Der Berechnungsfehler der USA

 

Am 8. Januar 2025 hielt Imam Chamenei bei einem Treffen mit Tausenden Menschen aus der Provinz Qum anlässlich des Jahrestages zum Volksaufstand in Qum für die Revolution am 19. Dei eine Rede. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der Rede aus dem persischen Original. Obwohl es für alle hier veröffentlichten Texte gilt, wird darauf verwiesen, dass die Übersetzung zu Dokumentationszwecken ohne jegliche Kommentierung erfolgt und die dargestellte Meinung nicht mit der Meinung der Herausgeber übereinstimmen muss.


Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden

Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten, und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul-Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).

Ich heiße alle geehrten Brüder und Schwestern herzlich willkommen, die aus Qom gekommen sind und mit ihrem warmen Atem, ihrem erleuchteten Herzen und der Erinnerung an ihre lieben Märtyrer diesen Saal erleuchtet haben. Neben dem wichtigen Anlass des 19. Dei [Tag des Volksaufstandes in Qom], über den ich sprechen werde, ist allein schon das Treffen mit den gläubigen, mutigen und aktiven Menschen aus Qom für uns von großem Wert. Wir bitten den Allmächtigen Gott, diese lieben Menschen stets unter seinem Schutz und Segen zu bewahren und ihnen Erfolg zu schenken.

Das Gedenken an das Ereignis des 19. Dei 1356 [9. Januar 1978] ist aus zwei Gründen notwendig und wichtig: Der erste ist, dass der 19. Dei ein Höhepunkt in der Geschichte unseres Landes ist. Jeder, der in Zukunft auf die Geschichte unseres Landes blickt, wird diesen Tag als einen der herausragendsten Punkte wahrnehmen. Denn dieser Tag hat eine große Bewegung im Land ausgelöst, die schließlich zu einer gewaltigen Revolution führte, die die Welt erschütterte und die politische Landkarte veränderte – er ist also ein Höhepunkt. Zweitens ist es notwendig, den 19. Dei zu würdigen, weil wir aus ihm lernen müssen. Diese Ereignisse, diese „Tage Gottes“ [ayyamullah], sollten uns lehren und uns Erkenntnisse bringen. Deshalb ist dieses jährliche Treffen – ob hier oder in Qom – eine notwendige und wertvolle Bewegung, die hoffentlich effektiv ist. Ich habe in Bezug auf den zweiten Aspekt, nämlich die Lehren und Einsichten aus dem Ereignis des 19. Dei, einige Punkte notiert, die ich Ihnen mitteilen möchte.

Ein Punkt ist, wie das amerikanische Regime und der globale Imperialismus sich den Iran gewünscht haben. Auch heute, wenn Sie sehen, dass von verschiedenen Seiten – innen wie außen – Äußerungen gemacht werden, sollten wir verstehen, wie sich die USA den Iran vorgestellt haben, wie sie ihn sich wünschen und wie sie anstreben, ihn werden zu lassen. Dies lässt sich an den Ereignissen im Zusammenhang mit Qom erkennen.

Einige Tage vor dem 19. Dei besuchte Carter, der damalige Präsident der USA, Teheran. In einer offiziellen Sitzung begann er, über Mohammad Reza [Pahlavi] übertriebene Lobreden zu halten und sagte, dass der Iran dank dieses Mannes heute eine „Insel der Stabilität“ sei. Das heißt, der Iran des Jahres 1356 [1977/78] galt aus Sicht des US-Präsidenten als ein erwünschter Iran. Wie war nun der Iran im Jahr 1356? Ich werde drei oder vier Merkmale ansprechen.

In der Außenpolitik war er vollkommen gehorsam gegenüber den USA. Damals waren über fünfzigtausend amerikanische Militärberater im Iran anwesend – sowohl im Militär als auch außerhalb davon, in Geheimdiensten und anderen Institutionen. Sie erhielten ihre Gehälter aus iranischen Mitteln, und Untersuchungen zufolge war das Geld, das diese Berater erhielten, höher als das gesamte Bildungsbudget des Landes. Das ist ein Beispiel. Die Außenpolitik des von den USA gewünschten Staates war darauf ausgerichtet, absolut gehorsam zu sein und die Interessen der USA und des zionistischen Regimes zu wahren. Gott wollte es anders, und so kam die Revolution. Wäre diese Revolution nicht geschehen, dann wären innerhalb weniger Jahre alle fruchtbaren Ebenen des Landes, wie die Ebene von Qazvin, vollständig den Zionisten überlassen worden. Die Ebene von Qazvin wurde ihnen bereits übergeben. Das war die Außenpolitik.

