Imam Chameneis Rede zum Monat Ramadan und zur Quran-Rezitation

 

Am 2. März 2024, dem ersten Tag des gesegneten Monats Ramadan, traf Imam Chamenei, mit einer Reihe angesehener internationaler Gelehrter und Quran-Rezitatoren unter dem Motto „Gemeinschaft mit dem Quran“ zusammen. Anschließend an zahlreiche Quran-Rezitationen aller Altersgruppen hielt Imam Chamenei eine Rede. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der Rede aus dem persischen Original. Obwohl es für alle hier veröffentlichten Texte gilt, wird darauf verwiesen, dass die Übersetzung zu Dokumentationszwecken ohne jegliche Kommentierung erfolgt und die dargestellte Meinung nicht mit der Meinung der Herausgeber übereinstimmen muss.


Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden

Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten, und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).

Ich danke dem erhabenen Gott für die erneute Abhaltung dieses Treffens sowie für die süße und schöne Begegnung und das damit verbundene Zuhören, das dieses Treffen für mich bereithält. Ebenso lobpreise ich Gott und danke Ihm, für die stetige Zunahme der Quran-Rezitatoren. Heute wurden unsere Augen und Ohren wirklich erleuchtet, und wir haben die Rezitationen, die stattfanden, genossen. Rezitationen aus verschiedenen Städten, aus unterschiedlichen Altersgruppen, mit verschiedenen Stilen, doch alle quranisch und alle im Stile der Rezitation. Ich habe mich auch sehr gefreut, Herrn Ruhani-Nedschad zu sehen. Nach über vierzig Jahren haben wir seine Stimme wieder gehört. In seiner Jugendzeit hatte er eine außergewöhnliche Stimme, damals, als er Schüler von Herrn Mochtari war – möge Gott Herrn Mochtari segnen. Seine Stimme war damals bemerkenswert, aller Lobpreis gebührt Allah.

Ich gratuliere zum Eintritt in den gesegneten Monats Ramadan, der für die Überzeugten und die Dankbaren wahrhaft ein großes Fest ist. Wir bitten den erhabenen Gott, diesen Monat Ramadan für das gesamte iranische Volk und für euch alle zu einem wahren Fest und einem gesegneten Monat zu machen. Was aus meiner Sicht wichtig ist, ist, dass wir als Gesellschaft – in erster Linie unsere eigene Gesellschaft – aus der unerschöpflichen Quelle des Qurans trinken. Wir brauchen dies, und zwar sehr dringend. Sowohl in unserem individuellen Leben, in unserem persönlichen Leben, in unserer Moral, unserem Verhalten und unserem Umgang, als auch in unserem gesellschaftlichen Leben gibt es Mängel, die durch den Quran behoben werden können.

Im gesellschaftlichen Leben gibt es zwei Bereiche: der eine betrifft die inneren Beziehungen innerhalb der Gesellschaft – unsere Beziehungen zueinander, unsere Zusammenarbeit, unser gegenseitiges Verständnis und unsere gegenseitige Liebe – und der andere betrifft den Umgang mit der Außenwelt. Dies sind unsere Herausforderungen. In all diesen Bereichen – sowohl in persönlichen Angelegenheiten, als auch in gesellschaftlichen inneren Beziehungen sowie im Umgang mit der Außenwelt – stehen wir vor Schwierigkeiten, die durch den Quran gelöst werden können. Der Quran kann uns in diesen Angelegenheiten leiten und uns zur Seite stehen.

Was den Umgang mit der Außenwelt betrifft, so steht das iranische Volk heute einer breiten Front von mächtigen entweder Abstreitern [Kafir] oder Heuchlern [Munafiq] gegenüber. So ist die Situation. Mit den Völkern selbst haben wir kein Problem. Völker sind entweder Brüder oder, wenn sie fremd zueinander sind, lassen sie einander in Ruhe. Diejenigen, die sich in die Angelegenheiten von Ländern und Völkern einmischen, sind die Machthaber. Wir gehören heute zu den Ländern, die mit einer breiten Front solcher Machthaber konfrontiert sind.

