Imam Chamenei über die Rolle von Sanitätern im Krieg

 

Am 12. Mai 2025 hielt Imam Chamenei, bei einem Treffen mit den Organisatoren der „Nationalen Gedenkveranstaltung zum Gedenken an die getöteten Hilfskräfte und Sanitäter“, eine Rede. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der Rede aus dem persischen Original. Obwohl es für alle hier veröffentlichten Texte gilt, wird darauf verwiesen, dass die Übersetzung zu Dokumentationszwecken ohne jegliche Kommentierung erfolgt und die dargestellte Meinung nicht mit der Meinung der Herausgeber übereinstimmen muss.


Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden

Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten, und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).

Ich danke euch für diese große Arbeit, die euer gesamtes Team unternommen hat, nämlich die Organisation der Gedenkveranstaltung für die Märtyrer der Hilfskräfte über all die Jahre hinweg, sowohl während des Heiligen Verteidigungskrieges als auch danach. Das war eine äußerst notwendige und wichtige Arbeit, und wir hoffen, dass sie, so Gott will, die gewünschten Wirkungen hinterlässt.

Diese Initiativen, die Herr Kolivand erwähnt hat – in dem schönen Text, den er vorgelesen hat – und die umgesetzt wurden, müssen ein Publikum und Zuhörer finden. Es reicht nicht aus, dass ihr eine Initiative ergreift, ein gutes Spiel entwickelt, ein gutes Buch schreibt oder einen guten Film produziert. Diese Dinge, die ihr genannt habt, begeistern den Menschen und sind sehr erfreulich, aber ihr müsst dafür sorgen, dass es in einem Land mit 80 Millionen Einwohnern 20 Millionen Zuschauer oder Nutzer gibt. Das heißt: Es muss wirklich verbreitet werden. Das ist entscheidend. Findet den Weg dafür; ihr könnt das. Wenn unsere Jugendlichen, in Bereichen, in denen die Infrastruktur bereits vorhanden ist – ich spreche hier nicht von Dingen, für die es keine Infrastruktur gibt – sich hinsetzen, sich Zeit nehmen, nachdenken und nach Lösungswegen und Innovationen suchen, werden sie mit Sicherheit zu sehr guten Ergebnissen gelangen. Das haben wir sowohl in der Industrie erfahren, als auch in der Literatur und Kunst, in der Politik, und auch in der Bautätigkeit in verschiedenen Sektoren.

Wenn die Jugendlichen mit Motivation und Entschlossenheit an eine Aufgabe herangehen, sich bemühen und dranbleiben, dann gibt es keine unlösbare Aufgabe. Selbst in Bereichen, in denen es im Land noch keine Infrastruktur gibt, lässt sich diese Infrastruktur nach und nach aufbauen. Die Fortschritte, die ihr heute in verschiedenen Bereichen beobachten könnt, hatten anfangs keinerlei nationale Infrastruktur. Heute haben wir tausende lesenswerte Bücher über die Märtyrer – wirklich lesenswert – und jedes einzelne, das man in die Hand nimmt und liest, ist faszinierend. So ist es wirklich. Dabei hatten wir vor der Revolution kaum Voraussetzungen für künstlerisches Schaffen, insbesondere im Bereich der Erzählkunst. Das war äußerst selten und es war auf niedrigem Niveau. Heute ist das Niveau hoch. Diese Infrastruktur haben unsere Jugendlichen und unsere Künstler aufgebaut. Deshalb: Ihr könnt voranschreiten und, so Gott will, es umsetzen.

Über die Sanitäter und ihre großartigen Verdienste ist bisher wenig gesprochen worden. Nun, so Gott will, wird es durch die Gründung eures Teams und eure Arbeit künftig mehr werden. Ich möchte dazu zwei, drei Sätze sagen.

