Imam Chamenei beim Treffen mit den Studenten des Landes

 

Am 12. März 2025 fand das jährliche Treffen Imam Chameneis mit Universitätsstudenten und Vertretern einiger Studentenvereinigungen statt. Bei diesem Treffen hielt der Imam wie gewöhnlich im Anschluss an Wortbeiträge seitens der Studentenvertreter seine Rede. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der Rede aus dem persischen Original. Obwohl es für alle hier veröffentlichten Texte gilt, wird darauf verwiesen, dass die Übersetzung zu Dokumentationszwecken ohne jegliche Kommentierung erfolgt und die dargestellte Meinung nicht mit der Meinung der Herausgeber übereinstimmen muss.


Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden

Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten, und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).

Es war eine sehr gute Sitzung. Die Äußerungen unserer lieben jungen Leute bringen mich zu dem Ergebnis, dass das Niveau des Denkens, der Analyse und des Verständnisses der Studentenschaft am wachsen ist. Das heißt, ich habe dieses Jahr Dinge gehört, deren Niveau höher ist als das, was ich in den vergangenen Jahren – zum Beispiel im letzten Jahr – gehört habe. Das allein schon ist eine hoffnungsvolle und frohe Botschaft. Es bedeutet also, dass die Jugend des Landes und die Studenten des Landes sich bewegen und voranschreiten. Manchmal bewegen wir uns, ohne dabei unsere eigene Bewegung zu bemerken und dennoch findet Bewegung statt. Jetzt gerade ist es so. Jetzt ist glücklicherweise das Denken, das in der studentischen Umgebung vorherrscht, ein Denken, das sich in Richtung einer reifen und umfassenden Betrachtungsweise weiterentwickelt.

Natürlich bedeutet das nicht, dass ich mit allem, was hier gesagt wurde, einverstanden bin. Einige der Aussagen akzeptiere ich nicht. Zum Beispiel hat einer der Brüder gesagt, dass diejenigen, die die Elemente der Macht innehaben – zum Beispiel Sicherheits- oder Militärelemente und dergleichen –, in sensiblen Momenten gegenüber dem zionistischen Regime ihre Pflicht nicht erfüllen würden und sich stattdessen in Verfasser von Erklärungen verwandelten! Das ist nicht richtig. Nein, diejenigen, die etwas tun müssen, haben ihre Arbeit auch zur richtigen Zeit getan. Wenn die Handlung, die Sie jetzt erwarten, nicht ausgeführt wird, dann verfolgen und untersuchen Sie die Angelegenheit – wobei natürlich manche Dinge nicht untersucht werden können, weil viele dieser Angelegenheiten geheim sind – und Sie werden dann verstehen: Nein, es ist richtig, es ist so gerechtfertigt. Das heißt, die Handlung, die ausgeführt wurde oder nicht ausgeführt wurde, ist vollständig gerechtfertigt.

Auch in Bezug auf die Jugend wurde gesagt, dass ich davon abgekommen sei, mich auf die Jugend zu stützen – nein, meine einzige Hoffnung seid gerade ihr jungen Leute [Großer Applaus der Zuhörerschaft]. Ich bin überzeugt von der Stützung auf die Jugend, jedoch gibt es viele Bedingungen, auf die man achten muss – vielleicht werde ich heute in meiner Rede auf einige hinweisen – und die grundlegende Bedingung ist, dass ihr bezüglich eurer Positionen standhaft seid und euch dafür einsetzt. Es soll nicht so sein, dass ihr zu einer Analyse kommt und ein Urteil fällt, das revolutionär ist, das richtig ist und akzeptiert wird, und ihr dann aber aufgrund eines selbst nur kleinen Hindernisses oder eines kleinen Zweifels von dieser Grundlage abweicht und der Sache gegenüber gleichgültig werdet. Achtet darauf, diesen Geist, dieses Gefühl, diese Begeisterung und diese Analyse zu bewahren.

Ich bitte die geehrten Verantwortlichen des Ministeriums für Wissenschaft und des Gesundheitsministeriums dringend, diesen Worten ernsthaft Beachtung zu schenken. Auch die Schriften dieser Brüder und unserer Schwestern – die Beschwerden enthielten – sollen sie entgegennehmen, lesen, sorgfältig prüfen und entsprechend handeln. Einige dieser Punkte sind völlig richtig. Auch wir werden natürlich, soweit es uns betrifft, entsprechend handeln.

Für heute habe ich meine Ausführungen in drei Abschnitte gegliedert: Zunächst ein kurzes Wort über den Monat Ramadan und das Fasten. Dann eine Diskussion über die Angelegenheit der Studenten, eure Angelegenheit und dann noch ein paar Worte über die aktuellen politischen Themen, die gerade in aller Munde sind – dazu werde ich einige kurze Punkte vorbringen.

Natürlich muss ich sagen, dass seit der letzten Sitzung im vergangenen Jahr verschiedene Ereignisse eingetreten sind. Die Situation im vergangenen Jahr war eine andere. Im vergangenen Jahr, an einem Tag wie diesem, an dem wir eine Sitzung mit euch Studenten hatten, war Märtyrer Raisi noch am Leben, Märtyrer Sayyid Hassan Nasrallah – möge Allahs Wohlgefallen auf ihm sein – war an unserer Seite. Märtyrer Haniyeh, Märtyrer Safiuddin, Märtyrer Sinwar, Märtyrer Deif und mehrere herausragende große revolutionäre Persönlichkeiten waren unter uns oder an unserer Seite, die dieses Jahr nicht mehr unter uns sind. Die nun unvollständige, haltlose und oberflächliche Sichtweise seitens der Gegner, Rivalen und Feinde der Islamischen Republik führt zu einer falschen Einschätzung dieser Ereignisse. Ich möchte euch im Gegensatz zu dem, was sie sagen, mit völliger Gewissheit sagen: Ja, diese Brüder waren von großem Wert und ihr Fehlen ist für uns wahrhaftig ein Verlust; daran besteht kein Zweifel. Doch obwohl wir sie nicht mehr haben, stehen wir dieses Jahr – im Vergleich zu einem Tag wie diesem im letzten Jahr –  in manchen Angelegenheiten stärker da und in manchen Angelegenheiten sind wir nicht schwächer – wenn wir nicht sogar auch hier stärker sind. In diesem Jahr, Gott sei Dank, verfügen wir in vielerlei Hinsicht und aus den unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, über Stärken und Fähigkeiten, die wir im vergangenen Jahr nicht hatten. Daher: Ja, das Fehlen dieser lieben Menschen ist ein Verlust und die Ereignisse, die in der Region Westasien eingetreten sind, sind bittere und schmerzhafte Ereignisse – doch die Islamische Republik hat, Gott sei Dank, weiterhin ihr Wachstum, ihren Fortschritt und die Zunahme ihrer Macht bewahrt.