Wie sollen wir mit ihnen umgehen? Der Quran enthält die Antwort darauf: Wann sollen wir mit ihnen sprechen? Wann sollen wir ihnen die Hand zur Zusammenarbeit reichen? Wann sollen wir ihnen entschlossen entgegentreten? Wann sollen wir zum Schwert greifen? All das ist im Quran klar festgelegt.

Was die innergesellschaftlichen sozialen Angelegenheiten betrifft – insbesondere die zwischenmenschlichen Beziehungen –, so wisst ihr, dass nach der Überzeugung an die Einheit Gottes [Tauhid], der Erkenntnis und der Verbindung zu Gott, die wichtigste Grundlage für die Errichtung einer islamischen Gesellschaft die Gerechtigkeit ist – insbesondere die soziale Gerechtigkeit. Nach der Einheit haben die Propheten zu nichts so sehr aufgerufen wie zur Gerechtigkeit. Wir haben in Bezug auf soziale Gerechtigkeit Herausforderungen, doch die Lösung dafür liegt im Quran.

Auch in unserem persönlichen Leben sind wir von moralischen und seelischen Krankheiten betroffen – nicht nur wir, sondern die gesamte Menschheit leidet heute unter geistigen, moralischen und seelischen Krankheiten: Sie sind von Neid befallen, von Geiz, von Misstrauen, von Faulheit, von Egoismus, von Selbstsucht, von der Bevorzugung persönlicher Interessen über das Gemeinwohl. All diese Probleme existieren auch in unserer Gesellschaft – obwohl wir eine islamische Gesellschaft sind. Wir haben in manchen Bereichen Fortschritte gemacht, doch diese Krankheiten sind dennoch vorhanden. Die Heilung dafür liegt im Quran.

Wenn das Vortragen des Qurans gut erfolgt – worauf ich gleich kurz eingehen werde –, wenn das Rezitieren und das Zuhören in der richtigen Weise stattfinden, dann werden diese Krankheiten beseitigt. Der Quran zeigt uns nicht nur die Heilung – achtet genau darauf –, sondern er zeigt uns auch den Weg und gibt uns gleichzeitig die Motivation [diesen Weg einzuschlagen]. Das ist entscheidend.

Viele Menschen wissen zwar den richtigen Weg, aber ihnen fehlt die innere Motivation, und gedankliche oder moralische Systeme sind oft nicht in der Lage, diese Motivation in ihnen zu wecken. Der Quran jedoch schafft genau das und erzeugt Motivation. Wenn der Quran gut rezitiert wird, wenn wir ihm aufmerksam zuhören und sorgfältig darüber nachdenken, dann werden wir große Ergebnisse erzielen und diese inneren Krankheiten werden geheilt. Der Quran selbst weist darauf hin:

هُوَ الَّذِي بَعَثَ فِي الْأُمِّيِّينَ رَسُولًا مِّنْهُمْ يَتْلُوعَلَيْهِمْ آيَاتِهِ

„Er ist derjenige, der berufen hat innerhalb den Muttergemeindelichen einen Gesandten unter euch, er rezitiert ihnen gegenüber seine Zeichen“ [Heiliger Quran, 62:2].

Die Verse werden also vorgetragen. Und was ist das Ergebnis dieser Rezitation? 

وَيُزَكِّيهِمْ

„und er läutert sie“ [Heiliger Quran, 62:2].

Diese Verse, die er vorträgt, bewirken Läuterung. Was ist Läuterung? Es ist die Heilung der Seele und des Herzens. Das ist die Bedeutung von Läuterung. Das Herz des Menschen, die Seele des Menschen und der Geist des Menschen werden von den Krankheiten befreit, die ich zuvor erwähnt habe. Dies ist die Läuterung und genau das bewirkt der Quran. Die Rezitation des Qurans führt zur Läuterung.

وَيُعَلِّمُهُمُ الْكِتَابَ

„und er lehrt sie das Buch“ [Heiliger Quran, 62:2].

Was ist das Buch? Das Buch ist das komplette Lebensmodell für das individuelle und gesellschaftliche Leben – das, was Gott der Erhabene in der Sprache des Qurans und der Religion als „Wahrheit“ [Haq] bezeichnet. Das Buch ist das allgemeine Modell für das individuelle und gesellschaftliche Leben. Das Buch umfasst, erläutert und verdeutlicht die Form des sozialen und persönlichen Lebens.