Ein Kämpfer braucht Ausbildung und Waffen. Doch derjenige, der ihm diese Ausbildung und diese Waffen gibt, leistet diesen Dienst meist außerhalb des unmittelbaren Kampfgeschehens. Ein Kämpfer braucht Erste Hilfe, Verband, Pflaster, Blutstillung, den Transport zur Klinik oder zum Krankenhaus. Und derjenige, der ihm das alles bietet und ihn unterstützt, befindet sich mitten im Gefecht. Das ist ein äußerst bedeutender Unterschied zwischen diesen beiden Formen der Unterstützung. Der Sanitäter denkt unter dem Regen von Kugeln und Splittern daran, einen anderen zu retten. Unser Kämpfer hat zwei Aufgaben: den Feind zurückzudrängen und sich selbst zu schützen. Doch unser Sanitäter denkt nicht an den Schutz seiner selbst, sondern an den Schutz der anderen und er betritt das Schlachtfeld, um andere zu retten. Was man gelegentlich in den Randbemerkungen der Erinnerungsbücher der Kämpfer über das, was diese Sanitäter geleistet haben, liest, ist wirklich erstaunlich! Diese Aufopferung, diese Leistungen unter diesen schwierigen Bedingungen. Das muss der Bevölkerung erklärt werden, damit sie es erkennt und versteht.

Ein weiterer Punkt ist, dass unsere Sanitäter Verkörperungen menschlicher Eigenschaften und Mitmenschlichkeit waren. Wir haben Fälle erlebt, in denen Sanitäter sogar einem verwundeten Feind, der gefangen genommen worden war, Hilfe leisteten. Das ist eine sehr große Tat. Ein Feind ist ja ins Kampfgeschehen gekommen, um dich zu töten. Vergeltung würde verlangen, dass auch du ihn tötest. Aber wenn du den Sanitäter-Rucksack schultern und dich zur vorderen Linie begeben oder dort ein Feldlazarett einrichten und Hilfe leisten willst, dann handelst du genau gegenteilig zu dem, wie sich die unmenschliche Welt draußen verhält: Du zeigst Mitmenschlichkeit. Ich selbst habe gesehen, dass ganz nah an der Front – wie viele Kilometer es genau waren, weiß ich nicht mehr, aber es war sehr wenig – Ärzte und Pflegekräfte in einem Feldlazarett arbeiteten. Dort hatten sie einen Operationsraum eingerichtet. Das war wirklich erstaunlich. Die Reichweite der feindlichen Kugeln und der kurzreichweitigen Mörsergeschosse reichte bis dorthin, und dennoch hatten sie dort mitten unter Beschuss einen chirurgischen Operationsraum aufgebaut. Das ist sehr bedeutsam. Es gab Ärzte während des Verteidigungskrieges, deren Taschen stets gepackt waren. Sobald angekündigt wurde, dass eine Operation beginnen würde, bekamen sie eine kurze Nachricht, und sie informierten telefonisch zu Hause: „Ich bin weg!“, nahmen ihre Tasche und machten sich auf den Weg. Das sind Dinge, die sich mit Worten kaum beschreiben lassen. Sie können nur durch die Mittel der Kunst bewahrt, erklärt und dargestellt werden.

Heute braucht unser Volk dringend, dass es über diese großen Bewegungen und bedeutenden Taten, die aus dem Volk selbst hervorgegangen sind – von den eigenen Kindern dieses Volkes –, Bescheid weiß. Es besteht ein Bedarf dafür. Und in dieser Hinsicht haben wir gewisse Versäumnisse. Viele wissen davon nicht. Doch noch größer ist unser Versäumnis, wenn es darum geht, diese Leistungen in der Welt widerhallen zu lassen. Ihr seht, dass in manchen Ländern, wenn sie einen mittelmäßigen oder halbfertigen Helden haben, sie ihn groß darstellen, über ihn Bücher und Geschichten schreiben. Manche haben nicht einmal einen Helden, also erfinden sie sich einen. Sie haben keine Geschichte, also konstruieren sie sich eine Geschichte. Aber wir haben sowohl den Helden als auch die Geschichte, wir haben auch eine ruhmreiche Vergangenheit. Diese müssen wir weitergeben, wir müssen sie sichtbar machen. Das ist eine große Aufgabe und gehört zu den unumgänglichen Pflichten. Das ist der zweite Schritt: dass wir sie erkennen, sie vorstellen und sie in eine allgemeine Kultur verwandeln. Es muss deutlich werden, dass Hilfeleistung und Unterstützung eine islamische und menschliche Pflicht ist und dass sie in den Generationen weiterleben und dauerhaft fortgeführt werden muss. Diese Aufgaben liegen genau bei euren Initiativen und Gruppen. Wir hoffen, dass dieser Kongress, dieses Gedenken, ein guter Auftakt dafür ist, dass diese Arbeiten voranschreiten und umgesetzt werden, so Gott will.