Im dritten Jahr nach der Auswanderung [Hidschra] verlor der edle Prophet jemanden wie Hamza. In der Schlacht von Uhud ging Hamza von der Seite des Propheten. Es war jedoch nicht nur Hamza – er war der herausragendste von ihnen –, sondern auch andere tapfere Gefährten verschieden. Dies geschah im dritten Jahr nach der Auswanderung. Im vierten und fünften Jahr nach der Auswanderung war der Prophet jedoch viel stärker als im dritten Jahr nach der Auswanderung. Das bedeutet, dass der Verlust herausragender Persönlichkeiten keineswegs einen Rückschritt, einen Rückgang oder eine Schwächung bedeutet – sofern zwei Faktoren vorhanden sind: Der erste ist das Ideal [Ziel, Vision] und der zweite ist der Einsatz: Ideal und Einsatz. Wenn diese beiden Faktoren in einer Nation vorhanden sind, dann ist das Dasein oder Fehlen von Persönlichkeiten zwar ein Verlust, doch es versetzt der allgemeinen Bewegung keinen Schlag.

Nun zum Monat Ramadan. Gott der Erhabene spricht:

 يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا كُتِبَ عَلَيْكُمُ الصِّيَامُ كَمَا كُتِبَ عَلَى الَّذِينَ مِن قَبْلِكُمْ لَعَلَّكُمْ تَتَّقُونَ

„O ihr diejenigen, die überzeugt gewesen sind! Vorgeschrieben worden ist euch gegenüber das Fasten, wie es vorgeschrieben worden ist für diejenigen vor euch, auf dass ihr ehrfürchtig seid.“ [Heiliger Quran, 2:183]

Das bedeutet also gemäß diesem Vers, dass das Ziel des Fastens Taqwa [Ehrfürchtigkeit] ist. Was ist Taqwa? Taqwa stammt von der Wurzel „Waqaya“. „Waqaya“ bedeutet Schutz. Taqwa bedeutet also ein Mittel des Schutzes, ein Mittel der Immunität, ein schützendes Element – das ist Taqwa. Taqwa schützt den Menschen – vor was? Vor dem Schlechten, vor Versuchungen, vor schlechten Gedanken, vor Boshaftigkeit, vor Verrat, vor Sündhaftigkeit, vor Ausschweifungen, vor Gleichgültigkeit gegenüber den Aufgaben, vor dem Unterlassen von Pflichten – das ist Taqwa. Das ist etwas sehr Wichtiges. Das Fasten gibt euch ein Muster, ein kleines Modell dieses Zustands: Ihr habt Hunger und es gibt Essen; ihr seid durstig, und es gibt auch Wasser, aber ihr esst und trinkt nicht. Das heißt, ihr haltet euch zurück. Genau das ist Taqwa, jedoch für ein paar Stunden am Tag und in Bezug auf ein paar begrenzte Dinge. Dieser Zustand sollte sich in unserem und eurem Leben verallgemeinern, und wir sollten ehrfürchtig werden.

Im Quran gibt es sehr viele Wirkungen von Taqwa [Ehrfürchtigkeit], aber ich werde jetzt nur auf zwei dieser Wirkungen hinweisen. Die erste:

وَمَن يَتَّقِ اللَّهَ يَجْعَل لَّهُ مَخْرَجًا وَيَرْزُقْهُ مِنْ حَيْثُ لَا يَحْتَسِبُ

„Und wer gottesehrfürchtig sei zu Allah, er errichtet ihm eine Erleichterung. Und er versorgt ihn, von wo er nicht (damit) rechnet.“ [Heiliger Quran, 65:2–3].

Wenn Taqwa erreicht wird, dann bewirkt Taqwa eine Erleichterung – eine weltliche Erleichterung. Taqwa bewirkt eine weltliche Erleichterung. Das heißt, sie wirkt sich auf den Bereich der Wirtschaft aus, auf den Bereich der Sicherheit – das ist Taqwa. Eine Gesellschaft, die gottesfürchtig ist, „er errichtet ihm eine Erleichterung“ – diese Taqwa schafft für sie eine Erleichterung. Das war die erste.

Die zweite:

هُدًى لِّلْمُتَّقِين

„Rechtleitung für die Ehrfürchtigen“ [Heiliger Quran, 65:2–3].

Der Quran ist eine Rechtleitung für die mit Taqwa, für die Ehrfürchtigen– eine göttliche Rechtleitung. Die göttliche Rechtleitung ist keine Kleinigkeit. Das Wichtigste überhaupt ist genau das. Wollen wir denn nicht Rettung, Erfolg und Glückseligkeit erlangen? Gut, es gibt ein Ziel und zu diesem Ziel wollen wir gelangen. Jemand muss uns den Weg weisen, uns an die Hand nehmen – das ist Gott. Gott nimmt uns an die Hand – wann? Dann, wenn wir Taqwa haben. Deshalb nehmt das Fasten als ein Mittel, um die Ehrfurcht in euch zu stärken – das ist die Grundlage der Angelegenheit. Heute haben beide dieser Ergebnisse – sowohl die Erleichterung als auch die Rechtleitung – für uns eine praktische Bedeutung. Wir brauchen sowohl die Erleichterung als auch die göttliche Rechtleitung.

Gut, wie erlangen wir Taqwa? In dieser Hinsicht wurde viel gesprochen, es wurden Lösungen vorgeschlagen: Das, was ich in einem Satz sagen möchte, ist, dass Taqwa in unserer eigenen Hand liegt – sie erfordert unseren eigenen Entschluss und unseren eigenen Willen. Wir müssen entschlossen sein. Imam [Chomeini], möge Allahs Wohlgefallen auf ihm sein, spricht in einem seiner Bücher – vielleicht in „Vierzig Hadithe“ oder „Die Geheimnisse des Gebets“ – an mehreren Stellen zu dem Leser, der den Weg der Einheit [Tauhid] beschreiten und auf dem Weg der Einheit wandeln möchte, wiederholt: „Treffe eine mannhafte Entscheidung. Triff eine entschlossene Entscheidung“. Mit deiner Entscheidung, mit deiner Überlegung, mit deiner Achtsamkeit wird Taqwa erlangt. Der junge Mensch, der sich in einer für junge Menschen sehr verlockenden, aber verbotenen Situation zurückhält, stärkt dadurch die Kraft der Ehrfürchtigkeit [Taqwa] in sich und erhöht diesen Zustand der Immunität und Selbstkontrolle. So viel zu der Diskussion über den Monat Ramadan.

