich dazu verfügt ihr über ein enormes menschliches Kapital. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ihr eure eigenen Fachkräfte überhaupt kennt. Denn viele dieser Menschen wenden sich direkt an mich. Wir haben in diesem Land eine solch große Zahl an gebildeten, fähigen, ideenreichen und arbeitsbegeisterten jungen Leuten unter verschiedensten Namen, dass es wirklich schwer ist, sie alle zu zählen. Immer wenn solche junge Menschen im Laufe der Jahre zu mir kamen und ich sie einem Ministerium empfohlen habe, hat dieses sie angenommen. Sie gingen dorthin, machten Fortschritte und meldeten sich später bei uns, um ihre Entwicklung mitzuteilen und sich zu bedanken. Das ist eine der Ressourcen des Landes – sucht sie, ihr werdet sie leicht finden. Eben hat einer der Anwesenden gesagt, dass manche fertigen Projekte Personen überlassen werden, deren Identität unklar ist. Zum Beispiel auf freiwilliger Basis. Gerade hier kommen wissensbasierte Unternehmen und junge Talente ins Spiel. Diese sollen erfahren, dass solche Projekte mit den entsprechenden Ressourcen für sie bereitstehen und sie können sie dann weiterentwickeln. Kurzum: Das menschliche Kapital ist eine eurer wichtigsten Chancen.
Die Beteiligung an regionalen Organisationen wie BRICS und der Shanghaier Organisation ist für die Zusammenarbeit ebenfalls eine der derzeitigen Gelegenheiten. Heute haben wir diese Möglichkeit – gestern hatten wir sie nicht, und was morgen ist, wissen wir nicht. Aber jetzt ist sie da, und wir sollten sie nutzen. Auch unsere zahlreichen Nachbarländer stellen eine große Chance dar. Der erste Punkt ist also: Unser Land verfügt heute über viele Gelegenheiten und Möglichkeiten.
Ich möchte noch etwas hinzufügen und es ist wirklich gerechtfertigt: Auch Herr Momeni ist eine solche Gelegenheit. Warum? Weil er durch seine frühere Tätigkeit das ganze Land kennt – alle Städte, alle Regionen, jedes Gebiet. Allein das ist schon ein Vorteil. Nutzt auch diese Gelegenheit.
Zweiter Punkt: Wenn wir wollen, dass ein Manager in seinem Dienst [Arbeit] Erfolg hat, muss der Geist des Dienens und auch Redlichkeit in der Arbeit in ihm vorhanden sein. Nun, ihr seid, Gott sei Dank, gewählt worden und durch Auswahl an eure Arbeit gekommen, aber unter eurem Befehl gibt es Dutzende von Managern, die ihr auswählen müsst. Angefangen von den Gouverneuren über die Bezirksvorsteher zu ihren Stellvertretern bis hin zu den übrigen. Wählt Leute aus, die diese Eigenschaften haben: Erstens soll er den Geist des Dienens haben, dienen wollen, verliebt ins Dienen sein. Zweitens soll er innere Gesundheit haben, kein Verlangen nach ungeeigneten und unwürdigen Dingen in der Führungsarbeit haben. Jetzt kann ich diese ungeeigneten Dinge nicht einzeln aufzählen, aber es gibt viele Dinge, die für Manager ungeeignet sind. Wenn der Ort für solche Manager die Arena des Dienens ist, kann keine gute Gelegenheit verpasst werden. Das heißt, dann können wir wirklich alle Gelegenheiten nutzen.
Für jene, denen ich diese Empfehlung mache, ist auch dies ein wichtiger Punkt: Wenn die Dienstleistenden, die Manager, die Verantwortlichen, in jedem Bereich, auf jeder Ebene, so vorgehen, wie wir gesagt haben, wenn sie auf diesem geraden Weg gehen – denn das ist der gerade Weg – dann lösen sie die Probleme des Landes und verlieren dabei auch nichts. Die Dienstzeit ist keine lange Zeit, sie ist kurz. Angenommen, wir könnten neben der Arbeit nun auch noch eigene Geschäfte betreiben: Wir sollten das nicht tun! Wir verlieren dadurch nichts. Letztlich dauert unsere Amtszeit als Gouverneur vier Jahre oder höchstens acht Jahre, mehr ist es ja nicht. Diese acht Jahre sollten wir darauf achten, uns nicht in dieses Loch zu stürzen. Danach, wenn es vorbei ist, was immer wir tun, schadet es dem Land nicht. Aber wenn wir etwas tun, das zu einem Interessenkonflikt führt, wie es üblich und geläufig gesagt wird, entsteht ein Problem für das Land. Während der Dienstzeit ist das so. Es entsteht ein Problem. Und wir haben Leute gesehen, die während ihrer Amtszeit in solche Dinge verstrickt wurden. Also, wenn wir auf diesem geraden Weg gehen, dann haben wir dem Land gedient und dabei auch nichts verloren.
