Imam Chamenei spricht zu Vertretern islamischer Länder am Fitr-Festtag






Am Tag des Fastenbrechen-Festes, dem 31. März 2025 fand nach dem Festgebet eine Sitzung mit Verantwortlichen des Landes und Botschaftern und Vertretern islamischer Länder in Anwesenheit Imam Chameneis statt. Bei diesem Treffen hielt er eine Rede. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der Rede aus dem persischen Original. Obwohl es für alle hier veröffentlichten Texte gilt, wird darauf verwiesen, dass die Übersetzung zu Dokumentationszwecken ohne jegliche Kommentierung erfolgt und die dargestellte Meinung nicht mit der Meinung der Herausgeber übereinstimmen muss.
Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden
Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten, und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und seinen herausragenden Gefährten und denen, die ihnen in Güte folgen bis zum Tag des Gerichts.
Gratuliert sei der islamischen Umma, der iranischen Nation, der anwesenden Versammlung, den Gäste und muslimischen Brüdern, den Botschaftern der islamischen Länder, zu diesem gesegneten Fest und gesegnetem Fitr [Brechen des Fastens].
Wahrlich, die islamische Welt heute braucht Punkte, die sie miteinander verbinden, zusammenschließen und aus ihr eine aktive und wirksame Einheit machen. Das Fest des Fastenbrechens [Eid al-Fitr] ist einer davon. In dem Bittgebet, das wir im Qunut des Gebets zum Fastenbrechen-Fest sprechen heißt es:
وَ لِمُحَمَّدٍ صَلَّى اللَهُ عَلَیهِ وَ آلِهِ [ذُخراً] وَ شَرَفاً وَ [کَرامَتاً وَ] مَزیداً
„Und für Muhammad, Allahs Segen sei auf ihm und seiner Familie, [als Schatz] und Ehre [und Würde] und Mehrung“
Dieser Ausdruck „مَزید“ [Mehrung] ist tiefgründig und bedeutungsvoll. Dieses Fest des Fastenbrechens bewirkt also, dass die Ehre des Islams, die Ehre des verehrten Gesandten Tag für Tag zunimmt. Seine Religion, der Weg und die Lebensweise, die er der Menschheit präsentiert hat sollen sich Tag für Tag ausbreiten und wachsen. Das Fest des Fastenbrechens besitzt genau diese Eigenschaft.
Wann wird dies geschehen? Jenes Fest des Fastenbrechens, bei dem die Menschen nicht gemeinsam stehen, nicht in Demut flehen, nicht mit Gott sprechen, keine Gemeinschaft bilden – dieses hat jene Eigenschaft nicht. Wir selbst gestalten das Fest des Fastenbrechens, wir selbst machen es zu Ehre, Mehrung und Segen für den Islam und die Muslime, durch unser Verhalten und die Handlungen, die wir tun. Wenn in der islamischen Umma Einheit existiert, Entschlossenheit existiert, Einsicht existiert, dann wird das Fest zum Fastenbrechen wahrhaftig eine Mehrung [مَزید] sein.
Heute geschehen die verschiedenen Ereignisse in der Welt in einem rasenden Tempo – sowohl in unserer Region als auch in anderen Teilen der Welt. Diese Geschwindigkeit der Ereignisse erfordert, dass alle, die sich selbst als beteiligt an den globalen Entwicklungen sehen oder sich davon betroffen fühlen, diese Ereignisse mit Aufmerksamkeit und Genauigkeit verfolgen und ihren eigenen Standpunkt und Platz in diesen Geschehnissen bestimmen müssen. Heute liegt diese Verantwortung besonders bei den islamischen Staaten. Die islamischen Staaten müssen in Bezug auf ihre eigenen Völker, ihre Freunde, ihre Feinde und die Ereignisse, die ihnen bevorstehen oder sie erwarten, mit Sorgfalt und klarem Denken handeln.
Die islamische Welt ist eine große Welt. Wir Muslime stellen sowohl eine große Bevölkerungszahl dar, als auch befinden wir uns auf der Weltkarte an einem strategisch wichtigen Ort. Auch in Bezug auf die natürlichen Reichtümer gehören unsere Länder und unsere Gemeinschaften zu den wohlhabenden Teilen der Welt. Wenn die islamische Welt diese wichtige Position nutzen will, dann braucht sie einen grundlegenden Schritt und dieser ist: Die Einheit – die Einheit der islamischen Welt.
Einheit bedeutet nicht, dass die Staaten zu einem einzigen verschmelzen sollen. Es bedeutet auch nicht, dass sie in allen politischen Ausrichtungen gleich denken müssen. Die Einheit der islamischen Welt bedeutet vor allem, dass sie ihre gemeinsamen Interessen erkennen und zunächst einmal wissen, was ihre gemeinsamen Interessen überhaupt sind. Wir dürfen unsere Interessen nicht so definieren, dass sie automatisch zu Konflikt, Streit und Spaltung untereinander führen. Die Familie der islamischen Welt ist eine Familie, eine Gemeinschaft. Die islamischen Staaten müssen in diesem Sinne denken und sich in diese Richtung bewegen. Die Islamische Republik Iran hat ihre Hand allen islamischen Staaten entgegengestreckt, sie betrachtet sich – wie der geehrte Präsident es gerade gesagt hat – als Bruder dieser Staaten und sieht sich gemeinsam mit ihnen in einer grundlegenden gemeinsamen Front. Lasst uns zusammenarbeiten, lasst uns gemeinsam nachdenken, lasst uns die Einheit der islamischen Welt bewahren. Dann werden die aggressiven Mächte, die unterdrückerischen Mächte, die arroganten Mächte, nicht in der Lage sein, sich der islamischen Welt zu nähern, sie zu unterdrücken oder Zwangszahlungen und Tribute zu fordern. Heute ist es leider üblich geworden, dass Großmächte von anderen Ländern Tribut verlangen und sie sprechen dies sogar ganz offen aus. Wir dürfen nicht zulassen, dass die islamische Welt dem Tributforderungs-System der USA und ihrer gleichen ausgeliefert wird.
Lasst uns die Rechte der Unterdrückten verteidigen. Heute ist ein Teil der islamischen Welt zutiefst verwundet – Palästina ist verwundet, Libanon ist verwundet. Die Verbrechen, die in dieser Region geschehen, sind zum Teil beispiellos. Wir können uns in der gesamten Geschichte, sei es aus eigener Betrachtung oder aus dem, was wir gelesen haben, nicht erinnern, dass man in weniger als zwei Jahren etwa 20.000 Kinder in einem militärischen Konflikt getötet hat! Das ist kein Spaß: Die islamische Welt muss das sehen, erkennen, verstehen, und den Schmerz des palästinensischen Volkes fühlen und sich verpflichtet fühlen zu handeln. Wenn die islamische Welt sich zusammentut, dann kann sie etwas bewegen. Es braucht nicht einmal Krieg oder militärisches Eingreifen, es reicht, dass Einheit und Zusammenhalt, Herzensverbundenheit und mündliche Einigkeit zwischen den islamischen Staaten herrschen. Dann werden die anderen Mächte schon wissen, woran sie sind.
Wir hoffen, dass Gott, der Erhabene, dieses Fest des Fastenbrechens für die gesamte islamische Ummah zu einem gesegneten Fest macht und dass Er den Verantwortlichen in den islamischen Ländern die Entschlossenheit, die Motivation und die Bewegungskraft verleiht, damit sie die islamische Ummah im wahrsten Sinne des Wortes formen und verwirklichen können.
Und der Friede, die Gnade Allahs und sein Segen seien mit Euch.