Nun über die Studenten. Die Worte, die ihr über studentische Themen geäußert habt und die Hoffnung, die auf die studentische Bewegung in den Herzen derjenigen besteht, die von den Universitäten überzeugt sind, waren völlig richtig – ich bestätige all das ebenfalls. Ich habe hier eine kleine Angelegenheit notiert – wenn ich sie heute, so Gott will, kurz darlegen kann –, und zwar geht es genau um das Thema der studentischen Identität. Seht, im Verlauf der zwei Jahrhunderte, seit dem die westliche Zivilisation in unser Land eingetreten ist, mit uns in Kontakt getreten ist und wir mit den westlichen Menschen und der westlichen Zivilisation zu tun hatten, hat der iranische Jugendliche zwei unterschiedliche Erfahrungen im Umgang mit der westlichen Zivilisation gemacht: Die erste Erfahrung war die erste Begegnung, deren Ergebnis Faszination und Selbstaufgabe war. Die zweite Erfahrung ist die spätere Begegnung, deren Ergebnis Erkenntnis, eine selektive Auseinandersetzung sowie ein Gefühl der Unabhängigkeit ist – und in manchen Fällen sogar ein vollständiges Gefühl der Trennung und Distanz. Ich werde diese beiden Begegnungen kurz erläutern.

Nun zur ersten Begegnung, dem ersten Kontakt mit den westlichen Menschen, mit westlichen Elementen und mit einigen westlichen Symbolen, des iranischen Jugendlichen. Es geht um die Jugend und ich spreche hier über die Jugendlichen. Die Gefühle der anderen Bevölkerungsschichten waren zwar fast ähnlich zu den Gefühlen der Jugendlichen, aber jetzt möchte ich über die Jugendlichen sprechen. In dieser ersten Begegnung mit dem Westen entstand für ihn ein Vorurteil, eine feste Vorstellung bestehend aus der Dualität: „Der fortschrittliche Westen und das rückständige und schwache Iran“ oder „Der erfolgreiche Westen und das dekadente Iran.“ Das wurde für ihn zur Gewissheit. Wenn der iranische Jugendliche sich den westlichen Errungenschaften, der westlichen Wissenschaft, der westlichen Technologie und dergleichen gegenübersah, hatte er das Gefühl, dass er rückständig, dekadent und unfähig sei. Der Westen aber sei fortgeschritten, und man müsse ihm folgen, man müsse seinen Weg beschreiten.

Nun, die Realität der Angelegenheit war tatsächlich genauso. Das heißt, das Iran von vor hundert Jahren war tatsächlich in vielerlei Hinsicht weit hinter dem Westen von vor hundert Jahren zurückgeblieben. Die Gründe, Ursachen und Faktoren dafür sind zahlreich und vielschichtig, und die heutige Diskussion ist nicht der richtige Ort, um darauf einzugehen – aber das war die Realität. Doch hier gibt es einen wichtigen Punkt: Wenn ihr auf die andere Seite blickt – zum Beispiel auf den Westen – und seine Stärken erkennt, und wenn diese Stärken euch auf eure eigenen Schwächen aufmerksam machen und euch zum Nachdenken bringen, dann ist das eine gute Sache. Ein Mensch soll hinschauen und sehen, was die anderen getan haben und was wir selbst noch zu tun haben. Nehmen wir an, sie haben wissenschaftlichen Fortschritt erzielt – wir sollten ebenfalls wissenschaftlichen Fortschritt erzielen. Wenn das der Fall ist, dann ist das gut – aber eben diese Sache ist nicht passiert.

Der Blick auf den Westen erfolgte mit dem Gefühl der Wahrnehmung eines erfolgreichen Wesens. Das heißt, seine Stärken führten dazu, dass wir unsere eigenen Stärken vergessen haben! Wir hatten auch unsere eigenen Stärken. Die iranische Nation hatte Stärken: Sie hatte Glauben, sie hatte Aufrichtigkeit, sie hatte Brüderlichkeit, sie hatte Familie, sie hatte Treue, sie hatte Schamgefühl – das waren unsere Stärken. Wir haben diese vernachlässigt. Der Jugendliche jener Zeit hat diese vernachlässigt. Er selbst hat sie vernachlässigt, und einige Leute im Land tauchten entweder auf oder waren bereits vorhanden, die diese Vernachlässigung verstärkten. Das bedeutet, anstatt zu Selbstfindung zu gelangen, kam es zu Selbstaufgabe. Zusätzlich haben sie die Auffassung unter dem Volk verbreitet, dass man, wenn man etwas erreichen möchte – wenn euer Leben, eure Wissenschaft, eure Fähigkeiten auf das Niveau gelangen sollen, das ihr im Westen beobachten könnt, dann müsst ihr in allen so wie sie werden. Ihr müsst westlich werden! Ihr könnt nicht von euch selbst heraus, irgendwohin gelangen, wenn ihr euch auf eure eigenen Ursprünge stützt. Es ist genau diese berühmte Aussage von Taqizadeh [Erste Präsident des Senats während der Pahlavi-Herrschaft], der sagte: „Man muss vom Scheitel bis zur Zehenspitze westlich werden. Die Kleidung muss westlich werden, die Moral muss westlich werden, die Lebensweise muss westlich werden – alles muss westlich werden, damit wir ihnen gleichkommen können.“

Das Wichtige dabei ist, dass die Nachahmung des Westens in bestimmten Verhaltensweisen, moralischen Fragen und intellektuellen Angelegenheiten stattfand – doch in den grundlegenden Dingen, auf die sich der Westen stützte, geschah überhaupt nichts. Ja, es wurde die äußere Form einer Universität geschaffen, aber aus dieser Universität ging in der Zeit von Reza Khan kein herausragender Mensch, keine Erfindung, keine neue Leistung, kein wissenschaftlicher Fortschritt hervor.

Die westlichen Mächte stärkten ebenfalls genau dieses Gefühl und diesen Glauben, dass man dem Westen folgen und sich dem Westen unterwerfen müsse. In jener Zeit waren die tatsächlichen Vertreter der westlichen Regierungen innerhalb des Landes die Briten, die hier über alles und jeden die Kontrolle hatten. Sie setzten einen Diktator an die Macht – Reza Khan wurde an die Macht gebracht. Mit einem Geist von Macht, Diktatur und Tyrannei legte er über alles seine Hand. Um ihn herum bildete sich eine Gruppe von Leuten, die auf gedanklicher Ebene – weil diese Gedanken seinem eigenen Verstand nicht entsprangen – genau diese Neigung zum Westen und die tatsächliche Unterwerfung unter den Westen, die Auflösung und das Verschmelzen in die materielle Zivilisation des Westens unter den Menschen verbreiteten, festigten, umsetzten und in unserer Wirtschaft, in unseren verschiedenen Angelegenheiten, in unseren sozialen Fragen vorantrieben. Tatsächlich nahmen diese Leute die Fahne der Unterstützung für den Westen in die Hand.