Der nächste Punkt ist die Frage des Kampfes gegen die Korruption. So wie wir gegen die Ursachen körperlicher Krankheiten bei uns selbst kämpfen – ihr passt auf, dass ihr euch nicht erkältet, ihr passt auf, dass ihr Viren meidet, ihr achtet darauf, falls es Bakterien gibt, diese zu beseitigen, ihr achtet auf eure Ernährung – ebenso müssen wir auf die Gesundheit des Landes und insbesondere der Institutionen in Bezug auf Korruption achten. Korruption fügt uns großen Schaden zu. Manche haben versucht, mit bestimmten Begründungen zu beweisen, dass es in der Islamischen Republik, wie sie es nennen, „systematische Korruption“ gäbe! Das ist eine Lüge. So etwas gibt es nicht. Gott sei Dank ist das System ein gesundes System, aber es gibt Spuren von Korruption, schwach oder stark. Dagegen müsst ihr kämpfen. Eine der wichtigen Aufgaben für die leitenden Manager ist der Kampf gegen die Korruption.
Natürlich ist die erste Bedingung und Voraussetzung dafür, dass ihr gegen Korruption kämpfen könnt, dass ihr euch selbst und eure Familien von korruptions-fördernden Faktoren fernzuhalten versucht. Das ist das Entscheidende. Wenn – Gott bewahre – jemand, der Verantwortung trägt – ob für Sicherheit, für Wirtschaft, für Politik oder für Kultur – in Korruption verfällt, ist sein Schaden und Verlust doppelt so groß und entsprechend ist auch die göttliche Strafe doppelt so groß. Das ist ein Unterschied zu gewöhnlichen Menschen. Gott der Erhabene sagt zu den Frauen des Propheten:
يَا نِسَاءَ النَّبِيِّ مَن يَأْتِ مِنكُنَّ بِفَاحِشَةٍ مُّبَيِّنَةٍ يُضَاعَفْ لَهَا الْعَذَابُ ضِعْفَيْنِ
„O Frauen des Propheten! Wer unter euch mit verdeutlichtem Schändlichen käme, wird für sie die Pein vervielfacht als doppelt Vielfaches.“ [Heiliger Quran, 33:30].
Wenn ihr etwas Verwerfliches tut, ist eure Strafe doppelt. Die Frau des Propheten, aber so ist es. Natürlich sagt Er im Gegenzug auch:
وَمَن يَقْنُتْ مِنكُنَّ لِلَّهِ وَرَسُولِهِ وَتَعْمَلْ صَالِحًا نُّؤْتِهَا أَجْرَهَا مَرَّتَيْنِ
„Und wer unter euch Allah und seinem Gesandten gehorsam ist und Rechtschaffenheit handelt, ließen wir ihre Belohnung zwei Mal zukommen.“ [Heiliger Quran, 33:31].
Auch gute Taten werden doppelt belohnt. Warum? Weil ihr die Frauen des Propheten seid, weil ihr eine sensible Stellung innehabt. Ich und ihr, wir sind genauso. Wir haben ebenfalls eine sensible Stellung inne. Wenn wir eine gute Tat tun, gibt Gott uns die Belohnung doppelt, wenn wir – Gott bewahre – in Schwierigkeiten geraten, wird das Vorgehen des Herrn doppelt, es wird vervielfacht.
