Die Imame und der Verlauf der Geschichte

 

Am 24. April 2025 nahm Imam Chamenei an einer kleinen Trauerversammlung zum Gedenken an das Martyrium von Imam Sadiq (Friede sei mit ihm) teil und hielt bei diesem Treffen auch eine Rede. Es folgt die sinngemäße Übersetzung eines kurzen Auszugs aus seiner Rede aus dem persischen Original. Obwohl es für alle hier veröffentlichten Texte gilt, wird darauf verwiesen, dass die Übersetzung zu Dokumentationszwecken ohne jegliche Kommentierung erfolgt und die dargestellte Meinung nicht mit der Meinung der Herausgeber übereinstimmen muss.


Zur Zeit von Imam Sadiq (Friede sei auf ihm) war es im göttlichen Plan – und nicht im unabwendbaren göttlichen Urteil – vorgesehen, dass eine Veränderung zugunsten der Imame der Rechtleitung (Friede sei auf ihnen) stattfinden sollte. Dies versteht man aus mehreren Überlieferungen. Eine Überlieferung von Imam Sadiq (Friede sei auf ihm) lautet: „Wahrlich, Allah hat diese Angelegenheit im Jahr siebzig bestimmt.“ Gott der Erhabene hatte diese Angelegenheit, das heißt die Angelegenheit des Imamats – das wahre Imamat – in seinem Plan für das Jahr 70 nach der Hidschra vorgesehen.

Seht, als Imam Hasan al-Mudschtaba (Friede sei auf ihm) mit Muawiya den Friedensvertrag schloss, kamen einige Leute, beklagten sich und protestierten. Der Imam sagte: 

وَإِنْ أَدْرِي لَعَلَّهُ فِتْنَةٌ لَّكُمْ وَمَتَاعٌ إِلَىٰ حِينٍ

„Und ich weiß nicht, ob es vielleicht nur eine Versuchung für euch ist und eine Nutznießung für eine Weile.“ [Heiliger Quran, 21:111]

Das ist bis zu einer bestimmten Zeit, das ist vorübergehend. Das heißt, in den Worten von Imam Hasan al-Mudschtaba (Friede sei auf ihm) wird angedeutet, dass dieses Ereignis, diese Herrschaft des Abstreiten und der Heuchelei, nicht dauerhaft ist. Im göttlichen Plan ist es vorübergehend. Bis wann? Bis zum Jahr 70. Das heißt, gemäß dieser Überlieferung sollte im Jahr 70 nach der Auswanderung derjenige aus den Ahl al-Bait, der am Leben ist, sich erheben, die Herrschaft übernehmen und das wahre Imamat verwirklichen. Danach sagte der Imam: „Als jedoch Husain (Friede sei auf ihm) getötet wurde, wurde der Zorn Allahs auf die Bewohner der Erde heftiger, sodass Er es bis zum Jahr 140 aufschob.“ Das bedeutet, dass das Ereignis von Karbala, diese Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber den religiösen Grundlagen und dieses Abwenden von ihnen, die Wirkung hatte, dass dieser göttliche Plan bis auf das Jahr 140 aufgeschoben wurde. 140 ist zur Zeit von Imam Sadiq (Friede sei auf ihm), der dann im Jahr 148 verstarb. Das wussten die Schiiten. Das heißt, die Besonderen unter den Schiiten wussten es. Daher heißt es zum Beispiel in einer Überlieferung, dass Zurara – der ja zu den Vertrauten gehört – zu seinen Gefährten sagte: „Du wirst auf den Stufen nichts anderes als Dschafar [Sadiq] sehen.“ [Gemeint sind] die Stufen der Kanzel, die Kanzel des Kalifats. Das heißt, ich sehe Dschafar, wie er auf dieser Kanzel sitzen wird. So ist das.

Oder in einer anderen Überlieferung – wiederum von Zurara, denn Zurara wohnte in Kufa – schickt er eine Nachricht an Imam Sadiq (Friede sei auf ihm) und trägt ihm vor, dass einer unserer Freunde von den Schiiten verschuldet ist und die Gläubiger hinter ihm her sind. Er selbst, da er kein Geld hat, hat die Stadt verlassen und ist umherirrend geworden. Wenn diese Angelegenheit, also die Angelegenheit des Kalifats – in der Überlieferung heißt es „diese Angelegenheit“ – innerhalb ein oder zwei Jahren vollendet wird, dann soll dieser [Mann] bleiben, bis du an die Macht kommst und die Angelegenheiten gelöst werden. Aber wenn es sich hinzieht, sollen die Freunde Geld sammeln und seine Schulden bezahlen. Das bedeutet, dass jemand wie Zurara erwartet hat, dass diese Angelegenheit innerhalb ein oder zwei Jahren abgeschlossen wird. Dass ihr seht, wie sie ständig zu Imam Sadiq kommen und sagen: „Herr, warum erhebst du dich nicht, warum erhebst du dich nicht?“, rührt daher, dass sie warten, das heißt, sie haben etwas gehört und eine Information ist zu ihnen gelangt.