Reza Khan war das Symbol eines destruktiven Westismus, eines zerstörerischen Westismus – das bedeutete, dass sie alles in die Hände der Westler legten und das Ergebnis war, dass das Land von innen heraus, ausgehöhlt wurde. Daher, als dieselben Briten nach zwanzig Jahren Reza Khan wieder von der Macht entfernten und ihn mitnahmen, hatte unser Land weder eine nationale Armee, noch eine nationale Wirtschaft, noch eine nationale Sicherheit, noch eine nationale Innenpolitik, noch eine nationale Außenpolitik – nicht einmal eine nationale Kleidung! Das bedeutet, dass der Fortschritt des Landes auf die Veränderung der Kleidung, das Tragen einer bestimmten Art von Hut und auf solche Dinge beschränkt wurde. So war ihre Begegnung mit dem Westen. Von einem der damaligen Politiker, einem der politischen Persönlichkeiten der Qadscharen- und Pahlavi-Ära, Mochber al-Saltaneh Hedayat, wird berichtet, dass er sagte: „Der Blick war auf die Boulevards der westlichen Städte gerichtet, nicht auf die Laboren, nicht auf die Bibliotheken.“ So war die Art des Umgangs.

Natürlich sind jene intellektuellen Persönlichkeiten – Leute wie Taqizadeh, Foroughi, Hekmat – die größten Schuldigen jener Zeit und sie haben unser Land um Jahrzehnte zurückgeworfen. Beachtet, dass wenn es eine Gruppe von aufrichtigen und engagierten Menschen anstelle dieser Leute gegeben hätte, sie das Land hätten voranbringen können. Diese Leute haben jedoch das Land zurückgeworfen. Das war die erste Begegnung und die erste Wahrnehmung gegenüber dem Westen.

Die zweite Erfahrung – die meiner Meinung nach die Wichtige ist und die uns bis hierher geführt hat – entstand allmählich für die Menschen im Verlauf bitterer Ereignisse. Die ungerechten und unterdrückerischen Handlungen der Westler in unserem Land, die Besetzung einiger Teile des Landes durch die Briten und das zaristische Russland – das damals ebenfalls zum Westen gehörte, wobei später natürlich auch erneut durch die Sowjetunion wurden Teile des Irans besetzt wurden. Zur Folge dieser Herrschaft – sie nahmen Gebiete ein, im Norden des Landes, im Süden des Landes, im Osten des Landes –  unterdrückten sie Menschen und verursachten Hungersnöte. Tausende von Menschen – wir haben keine endgültige Zahl zur Verfügung, aber manche sagen, es seien mehrere Millionen gewesen – starben an der Hungersnot, die die Westler im Land verursacht hatten. Sie starben wegen der Hungersnot, die sie verursacht hatten. Sie unterdrückten die inneren Bewegungen – auf eine Weise in Tabriz, auf eine andere Weise in Maschhad, auf eine andere Weise in Gilan – und begingen verschiedene Verrate: den Vertrag von Vosough al-Dowleh [Anglo-Iranischer Vertrag 1919], die Verlängerung des Ölvertrags von D’Arcy [Konzession von 1901] durch Reza Schah und ähnliche Handlungen. Diese Handlungen machten allmählich die klugen Menschen, die breite Bevölkerung und insbesondere die Jugendlichen auf das wahre Wesen der Westler aufmerksam. Das heißt, es wurde klar, dass hinter dieser gebügelten, sauberen und manchmal lächelnden äußeren Erscheinung ein bösartiges, verräterisches Wesen steckt – das wurde erkannt. Nach und nach nahm diese Begeisterung, diese Faszination für die westliche Zivilisation unter vielen Menschen und Jugendlichen ab.

Die nationale Ölbewegung in den Jahren 1329 und 1330 [1950–1951] war mit Sicherheit eine bedeutende Phase – eine Phase, die Geschichte schrieb. Es war ein Wendepunkt, der uns das wahre Wesen des Westens zeigen konnte. Das wahre Wesen der gesamten westlichen Welt wurde durch diese Bewegung mit den Vorgeschichten, Folgen und Konsequenzen für das iranische Volk deutlich.

Mossadegh setzte im Kampf gegen die Briten in der Ölfrage seine Hoffnung und seinen Rückhalt auf die USA. Er hoffte offen und ausdrücklich darauf, dass die USA ihn im Konflikt mit Großbritannien unterstützen würden – aber den Schlag versetzten die USA Mossadegh selbst. Das heißt, genau die USA, von denen Mossadegh hoffte, dass sie ihm helfen würden, genau diese USA führten den Staatsstreich durch. Kermit Roosevelt, der berüchtigte und bekannte Putschist, der den Putsch vom 28. Mordad [19. August 1953] inszenierte, war ein Amerikaner. Mit amerikanischem Geld und mit amerikanischen Mitteln führten sie diesen Staatsstreich durch und hielten das Land für mehrere Jahrzehnte danach weiter in Gefangenschaft.

Diese Ereignisse führten also zu einem Ergebnis und dieses Ergebnis war, dass die Stützung auf den Westen nicht nur keine Hilfe für den Fortschritt ist, sondern sogar ein Hindernis darstellt. Das bedeutet, dass die Stützung auf den Westen uns nicht nur nicht zum Fortschritt führt, sondern sogar den Fortschritt verhindert. Es wurde klar, dass im Iran jede Angelegenheit, die mit den Interessen des Westens in Konflikt steht, von diesen rücksichtslos bekämpft wird – entweder direkt, wie sie es am 28. Mordad [19. August 1953] taten, als sie direkt eingriffen und einen Putsch organisierten oder indirekt, indem sie es durch ihre eigene Marionettenregierung durchführen ließen – wie am 15. Chordad 1342 [5. Juni 1963]. Auch dort griffen sie ein, richteten ein Massaker an und verübten eine blutige Niederschlagung – jedoch dieses Mal durch die Hand von Mohammad Reza.

Dieser Zustand – dass die wahre Natur der materiellen westlichen Zivilisation für die iranische Nation und für die iranischen Jugendlichen deutlich wurde – führte dazu, dass Reaktionen begannen. Einige Leute traten entschlossen nach vorne.