وَيُعَلِّمُهُمُ الْكِتَابَ وَالْحِكْمَةَ

„und er lehrt sie das Buch und das Urteilsvermögen“ [Heiliger Quran, 62:2].

Was ist das Urteilsvermögen? Es ist die Erkenntnis über die Wahrheiten der Existenz, das Erkennen der wahren Realitäten dieser Welt. Die Rezitation des Qurans lehrt uns all dies.

Er rezitiert ihnen gegenüber“ [يَتْلُو عَلَيْهِمْ]: Der Prophet trägt den Quran für die Menschen vor, damit diese drei Dinge geschehen: Läuterung, die Lehre des Buches und die Lehre des Urteilsvermögens. Nun, was tut ihr? Ihr Rezitatoren führt genau das aus, was der Prophet tat – ihr tragt den Quran vor. Die Arbeit der Rezitation ist eine prophetische Arbeit, so wichtig ist sie. Ihr habt die Aufgabe, die Konzepte des Qurans in die festen Überzeugungen der Menschen zu verwandeln. Im Quran gibt es Tausende von bedeutenden Themen und Überschriften.

Zum Beispiel:

لِیَقومَ النّاسُ بِالقِسط – „Damit die Menschen für Ausgleich eintreten.“
خُذِ العَفو – „Übe Nachsicht.“
اُذکُرُوا اللهَ ذِکراً کَثیرا – „Gedenkt Allahs in häufigem Gedenken.“

All dies sind grundlegende Lehren. Eines der Ziele eurer Rezitation – wenn sie richtig erfolgt – ist, dass diese Konzepte zu festen Überzeugungen in der Gesellschaft werden.

Die Menschen werden verstehen, dass sie sich für Gerechtigkeit einsetzen müssen: لِیَقومَ النّاسُ بِالقِسط. Dass sie Allah oft gedenken müssen: اُذکُرُوا اللهَ ذِکراً کَثیرا. Dass sie untereinander verzeihen müssen: خُذِ العَفو. Dass sie für den Weg Gottes kämpfen müssen: فَلیُقاتِل فی سَبیلِ الله. Und viele weitere Konzepte, die im Quran enthalten sind. Tausende! Das ist keine Übertreibung: Es gibt Tausende von Themen und Lehren im Quran, die in das allgemeine gedankliche Bewusstsein der Menschen überführt werden können. Wie kann diese Aufgabe getan werden? Durch gute Rezitation. Dann wird das Verständnis für den Quran wachsen. Dann wird das Quran-Wissen der Menschen wachsen und sie werden beginnen, so zu denken, wie es der Quran lehrt.

Normalerweise handelt und bewegt sich ein Mensch so, wie er denkt. Deshalb hat die Rezitation des Qurans, das Lesen des Qurans und diese Arbeit, die ihr tut, eine so große Bedeutung, wirkt wie ein Wunder und vollbringt eine gewaltige Aufgabe. Aber das geschieht nur unter der Bedingung der Einhaltung der Etikette der Rezitation. Das ist es, was eure Verantwortung so schwer macht – ihr müsst die Etikette der Rezitation beachten.

Die erste Etikette der Rezitation ist: Egal ob ihr den Quran zu Hause für euch selbst oder in einer Gemeinschaft – hier oder an einem beliebigen anderen Ort – rezitiert, so müsst ihr euch bewusst sein, dass ihr in der Gegenwart Gottes seid. Sein Wort ist es, das ihr vortragt. Das ist das Erste. Macht euch bewusst, dass ihr in der Gegenwart Gottes Seine Botschaft an uns übermittelt, dass ihr Seine Worte uns überbringt. Dieses Bewusstsein verändert eure innere Haltung – und das ist von großer Bedeutung. Das ist der erste und wichtigste Punkt. Das ist das Erste.