Dann, im Anschluss an dieselbe Überlieferung, in der das Jahr 140 bestimmt wurde, sagte er: „Ihr habt es enthüllt, also hat Allah es hinausgezögert.“ Das heißt, wenn die Schiiten damals ihren Mund gehalten und es nicht enthüllt hätten, wäre die Angelegenheit vielleicht damals abgeschlossen worden und seht, wie sehr sich dann die Geschichte verändert hätte! Der Weg der Menschheit wäre ein ganz anderer geworden, und die heutige Welt wäre eine andere Welt. Das heißt, unsere Versäumnisse – einmal unsere Geschwätzigkeit, einmal unser Nicht-Helfen, einmal unsere unnötigen Proteste, einmal unsere Ungeduld, einmal unsere falschen Analysen der Lage – wirken sich manchmal so sehr aus – das sind geschichtliche Auswirkungen –, das heißt, sie verändern den Verlauf auf diese Weise! Deshalb muss man sehr achtsam sein.

Und natürlich ist das Leben von Imam Sadiq (Friede sei auf ihm) ein außergewöhnliches Leben, ein erstaunliches Leben, ein erfolgreiches Leben hinsichtlich der Verbreitung der göttlichen Gesetze und der zahlreichen Überlieferungen, die wir von diesem Großartigen und seinen Gefährten haben. Natürlich – diese viertausend Schüler, wie überliefert wird –, der Zuhörer könnte denken, dass der Imam einen Unterricht begann und viertausend Personen dort saßen. So ist es nicht. Im Verlauf des gesamten Lebens dieses Großartigen haben viertausend Personen von ihm überliefert – so wie es jetzt in jenem Buch steht –, er hat viertausend Überlieferer. Viertausend Schüler in diesem Sinne. Nicht, dass nun viertausend Personen sich zu seinem Unterricht setzten und er unterrichtete.

Währenddessen sind wir weit entfernt vom Leben der Imame. Unser Wissen ist gering, sowohl von ihren Worten als auch von ihren Erklärungen, ihren Überlieferungen und den Zuständen ihres Lebens.

Diese Ereignisse, die auch in unseren Überlieferungen vorhanden sind und überliefert werden, dass sie ihn [Imam Sadiq] zu Mansur [damaliger Kalif] brachten und Mansur ihm mit großer Wut begegnete und er [Imam Sadiq] dann sagte: „O Cousin! Die Großen, die Propheten, wurden unterdrückt, sie haben vergeben, vergib auch du uns“, das, sage ich mit voller Entschiedenheit, ist eine Lüge! Das hat mit voller Sicherheit keine Wirklichkeit. Der Imam spricht mit niemandem auf diese Weise, weder wenn Lebensgefahr besteht noch wenn keine Lebensgefahr besteht, in keiner Weise. Der Imam spricht überhaupt nicht so. Wer ist der Überlieferer? Rabi, der Überlieferer ist Rabi, der Diener! Rabi ist der Diener von Mansur, also derjenige, der alles für Mansur tut, ein höfischer Lügner, sozusagen. Dieser hat überliefert, dass Imam Sadiq so gesprochen habe. Nun, das ist natürlich ein gutes Mittel, um den Geist der Schiiten zu zerstören. Deshalb muss man das Überliefern solcher Dinge völlig vermeiden. Manche überliefern es unnötigerweise, obwohl diese Überlieferungen nicht richtig sind. Die Imame haben Lektionen der Standhaftigkeit, der Standfestigkeit und der Logik erteilt und ein Reden mit Logik, mit Beweisführung, das den Gegner in die Enge treibt.

Seht, wie Sayyida Zainab im Hof von Ibn Ziyad, im Hof von Yazid gesprochen hat! Das ist richtig. Diese Linie ist die richtige Linie der Imame. Jeder, der standhaft bleibt, bewegt sich auf der Linie dieser Großartigen. Auch heute, jene, die in Gaza, im Libanon standhaft bleiben, sie arbeiten tatsächlich auf der Linie eben dieser Imame der Religion, der Imame der Rechtleitung.