Der Putsch fand im Monat Mordad [August] statt, und im Monat Azar [Dezember] desselben Jahres [1953] erhoben sich an der Universität Teheran einige Studenten gegen den Besuch von Nixon, der damals Vizepräsident der USA war, und leisteten Widerstand. Drei Studenten wurden dabei durch die Hand der Regierungstruppen getötet. Das heißt, sie ließen ihr Leben. Von jenem Tag an begann es. Natürlich hat also die Universität bei sehr großen Ereignissen eine Rolle gespielt – darauf sollte geachtet werden.

Ja, die Universität von heute unterscheidet sich stark von der Universität vor der Revolution, von der Universität nach der Revolution und auch von der Universität vor zwanzig Jahren. Heute ist die Universität weiter vorangekommen, ihr Fortschritt ist größer, ihr Verständnis für verschiedene komplexe Themen ist tiefer und umfassender und auch ihre Standhaftigkeit ist gut. Im Gegensatz zu dem, was propagiert wird und manchmal gesagt wird, dass die neue Generation der Studenten und iranischen Jugendlichen nicht die gleiche Bereitschaft habe wie die Generation der 60er Jahre [1980er]. Das ist nicht der Fall, diese Bereitschaft existiert auch heute. Wir haben das in verschiedenen Angelegenheiten beobachtet, und auch heute sehen wir mit eigenen Augen die Bereitschaft der iranischen Jugendlichen, in den vordersten Reihen präsent zu sein. Sie sind bereit, dem Feind entgegenzutreten. Sie sind bereit, ihr Verständnis für die Themen ist besser, und auch ihre Bereitschaft ist, Gott sei Dank, sehr gut.

Natürlich wurde die abweichende Linie durch diese eine Aktion nicht beendet. Diese Linie setzte sich fort. Diese Linie beeinflusste bis zum Beginn der Revolution offen die verschiedenen Lebensbereiche der Menschen – das heißt, wenn die Revolution im Jahr 57 [1979] nicht stattgefunden hätte, wäre die Bewegung des Landes, die Bewegung der damaligen Regierungsverantwortlichen und der damaligen Kulturverantwortlichen so gewesen, dass sie das Land um all seine spirituellen und moralischen Vorteile und um seine spirituellen Reichtümer gebracht hätten. Die Abhängigkeit – sowohl die materielle als auch die spirituelle – von den USA und von anderen verschiedenen Ländern hätte von Tag zu Tag zugenommen und sie hätten die Möglichkeit gehabt, das Land noch stärker auszubeuten. Die Revolution kam dem iranischen Volk zu Hilfe, sie kam dem Land zu Hilfe und konnte diesen Angriff stoppen. Sie [Westen] führten ihren Kurs schließlich bis zur Revolution fort.

Ich messe diesem Punkt große Bedeutung bei: Der große Verdienst des Imam [Chomeini] – möge Allahs Wohlgefallen auf ihm sein – bestand darin, dass er erstens mit der Nation sprach – nicht mit einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe, nicht mit einer Partei oder einer bestimmten Organisation – er sprach mit der iranischen Nation. Er verlieh der Nation eine Identität, er forderte von der Nation und äußerte Erwartungen gegenüber der Nation. Er führte die Nation in die Arena und ließ sie in das Geschehen eintreten – das ist das große Verdienst des Imams.

In keiner der vergangenen Angelegenheiten hat es eine derart große nationale Bewegung auf Einladung von jemandem wie dem Imam – wobei wir natürlich auch niemanden wie den Imam hatten – gegeben. Er gab der Nation einerseits ein Gefühl der Identität und erwartete von ihr, dass sie sich engagiert, vertraute ihr aber auch gleichzeitig, erinnerte die Menschen an die kulturelle und historische Identität der Nation und führte uns alle aus der Nachlässigkeit heraus. Wir waren uns unserer eigenen Fähigkeiten nicht bewusst. Der Imam machte uns auf unsere Fähigkeiten und unsere Ausdauer aufmerksam, er führte uns in die Arena, er führte die Nation in die Arena des Geschehens. Er tat dies mit wahrhaftigem Einsatz und der erhabene Gott verlieh ihm Erfolg. Die Nation war nicht eingeschüchtert, sie ließ sich nicht einschüchtern. Der Imam nahm der Nation das Gefühl der Einschüchterung.

Nun, dies ist also der allgemeine Zustand der zweiten Begegnung der Jugend unseres Landes mit der Präsenz des Westens und der materiellen Zivilisation des Westens in unserem Land – und zu diesen Themen haben wir viel gesprochen.

Aber die Tyrannen der Welt lassen nicht locker – das ist der wichtige Punkt. Die Tyrannen der Welt – jene, die über viele Jahre hinweg im Iran alles taten, was sie wollten: Sie brachten fünfzigtausend militärische und zivile Berater hierher, nahmen alles, was sie von den Ressourcen des Landes wollten und diktierten nach Belieben: An wen sollt ihr Öl verkaufen, an wen sollt ihr kein Öl verkaufen; mit wem sollt ihr Beziehungen unterhalten, mit wem nicht; wen sollt ihr als Premierminister einsetzen, wen nicht; wie sollt ihr mit der Geistlichkeit umgehen und wie mit der Universität. Über viele Jahre hinweg lebten sie auf diese Weise in diesem Land, doch ihre Möglichkeiten wurden abgeschnitten, und sie können dazu nicht schweigen. Von Beginn der Revolution an haben sie gegen die Revolution gekämpft, sich ihr widersetzt, Verschwörungen geschmiedet – sie haben alles getan, was sie konnten, bis heute!

Natürlich hat die Revolution während dieser gesamten Zeit – durch die göttliche Gnade – über sie gesiegt. [Publikum ruft Parolen] Die Tyrannen der Welt sagen: „Die Welt muss uns folgen!“ Heute seht ihr es. Ein Beispiel dafür wird heute von allen auf der Welt beobachtet. „Alle müssen uns folgen, alle müssen unsere Interessen über ihre eigenen stellen. Zuerst wir.“ Heute zeigen sie dies allen in der Welt. Tatsächlich legen sie das wahre Wesen des Westens vor den Augen aller offen.