Lest den Quran mit Aufmerksamkeit für die Bedeutung. Heute habe ich gesehen, dass einige Brüder dies sehr gut beachtet haben – die Rezitationen, die vorgetragen wurden, waren mit Achtsamkeit auf die Bedeutung. Wenn die Bedeutung nicht beachtet wird, hinterlässt die Rezitation keine Wirkung. Auf die Bedeutung zu achten bedeutet, sich bewusst zu sein, welche Wahrheit aus eurer Kehle erklingt – das ist die Bedeutung von Achtsamkeit. Es kann sein, dass jemand Arabisch als Muttersprache spricht, aber dennoch nicht wirklich darauf achtet, was er sagt. Das Entscheidende ist also, dass wir wissen, was wir rezitieren. Achtsamkeit für die Bedeutung bedeutet also das.

Und rezitiert den Quran mit Tartil. Heute ist es bei uns üblich, dass eine Gruppe sich in Quran-Sitzungen hinsetzt und in einer bestimmten Weise rezitiert und dies als Tartil bezeichnet wird. Aber das ist nicht die wahre Bedeutung von Tartil. Allah sagt im Quran: 

وَرَتِّلِ الْقُرْآنَ تَرْتِيلًا

„und betone den Quran als Betontes“ [Heiliger Quran, 73:4].

Tartil bedeutet, den Quran mit Verständnis, Nachdenken und Pausen zu rezitieren:

وَقُرْآنًا فَرَقْنَاهُ لِتَقْرَأَهُ عَلَى النَّاسِ عَلَىٰ مُكْثٍ

„Und für den Quran (Verlesung) gilt, wir haben ihn geteilt, damit du ihn für die Menschheit zum Verbleiben verliest.“ [Heiliger Quran, 17:106].

Das ist Tartil – eine spirituelle und tiefgründige Art des Rezitierens. Ihr müsst euch bewusst sein, was ihr tut, was ihr rezitiert, welche Botschaft ihr vermittelt und in welcher Form ihr sie überbringt. Auch die Form ist von Bedeutung. Tartil ist das.

Natürlich erfolgt die Quran-Rezitation auf die Arten, die heute unter den bekannten Rezitatoren und denjenigen, die über die Quran-Rezitation geschrieben haben, verbreitet ist. Die Rezitation des Qurans erfolgt entweder in der Form des „Tahqiq“, des „Tadwir“ oder des „Hadr“ oder „Tahdir“. Tadwir ist die mittlere Stufe – das, was wir heute oft als Tartil bezeichnen: Der wissenschaftliche und technische Begriff dafür ist Tadwir. Eine Stufe darüber befindet sich Tahqiq, das jene Art der Rezitation ist, die Sie praktizieren. Eine Stufe darunter ist Hadr oder Tahdir, was bedeutet, den Quran schnell und zügig zu lesen.

Wenn der Quran in Tartil gelesen wird – in dem Sinne, den ich erläutert habe, und nicht in dem heute verbreiteten Sinne –, wird er seine Wirkung entfalten. Ich möchte hier in Klammern anmerken, dass das Lesen des Qurans in der Form des Tadwir, das wir als Tartil bezeichnen, eine sehr wichtige und bemerkenswerte Praxis ist. Die Tatsache, dass dies nun im ganzen Land üblich geworden ist – in Maschhad, in Qom, in Dschamkaran, in Chuzestan, in Ahwaz, in Tabas und überall sonst, wo der Quran in dieser Weise rezitiert und im Fernsehen ausgestrahlt wird – ist äußerst wertvoll und gut.

Vielleicht kann ich meine außerordentliche Freude nicht in Worte fassen, wenn ich sehe, dass verschiedene und vielseitige Rezitatoren zusammenkommen und den Quran rezitieren – sowohl mit Tadschwid [Anwendung der Rezitationsregeln] als auch mit korrekten Pausen und Anfängen sowie mit einer schönen und präzisen Artikulation der Buchstaben. Das ist außergewöhnlich, das ist großartig, und je weiter sich dies verbreitet, desto besser ist es. Jedenfalls ist das Tartil in dem Sinne, den ich erläutert habe, die notwendige Bedingung für die Wirkung unserer Quran-Rezitation.

Der dritte Punkt ist, dass das Ziel des Rezitators in erster Linie sein sollte, selbst Nutzen aus dieser Rezitation zu ziehen. Wenn ihr den Quran lest, solltet ihr zuerst daran denken, euch selbst davon profitieren zu lassen. Danach solltet ihr euren Zuhörer bereichern. An dritter Stelle steht die angemessene gestalterische und sprachliche Verzierung der Rezitation entsprechend dem Quran. Diese Verzierungen – also die schönen Stimmen, die melodischen Klänge und die angenehmen Rezitationsweisen – sind in Ordnung.