Dann die Innenpolitik: Die Innenpolitik des Regimes bestand aus der absoluten Unterdrückung jeglicher Bewegung im Land. Eine strenge Diktatur. Alle Gruppen, die Anspruch darauf erhoben, gegen das damalige System – das monarchische Regime – zu kämpfen, waren durch den Druck und die Unterdrückung des Regimes isoliert worden. Vom Nationalen Frontbündnis, einer politischen Gruppe, bis hin zur Freiheitsbewegung [Nehzate Azadi], weiter über zu den Fedaijn-Guerillas des Volkes und den Kommunisten die bewaffnet waren und sich in den Wäldern aufhielten – sie alle wurden unterdrückt. Ich sage Ihnen: Abgesehen von der Bewegung, die dem großen Imam [Chomeini] folgte – die religiöse Bewegung, die von 1973/74 bis 1976 und bis zum Sieg der Revolution im ganzen Land aktiv war –, gab es keine Organisation oder Struktur im Land, die den Mut hatte, ihre Stimme zu erheben oder zu protestieren. Alles wurde unterdrückt. Das war die Innenpolitik des Regimes.

Die Wirtschaft: Die Bevölkerung des Landes betrug damals etwa 35 Millionen Menschen. Pro Tag wurden fast sechs Millionen Barrel Öl verkauft – eine enorme Menge, um dies in Relation zu setzen. Heute, wenn wir 1,5 Millionen Barrel Öl verkaufen, betrachten unsere Regierungen dies als Erfolg. Damals wurden fast sechs Millionen Barrel Öl exportiert, das Geld kam ins Land und landete in den Taschen einer bestimmten privilegierten Klasse. Die soziale Kluft im Land war erschreckend groß. Der sogenannte Gini-Koeffizient, der die Einkommensungleichheit misst und den die Wirtschaftsexperten kennen, lag damals bei 51 Prozent – ein extrem hoher Wert! Die Kluft zwischen den Gesellschaftsschichten war enorm. Die ärmeren Schichten wurden im Stich gelassen. Das Geld des Landes wurde nicht für das Land, die Menschen, die Entwicklung oder den Bau von Infrastruktur verwendet. Der Lebensstandard der Bevölkerung war niedrig. Das war die wirtschaftliche Situation.

Dann die Wissenschaft und Technologie. Das Land gehörte zu den rückständigsten der Welt in Bezug auf Wissenschaft und Technologie. Es befand sich am unteren Ende der Skala und gehörte zu den unterentwickelten Ländern. Das war der Stand unserer Wissenschaft und Technologie.

Kultur: Die Ausbreitung von Verderbnis und moralischem Verfall nahm zu. Es gab eine zunehmende Distanzierung von moralischen, religiösen und ethischen Werten. Die westliche Kultur wurde gefördert, und Unanständigkeit wurde im Land zunehmend propagiert – sogar stärker als in europäischen Ländern. Damals wurde in den Berichten einiger Leute in unseren Medien festgestellt, dass die Situation der Frauen im Hinblick auf Kleidung, Schleier und Anstand in unserem Land schlechter sei als in europäischen Ländern. Das war die kulturelle Lage.

Das war der Iran: Diese Politik, diese Innenpolitik, diese Außenpolitik, diese Wirtschaft, diese Wissenschaft und diese Kultur – ein solcher Iran gefiel dem Präsidenten der USA. Er lobte und pries Mohammad Reza [Pahlavi] dafür, einen solchen Iran geschaffen zu haben. Selbst seine eigenen Berater sagten, dass seine Rede übertrieben war, er hielt sie aber dennoch. Sie mochten und wünschten sich einen solchen Zustand für den Iran, und das tun sie auch heute noch. Carter nahm diesen Wunsch mit ins Grab, und auch die heutigen Gegner werden diesen Wunsch mit ins Grab nehmen.