Natürlich – so denke ich – ist die Islamische Republik Iran wohl das einzige Land, das dies entschlossen zurückgewiesen hat. Wir haben mit Entschiedenheit gesagt, dass wir unter keinen Umständen die Interessen anderer über unsere eigenen stellen werden. [Publikum ruft Parolen]

Gut, kehren wir nun zur Frage des iranischen jugendlichen Studenten zurück. Heute möchte ich euch sagen, dass die feindliche Bewegung heute die Politik zur Förderung eben jenes Geistes der Unterwerfung, Passivität und Abhängigkeit ernsthaft und aktiv verfolgt. Dabei arbeiten sie mit neuen Methoden – insbesondere mit den wissenschaftlichen Fortschritten, die erzielt wurden, mit dem Internet und den übrigen verfügbaren Mitteln – und sie setzen sich in diesem Bereich aktiv ein. Sie bemühen sich darum. Wo steht unser Student dabei? Natürlich sind die Emotionen, die hier geäußert wurden, die Aussagen, die gemacht wurden, und der Geist, der hier gezeigt wurde, ein sehr guter Geist. Das einzige Mittel, um der Verschwörung des Feindes zu begegnen – der Einfluss nehmen, sich bemächtigen und die verlorene Herrschaft über unser geliebtes Land wiedererlangen will – ist genau dieser Geist, genau dieses Gefühl und genau diese allgemeine studentische Bewegung, daran besteht kein Zweifel.

Im Gegensatz zur Bewegung des Feindes – dieser Bewegung, die, wie ich sagte, heute mit neuen Methoden verfolgt wird – macht die islamische Bewegung glücklicherweise ebenfalls Fortschritte. Wir haben heute im Bereich der religiösen Fragen, der moralischen Fragen und sogar der spirituellen Fragen glücklicherweise gute Innovationen. Gute intellektuelle Persönlichkeiten haben sich heute, Gott sei Dank, in den theologischen Hochschulen [Hawza], an den Universitäten selbst und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen entwickelt. Sie haben es geschafft, die passende Sprache der heutigen Zeit zu finden, um die islamischen Konzepte zu erklären und zu vermitteln, und sie nutzen diese Sprache.

Genau das, was ihr hier gesagt habt – was man sicherlich zehnmal so viel in studentischen Versammlungen sagen könnte und darauf werde ich später noch eingehen – ist genau das, was auch ich vor einiger Zeit in einem dieser Treffen empfohlen habe: Inhalte produzieren. Der Inhalt ist genau das hier. Für den virtuellen Raum ist eine der notwendigen Arbeiten die Erstellung von Inhalten. Das hier ist genau der Inhalt. Die Arbeiten, die ihr leisten könnt, die Ideen, die ihr finden könnt, die tiefgründigen Analysen, die ihr zu den Themen haben und präsentieren könnt – genau das ist die Erstellung von Inhalten, die wir erwarten.

Der Student sollte genau hier stehen. Der Platz des Studenten ist hier. Der Student kann wie ein Lehrer, wie ein Warner und wie ein Wegweiser handeln – entsprechend seiner eigenen Fähigkeit und in seiner eigenen unterstützenden und geeigneten Umgebung. Ihr könnt handeln. Das ist meiner Meinung nach genau die Identität unserer lieben Studenten – diese Fähigkeit, zu sprechen, zu erklären und zu erläutern.

Gut, natürlich habe ich auch einige Empfehlungen. Im vergangenen Jahr habe ich einige Empfehlungen ausgesprochen. Ich habe hier einige Punkte erwähnt. Eine der Empfehlungen war, dass die studentischen Organisationen sich auf die innere Struktur der Universität konzentrieren sollten. Das möchte ich noch einmal betonen. Diese Arbeit wurde – wie mir berichtet wurde – nicht so ausgeführt, wie sie hätte ausgeführt werden sollen. Meine Erwartung von euch jungen Leuten ist diese. Es gibt Hindernisse. Bei allen großen und guten Arbeiten tauchen Hindernisse auf. Wir sollten nicht denken, dass wir auf einer asphaltierten Straße unterwegs sind – nein, es gibt Kurven, Höhen und Tiefen und es gibt Schwierigkeiten. Überwindet die Schwierigkeiten. Überwindet die Schwierigkeiten.

Wenn ihr die passende Sprache der Erklärung und Vermittlung anwenden könnt, werdet ihr in der Universität Einfluss nehmen können. Euer Gegenüber, euer Adressat, ist ein Student – ein junger Mensch, der keinen Groll hegt, keine Feindschaft empfindet, der bereit ist zu hören und bereit ist zu akzeptieren. Genau die Erwartung, die hier einer der Brüder geäußert hat, als er sagte: „Die Institutionen, die vermitteln und aufklären sollten, kommen ihrer Aufgabe nicht nach. Sie erfüllen diese Arbeit nicht“ – genau diese Erwartung besteht auch gegenüber euch selbst. Ihr, die Organisationen, solltet studieren, euch vorbereiten und die Universitätsumgebung durch eure richtigen Gedanken beeinflussen. Das ist eine der Empfehlungen.

Eine weitere Empfehlung ist, ernsthafte Beratungssitzungen abzuhalten. Das heißt, wirklich über ein Thema nachzudenken und die heute vorhandenen verlässlichen intellektuellen Persönlichkeiten – wir haben verlässliche intellektuelle Persönlichkeiten – in den Beratungssitzungen mit einzubeziehen. Diskutiert die wichtigen aktuellen Themen. Einige der Themen, die zur Sprache kommen, sind keine vorrangigen Themen. Es sind Themen zweiten und dritten Ranges. Die Hauptfragen des Landes sind die Fragen, die mit der Bewegung der Revolution und der allgemeinen Bewegung der Gesellschaft verbunden sind – die innenpolitischen und außenpolitischen Themen. Findet diese Themen und macht sie zum Gegenstand der Diskussion.

In verschiedenen Angelegenheiten werden unterschiedliche Analysen vorgebracht – in den Zeitungen oder im virtuellen Raum. Diese sollten in euch keinen Zweifel hervorrufen – das heißt, lasst euch durch die unterschiedlichen Analysen nicht verwirren und in Zweifel stürzen. Ihr selbst solltet eure eigene Analyse, euer eigenes Verständnis und eure eigene Forschung in die Hand nehmen und ihr solltet euch über die falschen Aussagen, die gemacht werden, hinwegsetzen.

Eine meiner Empfehlungen ist folgende: Einige der Einwände und Kritiken von Studenten gegenüber den Verantwortlichen beruhen auf Unwissenheit. Zum Beispiel könnte jemand sagen: „Warum wurde die Operation Wad as-Sadiq 2 [Wahres Versprechen 2, 1.10.2024] nicht zu der und der Zeit durchgeführt, sondern zu einer anderen Zeit? Wenn sie zu jener Zeit durchgeführt worden wäre, wäre jenes Ereignis nicht eingetreten.“

Nun, das ist nicht richtig. Das ist nicht korrekt. Diejenigen, die für diese Aufgaben verantwortlich sind, sind in ihrer Hingabe, ihrer Verbundenheit, ihrer Liebe und ihrer Bereitschaft für die Revolution nicht weniger als ich und ihr. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen. Sie haben Berechnungen, sie berücksichtigen verschiedene Faktoren und arbeiten mit Überlegung. Wenn ihr an ihrer Stelle wärt, würdet ihr wahrscheinlich das Gleiche tun. Behaltet diese Möglichkeit immer im Hinterkopf und macht den Menschen keine Vorwürfe – das heißt, wenn ihr bei bestimmten Ereignissen, die ihr beobachtet, vielleicht eine Unklarheit wahrnehmt, geht immer von der Möglichkeit aus, dass hinter dieser Entscheidung eine richtige und durchdachte Überlegung steckt.