Glücklicherweise sehe ich, dass viele unserer Rezitatoren, die im Fernsehen oder auf anderen Kanälen übertragen werden, keine nachgeahmten Melodien verwenden. Sie entwickeln eigene Melodien. Früher, in den Anfängen der Revolution, mussten unsere Rezitatoren die bekannten ägyptischen Rezitatoren nachahmen – sei es Abdul Basit, Mustafa Ismail, Minschawi oder andere. Heute sehe ich, dass dies nicht mehr der Fall ist. Natürlich ist Nachahmung nicht verwerflich und es gibt nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand die Melodie eines renommierten Rezitators nachahmt, sie lernt und wiederholt. Doch heute, alle Dankpreisung gebührt Allah, kreieren unsere Rezitatoren in unserem Land ihre eigenen Melodien, was man bei einigen von ihnen deutlich erkennen kann.

Wenn nun also euer erstes Ziel darin besteht, euch selbst zu beeinflussen, und euer zweites Ziel darin besteht, den Zuhörer zu berühren, dann wird euer Zuhörer Demut empfinden. Die Ehrfurcht des Zuhörers vor dem Quran entsteht durch die Art eurer Rezitation. Wenn ihr gut rezitiert – „gut“ in dem Sinne, wie ich es erläutert habe –, dann erweckt ihr im Herzen eures Zuhörers Demut und Ehrfrucht. Diese Demut ist etwas äußerst Wertvolles. Sie führt zu einem Zustand des Gedenkens:

يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا اذْكُرُوا اللَّهَ ذِكْرًا كَثِيرًا وَسَبِّحُوهُ بُكْرَةً وَأَصِيلًا

„O ihr diejenigen, die überzeugt gewesen sind! Gedenkt Allahs in vielem Gedenken. Und lobpreist ihn frühzeitig und fundamental.“ [Heiliger Quran, 33:41–42].

Dieses Lobpreisen, dieses Gedenken und diese Demut, die durch die Rezitation in eurem Herzen entsteht, ist von unschätzbarem Wert – wir brauchen dies.

Ein Problem, das wir in unserem Land haben, das es aber auch in den nicht-arabischen Ländern gibt, ist das Verständnis der Bedeutungen des Qurans. Dieses Problem müssen wir auf irgendeine Weise lösen – es gehört zu den Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind. Heute, glücklicherweise, hat sich die Situation stark verbessert. Unsere Rezitatoren achten während der Rezitation spürbar auf die Bedeutungen des Qurans, sie verstehen die Inhalte und sprechen gewissermaßen mit dem Zuhörer. In den frühen Jahren der Revolution war das nicht so. Damals wurde rezitiert, ohne die Bedeutung zu verstehen. Das führte dazu, dass es erhebliche Mängel in der Qualität der Rezitation gab – sei es in der Art des Vortrags, in der Struktur der Rezitation oder in der korrekten Setzung von Pausen und ähnlichen Aspekten.

Heute, alle Dankpreisung gebührt Allah, ist die Lage viel besser. Dennoch sollte diese Entwicklung weiter vorangetrieben werden. Auch der Zuhörer sollte, wenn er den Quran hört, zumindest ansatzweise verstehen, was rezitiert wird. Dies erfordert gezielte Anstrengungen, und die Verantwortung dafür liegt bei Bildungseinrichtungen, der Organisation für islamische Werbung sowie allen quranischen Institutionen, die sich mit dem Quran befassen. Diese Einrichtungen sollten darüber nachdenken und effektive Methoden entwickeln.

Eine Möglichkeit besteht darin, Übersetzungen bereitzustellen, was bereits geschieht und eine gute Maßnahme ist. Doch es gibt sicherlich weitere Wege, die gefunden und genutzt werden müssen. 