Und nun vergleicht das mit jenen Raubtieren gleichen Bestien in Menschengestalt, die Krankenwagen bombardieren, Krankenhäuser bombardieren, Patienten bombardieren und töten, die unschuldige, wehrlose Kinder bedenkenlos auslöschen! Heute liegt die Welt in den Händen solcher Leute. Heute richtet sich die Bewegung der Islamischen Republik, ihre Standhaftigkeit und jene „neue Zivilisation“, von der die Islamische Republik wiederholt spricht, gegen eben diesen Zustand der Welt. Wer kann behaupten und ernsthaft glauben, dass man angesichts dieser Barbarei, dieses Blutdurstes, keine Verantwortung habe? Wer kann so etwas sagen? Wir alle haben eine Verantwortung, wir alle haben eine Pflicht.

Heute erheben sich diejenigen, die vorgeben, über die Welt zu bestimmen oder über Länder dieser Welt zu herrschen, und ihr Verhalten ist genau dieses: Sie töten Kinder, sie töten Kranke, sie zerstören Krankenhäuser, sie bombardieren bedenkenlos Zivilisten. Gut, wenn ihr Krieg führt, dann soll wenigstens Militär gegen Militär kämpfen. Schon das ist oft nicht gerecht, sondern tyrannisch. Die gesamte Bewegung war von Anfang an ungerecht, aber immerhin wäre das ein Krieg unter Militärs. Warum tötet man aber Zivilisten? Warum bombardiert man sie? Warum zerstört man ihre Häuser? Heute ist die Welt in den Händen solcher Menschen.

Das ist jene große Pflicht, die auf unseren Schultern liegt. Dieses Pflichtbewusstsein ist es, das uns zur Bewegung antreibt. Dieses Pflichtbewusstsein ist es, das nicht zulässt, dass das Licht der Hoffnung in unseren Herzen erlischt. Und genau dieses Pflichtbewusstsein ist es, das Feinde wie diese westlichen Wilden – parfümiert, mit Krawatte und gutem Auftreten – dazu bringt, der Islamischen Republik feindlich gegenüberzustehen und sich ihr entgegenzustellen. Das ist ihr Problem: Wenn ihr euch über diese Barbareien nicht beschwert, wenn ihr euch mit ihnen arrangiert, sie sogar lobt, dann werden sie kein Problem und keine Feindschaft mit euch haben. Das eigentliche Problem ist, dass ihr die Grundlage dieser falschen Zivilisation ablehnt und ihr habt Recht damit. Ihr müsst sie auch ablehnen.

Und so Gott will, wird das Falsche verschwinden. Das Falsche ist nicht von Dauer, das Falsche ist zweifellos vergänglich – zweifellos. Aber man muss handeln. Es ist nicht so, dass wir einfach dasitzen und zuschauen können, bis das Falsche von selbst zerfließt und verschwindet, nein. Dass Gott der Erhabene erklärt, das Falsche sei vergänglich, bedeutet: Wenn du dich ihm entgegenstellst, wenn du kämpfst, wenn du handelst, dann wird es nicht Bestand haben. Es hat keine Kraft, um standzuhalten.

 وَلَوْ قَاتَلَكُمُ الَّذِينَ كَفَرُوا لَوَلَّوُا الْأَدْبَارَ ثُمَّ لَا يَجِدُونَ وَلِيًّا وَلَا نَصِيرًا

„Und hätte euch diejenigen bekämpft, die abgestritten haben, hätten sie gewiss den Rücken abgewandt. Daraufhin finden sie keinen Beschützer und keinen Helfer.“ [Heiliger Quran, 48:22]

Wenn ihr euch entgegenstellt, wenn ihr standhaltet, dann wird er, ohne Zweifel, den Rücken kehren. Aber wenn ihr euch zurücklehnt, wenn ihr ihm freundlich begegnet, wenn ihr lächelt, wenn ihr flieht oder ihn sogar noch für seine Taten lobt, nein, dann wird er nicht verschwinden, sondern sogar nur noch frecher und überheblicher werden.

Wir hoffen, so Gott will, Gott der Erhabene euch Erfolg gewährt, uns das Bewusstsein über unsere Pflichten verleiht und uns die Gnade schenkt, diese Pflichten auch erfüllen zu können.

Und der Friede, die Gnade Allahs und sein Segen seien mit Euch.