Bezüglich des Kritisierens. Eine meiner Empfehlungen im vergangenen Jahr war: Übt Kritik, Kritik ist kein Problem. Es wurden in dieser Hinsicht Fragen aufgeworfen, zum Beispiel: „Wie sollen wir kritisieren? Wie sollen wir in einer Kriegssituation oder in einer Lage der Konfrontation mit den Feinden kritisieren, ohne dass diese sich dadurch ermutigt fühlen?“

Kritik ist kein Problem. Aber Kritik ist etwas anderes als Verleumdung. Achtet darauf, dass ihr beim Kritisieren niemanden verleumdet. Es ist kein Problem, eine Frage aufzuwerfen. Es ist kein Problem, eine Unklarheit anzusprechen und gleichzeitig die Möglichkeit zur Beantwortung zu geben. Manchmal ist es so, dass die andere Seite auf einige Fragen nicht antworten kann – das heißt, entweder hat sie keine Gelegenheit oder Möglichkeit zu antworten oder sie darf diesbezüglich keine Antwort geben. In solchen Fällen solltet ihr nicht einmal die Unklarheit zur Sprache bringen. Durch eine solche Vorgehensweise solltet ihr verhindern, dass Mögliches und Annahmen nicht als sicher betrachtet werden.

Meiner Meinung nach solltet ihr bei Kritik darauf achten, dass ihr kein Bild einer Sackgasse vermittelt. Das heißt, kritisiert nicht auf eine Weise, dass die einfachen Leute, wenn sie es hören, das Gefühl bekommen, es gebe wirklich keinen Ausweg mehr. Nein. Manchmal wird ein Problem so dargestellt, dass man beim Hören wirklich den Eindruck bekommt, es gebe absolut keinen Weg mehr hinaus – nun, das ist falsch. Es ist falsch, den Eindruck zu erwecken, dass es in einer bestimmten wirtschaftlichen, kulturellen, bildungs- oder universitären Angelegenheit eine Sackgasse gebe – das entmutigt die Menschen. Das muss unbedingt vermieden werden. Spaltung, Polarisierung, Entmutigung und Misstrauen gegenüber den Entscheidungsträgern – all das sollte in der Kritik nicht enthalten sein.

Nun, manchmal werden auch mir Fragen gestellt. Natürlich nicht direkt, sondern zum Beispiel im virtuellen Raum oder in Aussagen, die an mein Büro gerichtet werden. Nehmen wir an, jemand fragt: „Warum hat jener [also ich] sich gefreut, als alle Minister die Vertrauensabstimmung im Parlament bestanden haben, obwohl möglicherweise einige dieser Minister nicht mit seinen gewünschten Maßstäben übereinstimmen?“

Das ist eine der Fragen. Die Antwort darauf ist, dass die Bestätigung aller Minister im Parlament eine positive Angelegenheit ist. Wenn sie nicht bestätigt werden würden, würde das jeweilige Ministerium für lange Zeit ohne Leitung bleiben. Das Fehlen einer Führung ist viel schlimmer, als wenn jemand im Amt ist, der vielleicht einige der gewünschten Maßstäbe nicht erfüllt. Das würde nämlich zu Unordnung führen. Es ist sehr gut, wenn die Regierung in der Lage ist, zu einem angemessenen Zeitpunkt, in einer bestimmten und günstigen Zeitspanne, gebildet zu werden und das Land regieren zu können. Die Bestätigung im Parlament hat diesen großen Vorteil. Natürlich freut man sich darüber. Dennoch ist es möglich, dass man gleichzeitig die Leistung eines bestimmten Ministers nicht vollständig gutheißt oder einige seiner Eigenschaften nicht als positiv betrachtet – das steht nicht im Widerspruch zueinander. Solche Dinge gibt es eben. Dies sollten aber nicht die Hauptanliegen der Studenten sein. Das sind nicht die Hauptfragen des Landes. Die Hauptfragen des Landes sind, wie ich bereits gesagt habe, ganz andere Dinge.

Nun ein paar Worte zu der jüngsten Angelegenheit mit den USA und dieser Einladung zu Verhandlungen und dergleichen.

Erstens: Der Präsident der USA sagt, dass sie bereit seien, mit Iran zu verhandeln und zu Verhandlungen einladen würden – und er behauptet, er habe einen Brief geschickt – der natürlich nicht bei uns angekommen ist. Das heißt, er ist bei mir nicht angekommen.

Meiner Meinung nach ist das eine Irreführung der weltweiten öffentlichen Meinung. Das bedeutet, dass sie sagen wollen: „Wir sind verhandlungsbereit, wir wollen verhandeln, wir wollen Frieden, wir wollen keinen Streit – aber Iran ist nicht bereit, zu verhandeln.“ Gut, warum ist Iran nicht bereit, zu verhandeln? Denkt darüber nach, kommt einmal zu euch selbst zurück. Wir haben mehrere Jahre lang mit euch verhandelt, und genau diese Person hat das vollständig abgeschlossene, unterzeichnete Abkommen vom Tisch geworfen und zerrissen. Wie soll man mit so jemandem verhandeln?

Als Antwort auf meine Worte sagt irgendein einheimischer Artikelautor in einer bestimmten Zeitung: „Wenn zwei Parteien miteinander im Krieg sind und sich dann zu Friedensverhandlungen zusammensetzen, dann bedeutet dies ja nicht, dass sie sich gegenseitig vertrauen. Fehlendes Vertrauen ist kein Hindernis für Verhandlungen.“ Das ist falsch. Genau diese beiden Parteien, die zu Friedensverhandlungen zusammensitzen, würden nicht verhandeln, wenn sie nicht überzeugt wären, dass die Vereinbarungen, die getroffen werden, auch eingehalten werden – sonst wüssten sie, dass es eine sinnlose und nutzlose Sache wäre. Bei Verhandlungen muss man sicher sein, dass die andere Seite das einhält, wozu sie sich verpflichtet hat. Wenn wir von vornherein wissen, dass sie es nicht einhalten werden – wozu dann verhandeln? Deshalb ist die Einladung zu Verhandlungen und die Behauptung, verhandeln zu wollen, eine Irreführung der öffentlichen Meinung.