Nun, dies war die innere Haltung des Rezitators – sein Herz und seine Einstellung. Wir haben bereits gesagt, dass ein Rezitator den Quran mit den entsprechenden Bedingungen rezitieren sollte. Aber auch das äußere Erscheinungsbild eines Rezitators ist wichtig. Erstens sollte der Rezitator den Anschein eines rechtschaffenen Menschen [Ahl-e Salah] haben. In den frühen Jahren der Revolution hatten wir eine Bedingung für jeden Rezitator aus einem bestimmten Land, der hierherkommen wollte: Er musste einen Bart tragen. Da in diesen Ländern das Rasieren des Bartes nicht als verboten angesehen wird, rasierten sich viele, selbst wenn sie religiöse Gelehrte waren. Doch wir machten zur Voraussetzung, dass für das Rezitieren in Teheran das Rasieren nicht erlaubt sei – und alle akzeptierten diese Bedingung. Ich kann mich an keinen Fall erinnern, in dem jemand nicht zugestimmt hätte. Zahlreiche berühmte Rezitatoren kamen, darunter viele der renommierten Quran-Rezitatoren, die heute größtenteils verstorben sind. Sie alle trugen hier einen Bart, obwohl sie in ihrem eigenen Land oder bei Auftritten in anderen Ländern keinen trugen.

Diese Haltung der Rechtschaffenheit ist äußerst wichtig. Unsere eigenen Rezitatoren sollten dies ebenfalls beachten. Der Bart ist ein Symbol der Rechtschaffenheit, ein Zeichen der Rechtschaffenen [Salihin]. Deshalb sollte ein Rezitator dies unbedingt berücksichtigen – besonders, wenn er im Fernsehen, in öffentlichen Versammlungen, in der Moschee oder an anderen Orten rezitiert.

Das Thema Kleidung ist ebenso wichtig. Ich sagte einmal zu einem Freund, der auf Reisen ging – denn in verschiedenen Ländern werden unsere Rezitatoren oft herzlich empfangen und hoch geschätzt –, dass einige unserer Rezitatoren die Kleidung dieser Länder tragen und fragte warum? Warum zieht ihr ihre Kleidung an? Ihr seid Iraner – tragt euren eigenen Anzug. Im äußersten Fall könnt ihr einen Umhang [Aba] über die Schultern legen. Aber warum setzt ihr ihre Kopfbedeckung auf oder zieht ihre traditionelle Kleidung an? Oder warum trägt jemand die Kleidung eines bestimmten ägyptischen Rezitators, über dessen Kleid ohnehin diskutiert wird? Das ist doch völlig unnötig! Achtet auf euer äußeres Erscheinungsbild und bewahrt die Besonderheit eurer iranischen Identität.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der äußeren Form der Rezitation ist, dass man sich von verbotenen Melodien [Alhan Haram] fernhält. Achtet darauf! Ich erinnere mich, dass ich in einer früheren Sitzung – ich glaube, es war letztes Jahr – den Namen einiger Rezitatoren in dieser Hinsicht erwähnt habe. Daraufhin wurde mir gesagt: „Die Person, die Sie genannt haben, hat viele Anhänger.“ Ja, das wissen wir. Auch wir hören seine Rezitationen. Aber manchmal stellt man fest, dass seine Art zu rezitieren kaum von einem bestimmten ägyptischen Sänger zu unterscheiden ist – es ist nahezu identisch. Doch das sind keine quranischen Melodien! Der Stil der Quran-Rezitation ist ein anderer, und das steht keineswegs im Widerspruch zu einer schönen Rezitation.

Diejenigen von euch, die hier rezitiert haben – unsere guten Rezitatoren, genauso wie diejenigen, die noch besser rezitieren –, haben wunderbare Melodien. Sie lesen schön, angenehm und harmonisch, sodass man ihnen gerne zuhört und es hat nichts mit Verbotenem zu tun. Daher ist es möglich und notwendig, verbotene Melodien zu vermeiden.