Die zweite Lehre aus dem Ereignis des 19. Dei ist der Berechnungsfehler des amerikanischen Apparats. Jene, die sich von den äußeren Erscheinungen der USA blenden lassen und die geistige Größe ihres eigenen Volkes sowie Gott vergessen, während die USA in ihren Augen glorifiziert erscheinen, sollten aufpassen. Es war ein Kalkulationsfehler Amerikas. Am 10. Dei 1356 [1977] kam Carter hierher, hielt eine Rede, lobte und pries die Verhältnisse und erklärte, dies sei eine „Insel der Stabilität“. Nur neun Tage später, am 19. Dei, ereignete sich das Geschehen in Qom – ein klarer Berechnungsfehler. Sie verstanden die Lage falsch und bewerteten sie falsch. Das Volk von Qom erhob sich stellvertretend für die iranische Nation. Die Menschen in Qom handelten mit einer Motivation, die im gesamten Land vorhanden war. Diese wurde später deutlich sichtbar, und alle erkannten sie. Damals waren es die Menschen aus Qom, die die Führung in dieser Bewegung übernahmen und sie sichtbar machten.

Die Islamische Revolution entstand aus dem Herzen der wichtigsten Bastion der globalen Arroganz. Das ist der Berechnungsfehler der USA. Sie dachten nicht, dass so etwas möglich sei:

وَظَنُّوا أَنَّهُم مَّانِعَتُهُمْ حُصُونُهُم مِّنَ اللَّهِ فَأَتَاهُمُ اللَّهُ مِنْ حَيْثُ لَمْ يَحْتَسِبُوا

„Auch sie meinten, ihre Festungen würden sie vor Gott schützen. Da kam Gott über sie, von wo sie nicht damit rechneten“ [Heiliger Quran, 59:2]. Es war wie bei Moses (a.): Die Bewegung des Propheten Moses begann im Hause des Pharao, in dessen Palast, und führte zur Zerstörung dieses Palastes und des Pharao. Der Iran der Pahlavi-Zeit war eine fest verankerte Festung der amerikanischen Interessen. Aus dem Inneren dieser Festung brach die Revolution hervor und erhob sich. Die Amerikaner erkannten es nicht, sie wurden getäuscht, sie verschliefen die Ereignisse, sie waren unaufmerksam. Das ist der Berechnungsfehler der USA. Auch in den Jahrzehnten danach haben die Amerikaner in Bezug auf den Iran häufig Fehler gemacht und sich geirrt. Diese Botschaft richtet sich insbesondere an jene, die von der amerikanischen Politik eingeschüchtert sind: Lasst euch nicht einschüchtern.

In den vergangenen vierzig Jahren haben die Amerikaner bei den meisten ihrer gegen die Islamische Republik gerichteten Politiken Fehler gemacht. Sie verhängten zum Beispiel Sanktionen – warum? Sie wollten damit die iranische Wirtschaft in die Knie zwingen. Doch genau in dieser Zeit der Sanktionen erzielten wir die größten Fortschritte in Wissenschaft und Technologie. In derselben Zeit erweiterten wir unseren regionalen Einfluss erheblich. Wir sahen in dieser Zeit der Sanktionen die größte Zahl an jungen, einsatzbereiten Menschen in verschiedensten Bereichen. Die amerikanische Rechnung ging nicht auf: Sie wollten den Iran lahmlegen, doch der Iran wurde nicht lahmgelegt. Ja, die Sanktionen haben dem Land Schaden zugefügt. Es war nicht so, dass sie keinen Schaden angerichtet hätten. Doch eines Tages wird das iranische Volk auch mit diesen Schäden abrechnen.

Zusammengefasst zeigt die zweite Lehre aus dem Ereignis des 19. Dei, dass die Betonmauer des westlichen Imperialismus genau dort zu bröckeln begann, wo sie ihre größte Hoffnung hatten: im Iran. Die Islamische Revolution erschütterte die westliche Bastion. Diese Betonmauer, errichtet mit Propaganda, Geld, Bestechung und verschiedensten Verbrechen, existiert zwar noch immer, doch sie muss zerstört werden. Den ersten Riss hat die Islamische Revolution verursacht. Das ist die zweite Lehre aus dem Geschehen von Qom.