Wenn Personen in euren Institutionen, die für eine Aufgabe verantwortlich sind – zum Beispiel, nehmen wir an, sie sind für den Kampf gegen Schmuggel zuständig, für die Schließung der Grenze verantwortlich oder haben irgendeine andere Aufgabe in der Hand – wenn diese, Gott bewahre, in [Korruption] verfallen, dann wird der Weg des Kampfes gegen Korruption und Verderbnis überhaupt verschlossen und der Weg der Korruption geöffnet. Deshalb ist der Kampf gegen Korruption eine heikle und schwierige Angelegenheit. Ich habe vor einigen Jahren eine ausführliche und wichtige Erklärung zu genau diesem Thema der Korruption abgegeben – das war vor vielen Jahren – dort habe ich sinngemäß gesagt, dass Korruption ein siebenköpfiger Drache ist. Das heißt, sie verschwindet nicht so leicht und so schnell, man muss die Wachsamkeit aufrechterhalten. Das ist ebenfalls eine Empfehlung.
Die nächste Empfehlung betrifft das Volk, worauf auch bereits hingewiesen wurde. Seid herzlich und warm mit den Menschen. Geht unter die Leute, das heißt, geht mitten unter die Menschen, nehmt an ihren Versammlungen teil, hört euch ihre Worte an, und falls sie mal etwas Scharfes sagen, habt Geduld. Das erfordert Übung und Training. Manche Menschen sind von Gott mit Geduld beschenkt worden, was man ihnen auch sagt, macht ihnen nichts aus. Andere sind ungeduldig, sie werden schnell aufgebracht, antworten und streiten sich. Sie müssen trainieren. Trainiert, damit ihr zum Beispiel gegenüber einem Dorfbewohner oder Stadtbewohner oder Händler oder jemand Ähnlichem, der von euren Bemühungen und euren Diensten nichts weiß und kommt, um sich über etwas zu beschweren – wobei seine Beschwerde auch nicht berechtigt ist – geduldig bleiben könnt, und dann erklärt ihr es ihm. Das bedeutet, mit dem Volk zu sein. Wenn das so ist, werden sie euch Zuneigung entgegenbringen und wenn sie Zuneigung entwickeln, dann helfen sie euch an einem sensiblen Ort, wo es notwendig ist.
Eine weitere Empfehlung betrifft die Religiosität. Die höheren Verantwortlichen müssen ernsthaft religiös sein, sich von den göttlichen Verboten fernhalten, den religiösen Riten Zuwendung zeigen, und diese Religiosität soll auch vom Volk gesehen werden. Das ist keine Heuchelei, dass ihr zum Beispiel an dem Gemeinschaftsgebet in jener Moschee teilnehmt. Manche sagen: „Wir wollen nicht heucheln!“ Gut, dann heuchelt nicht, macht es für Gott. Wirklich für Gott. Es ist für Gott, dass ihr als Gouverneur an einer Trauerversammlung oder an einem Gemeinschaftsgebet oder, sagen wir, an einem Protestmarsch oder Ähnlichem teilnehmt, das motiviert die Menschen. Das ist eine gute Tat, das ist eine große gute Tat. Macht das für Gott, und – so Gott will – werdet ihr dafür belohnt. Das ist auch ein Thema.
Ein Thema ist auch das Thema des Jahresmottos, auf das hingewiesen wurde und für das ihr ein Programm habt.
Das letzte Thema ist der ernsthafte Kampf gegen den Schmuggel. Wirklich, im Moment ist der Schmuggel eines unserer Probleme. Es ist auch nicht erst jetzt so, sondern es besteht seit Jahren. Einmal, in Berichten, die man uns gegeben hat, wurde die Höhe des Schmuggels, der ins Land gelangt – über den hinausgehenden Schmuggel reden wir nicht – mit 20 Milliarden angegeben! Ich war sehr überrascht, aber vor ein paar Tagen hat der Vorsitzende der Justiz 15 Milliarden genannt. Sie haben wohl Nachforschungen angestellt. Das ist sehr bedeutend! Es gibt auch ausgehenden Schmuggel: Öl, Gas, Diesel und Ähnliches. Meiner Meinung nach solltet ihr dafür überhaupt eine Organisation aufstellen. Arbeitet ernsthaft mit den Ordnungskräften und anderen zusammen und unterstützt sie, damit sie diese Aufgabe zu Ende bringen können. Wir beten auch für euch.
Und der Friede, die Gnade Allahs und sein Segen seien mit Euch.