Bezüglich der US-Sanktionen – unsere Verhandlungen in der Angelegenheit des Atomabkommens in den 90er Jahren [2010er Jahren] waren ja ursprünglich zur Aufhebung der Sanktionen gedacht – so ist es glücklicherweise so, dass die Sanktionen in der Welt allmählich an Wirkung verlieren. Wenn die Sanktionen fortgesetzt werden, verlieren sie nach und nach ihre Wirkung. Das geben sogar sie selbst zu. Sie selbst geben zu, dass ein sanktioniertes Land nach und nach Wege finden kann, die Sanktionen zu neutralisieren und ihre Wirkung aufzuheben. Wir haben viele dieser Wege gefunden und die Sanktionen neutralisiert. Ja, die Sanktionen sind nicht wirkungslos – aber es ist nicht so, dass die schlechte wirtschaftliche Lage allein auf die Sanktionen zurückzuführen wäre. Nein, unsere eigene Nachlässigkeit spielt manchmal eine Rolle – nein, nicht manchmal, sogar die meisten Probleme resultieren aus unserer eigenen Nachlässigkeit. Natürlich ist ein Teil davon auch auf die Sanktionen zurückzuführen – doch die Sanktionen verlieren nach und nach ihre Wirkung. Das ist ebenfalls eine gesicherte Tatsache.

Bezüglich der Atomwaffen – wobei ständig gesagt wird: „Wir werden nicht zulassen, dass Iran in den Besitz von Atomwaffen gelangt“ – wenn wir eine Atomwaffe bauen wollten, könnte die USA uns nicht daran hindern. [Publikum ruft Parolen] Dass wir keine Atomwaffe besitzen und auch keine anstreben, liegt daran, dass wir selbst aus bestimmten Gründen nicht wollen – diese Gründe haben wir bereits früher erläutert und diskutiert. Wir haben es selbst nicht gewollt – wenn wir es gewollt hätten, hätten sie uns nicht daran hindern können.

Der nächste Punkt: Die USA drohen mit Militäreinsätzen. Diese Drohung ist meiner Meinung nach ohne jede Vernunft. Ein Krieg, die Auslösung eines Krieges, das Versetzen eines Schlages ist keine einseitige Angelegenheit. Iran ist in der Lage, einen Gegenschlag zu versetzen und wird diesen Schlag auch ganz sicher versetzen [Publikum ruft Parolen]. Ich bin sogar davon sicher, dass, wenn vonseiten der Amerikaner oder ihrer Handlanger eine falsche Handlung ausgehen sollte, diejenigen, die größeren Schaden davontragen werden, sie selbst sein werden. Natürlich ist ein Krieg nichts Gutes – wir streben keinen Krieg an – aber wenn jemand handeln sollte, so wird unsere Reaktion entschlossen und sicher sein.

Der nächste Punkt ist, dass die USA sich heute auf einem Weg der Schwächung befinden, nicht auf einem Weg der Stärkung. Das ist eine Tatsache. [Publikum applaudiert] Sie befinden sich sowohl wirtschaftlich auf einem Weg der Schwächung, als auch hinsichtlich ihrer politischen Stellung in der Welt, sowie auch hinsichtlich ihrer innenpolitischen Lage und ihrer sozialen Probleme im eigenen Land. Alle Faktoren tragen zur Schwächung der USA bei. Die USA haben nicht mehr die Macht, die sie vor zwanzig oder dreißig Jahren hatten und sie werden diese Macht auch nicht wiedererlangen können. [Publikum ruft Parolen]

Der nächste Punkt ist, dass einige Leute im Inland genau diese Frage der Verhandlungen ständig vergrößern: „Warum gebt ihr keine Antwort? Warum verhandelt ihr nicht? Warum setzt ihr euch nicht mit den USA zusammen? Setzt euch doch hin!“

Ich möchte dazu folgendes sagen: Wenn das Ziel der Verhandlungen die Aufhebung der Sanktionen ist, dann werden die Verhandlungen mit dieser US-Regierung die Sanktionen nicht aufheben. Sie werden die Sanktionen nicht beenden, sondern die Knoten der Sanktionen sogar noch fester ziehen und den Druck noch weiter erhöhen. [Publikum applaudiert] Verhandlungen mit dieser Regierung werden den Druck noch weiter erhöhen. Ich habe das vor ein paar Tagen auch in einem Gespräch mit den Verantwortlichen gesagt. Sie bringen neue Themen auf, stellen neue Forderungen, äußern neue überzogene Ansprüche – das Problem würde größer werden, als es heute ist. Deshalb werden die Verhandlungen kein Problem lösen und keinen Knoten lösen – das ist ebenfalls ein wichtiger Punkt.

Der letzte Punkt: Entgegen den Erwartungen des Feindes sind weder der palästinensische Widerstand noch der libanesische Widerstand zusammengebrochen, im Gegenteil, sie sind sogar stärker geworden. [Publikum ruft Parolen] Sie sind entschlossener geworden. Durch die Märtyrer wurden ihnen auf menschlicher Ebene zwar Verluste zugefügt, aber hinsichtlich ihrer Entschlossenheit haben sie nur an Festigkeit dazugewonnen. Ihr habt es gesehen: Eine Person wie Sayyid Hassan Nasrallah, möge Gottes Zufriedenheit auf ihm sein, verlässt diese Welt, hinterlässt eine Lücke und dennoch ist die Aktion, die die Hisbollah in den Tagen nach seinem Märtyrertod gegen das zionistische Regime durchführt, stärker als ihre vorherigen Aktionen. [Publikum ruft Parolen] Im palästinensischen Widerstand verlässt jemand wie Haniyeh, jemand wie Sinwar, jemand wie Deif diese Welt und dennoch schaffen es diese Gruppen in den Verhandlungen, auf denen das zionistische Regime, seine Anhänger und die USA bestanden haben, ihre eigenen Bedingungen der Gegenseite aufzuzwingen. Das zeigt, dass die Entschlossenheit stärker geworden ist.

Nun, das ist mein letzter Satz. Wir sagen dies ebenfalls mit aller Entschlossenheit: Wir werden mit all unserer Kraft den palästinensischen Widerstand und den libanesischen Widerstand unterstützen [Publikum ruft Parolen]. Darüber besteht unter den Verantwortlichen des Landes Einigkeit. Die Regierung, der ehrenwerte Präsident und die anderen sind sich in diesen Angelegenheiten einig – es gibt kein Problem. Und so Gott will, wird die iranische Nation auch in Zukunft, wie in der Vergangenheit, in der Welt als Bannerträger des Widerstands gegen Unterdrückung bekannt sein.

Der Friede, die Gnade Allahs und sein Segen seien mit Euch.