Wie bereits erwähnt, ist Nachahmung eines Rezitators in der Art der Quran-Rezitation an sich nicht verwerflich. Aber dass wir jetzt gezielt danach streben und sogar Wettbewerbe veranstalten, um Nachahmer auszubilden – das kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Ich verstehe nicht, woher diese Idee kommt, dass wir uns hinsetzen und lehren, wie man exakt wie Scheich Mustafa Ismail rezitieren soll, indem man bestimmte Passagen auf eine bestimmte Weise liest. Ich sehe den Sinn darin nicht. Wenn jemand von sich aus das so lernt, ist das gut und in Ordnung. Übrigens war ich der Erste, der die Aufnahmen von Mustafa Ismail nach Maschhad brachte. Ich hatte sie aus arabischen Ländern bestellt und verbreitet, denn damals kannte man ihn dort nicht. Ich selbst bin ein großer Bewunderer seiner Rezitation. Aber dass wir nun unseren Kindern gezielt beibringen, diesen oder jenen Rezitator zu imitieren – sei es Minschawi, Ahmad Schabib oder jemand anderen – halte ich nicht für eine wirklich sinnvolle Praxis.

Ein wichtiger Punkt ist, dass verschiedene Institutionen für die Arbeit mit dem Quran zuständig sind und in diesem Bereich tätig sind. Das Ministerium für Kultur und Islamische Führung befasst sich mit dem Quran, die Organisation für Verbreitung islamischer Inhalte, die Stiftung für religiöse Stiftungen, der Rundfunk und viele andere Institutionen ebenso. Auch einzelne Menschen und zivilgesellschaftliche Gruppen sind involviert. Diese Akteure sollten zusammenarbeiten und sich gegenseitig stärken. Der Weg zur Synergie besteht darin, dass der Hohe Rat für den Quran, der eingerichtet wurde, die Richtlinien vorgibt und diese dann beachtet werden. Das ist eine wichtige und sinnvolle Arbeit. Ziel sollte es sein, dass die quranischen Aktivitäten im ganzen Land unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte und Herausforderungen voranschreiten.

Ich habe gesehen, dass einige Quran-Lehrer Diskussionen geführt haben – mir wurden einige ihrer Gespräche vorgelegt. Sie haben bedeutende und beachtenswerte Themen im Bereich der Quran-Wissenschaften und der Rezitation angesprochen, sie hervorgehoben und ihnen große Bedeutung beigemessen. Diese Erkenntnisse sollten genutzt werden. Besonders der Rundfunk muss hochwertige quranische Inhalte fördern und wirklich unterstützen. Wir haben heute im Bereich der Quran-Rezitation sehr gute Produktionen, herausragende Werke – diese sollten genutzt werden, damit auch die Menschen davon profitieren.

Glücklicherweise hat unser Land im Bereich des Qurans enorme Fortschritte gemacht – und das in einem bemerkenswert schnellen Tempo, deutlich schneller als viele andere Länder, die wir kennen. Früher war der Quran in unserem Land weitgehend vernachlässigt. Die Quran-Rezitation war begrenzt, und in den großen Städten gab es nur zwei, drei oder höchstens fünf Sitzungen für die Quran-Rezitation. Es gab vielleicht sechs oder sieben Rezitatoren im ganzen Land, die den Quran mit Tadschwid gut und korrekt rezitierten.

Heute jedoch, alle Dankpreisung gebührt Allah, gibt es in allen Teilen des Landes, selbst in kleinen Städten und sogar in einigen Dörfern, herausragende Quran-Rezitatoren, die den Quran wunderschön vortragen. Das ist eine große Errungenschaft für uns. Niemand kann behaupten, dass die Islamische Republik im Bereich des Qurans keine Fortschritte gemacht hat – im Gegenteil, es wurde viel erreicht, und es muss noch mehr getan werden.

Die Punkte, die ich erwähnt habe, müssen jedoch berücksichtigt werden. Das Wichtigste ist, dass die spirituelle Quelle des Qurans in die Gedanken der Menschen, in ihre Herzen und letztendlich in ihr Handeln einfließt. Möge Allah uns allen, insbesondere euch, diese Möglichkeit und diesen Erfolg gewähren, so Gott will.

Ich danke euch allen noch einmal herzlich. Ich danke den Organisatoren dieser Sitzung. Ich danke dem geschätzten Moderator, der die Sitzung hervorragend geleitet hat. Ich danke jedem Einzelnen, der rezitiert oder einen Programmpunkt durchgeführt hat. Möge Allah euch allen Erfolg gewähren, so Gott will.

Der Friede, die Gnade Allahs und sein Segen seien mit Euch.