Die dritte Lehre lautet, dass wir, wenn wir auf die Ereignisse in Qom blicken, verstehen, dass wir uns selbst, unsere Gedanken und die öffentliche Meinung gegen die Propaganda des Feindes immunisieren müssen. Das ist eine der Lehren des 19. Dei. Damals waren die Menschen in Qom bereits immun. Warum? Es wurde ein Zeitungsartikel veröffentlicht, der den Imam [Chomeini] angriff, ihn beschuldigte und schlecht machte. Was war das Ziel dahinter? Sie hatten doch ohnehin alles unter Kontrolle. Tausende Anhänger des Imams waren in Haft, wurden gefoltert und ins Exil geschickt. Warum also noch ein Artikel? Sie hatten eine Wahrheit erkannt, die auch heute noch gilt: Die Unterwerfung einer Nation ist nicht allein mit harten Mitteln möglich. Auch weiche Mittel sind erforderlich – wie Propaganda, Rechtfertigung und Erklärung. Deshalb betone ich stets die Bedeutung der Erklärung der Dinge beziehungsweise Aufklärung. Sie wollten die Herzen der Menschen vom großen Imam entfremden. Tausende Anhänger des Imams waren in Gefängnissen, im Exil, unter Druck und Folter – doch das reichte nicht aus. Sie mussten jene kraftvolle Stimme auslöschen, die aus der Nähe des Grabes des Befehlshabers der Gläubigen [Imam Ali] die Herzen erweckte und diese große Bewegung ins Leben rief: die Stimme unseres ehrenwerten Imams. Trotz aller Unterdrückung genügte jedoch dann allein eine Botschaft des Imams, um die hoffnungslosen Herzen erneut wiederzubeleben, die Erschöpfung der Müden zu lindern und die Einsatzlust zu entfachen. Der Aufstand der Menschen von Qom durchkreuzte die Pläne der Feinde.

Wenn ihr Menschen aus Qom am 19. Dei nicht gehandelt hättet, wären diese Artikelserie und diese Beleidigungen weitergegangen. Zuerst auf eine einfachere Weise, dann in komplexeren Formen. Von Angriffen auf den großen Imam hätten sie sich auf die Geistlichkeit und schließlich auf die Grundlage der Religion vorgearbeitet. Die Menschen von Qom haben diese Bewegung gestoppt und verhindert, dass dies geschieht. Heute ist es genauso. Auch heute haben die Amerikaner gut verstanden, dass sie mit harten Mitteln allein nicht weiterkommen können. Seht, wie viele Menschen sie in Gaza getötet haben: Panzer, Artillerie, Bomben, Maschinengewehre, Drohnen – sie haben Märtyrer geschaffen, aber die Bewegung konnten sie nicht auslöschen. In Libanon haben sie versucht, die Hisbollah zu schwächen, indem sie führende Persönlichkeiten wie Sayyid Hassan Nasrallah und viele andere Mitglieder ins Visier nahmen und eliminierten – das sind alles harte Mittel. Dennoch konnten sie die Hisbollah nicht zerstören und werden es auch nicht können. Deshalb greifen sie zu weichen Mitteln, zu Propaganda.

Das ist heute ein entscheidender Indikator für uns, das Volk Irans. Weiche Mittel bedeuten: Lügen, die Wahrheit verdrehen, eine Kluft zwischen der Realität und der Wahrnehmung in den Köpfen der Öffentlichkeit schaffen. Ihr werdet stärker, doch sie behaupten, ihr werdet schwächer. Sie selbst werden schwächer, aber sie verkünden, dass sie stärker werden. Ihr werdet unempfindlich gegen Bedrohungen, und sie sagen, sie könnten euch durch Bedrohungen zerstören. So funktioniert ihre Propaganda. Einige lassen sich davon beeinflussen.

Heute besteht die wesentliche Aufgabe unserer Kultur- und Medienapparate, unseres Kulturministeriums, unserer staatlichen Rundfunkanstalten und der aktiven Kräfte in den sozialen Medien darin, den Schleier der Illusion von der Macht des Feindes zu zerreißen. Sie dürfen nicht zulassen, dass die Propaganda des Feindes die öffentliche Meinung beeinflusst. Das ist genau das, was die Menschen von Qom damals getan haben: Sie haben dem Feind diese Mittel genommen und zerstört. Sie haben dafür gesorgt, dass er nicht weitermachen konnte. Das ist die dritte Lehre.

In Bezug auf die Lehren des 19. Dei möchte ich einen weiteren Punkt anfügen: Das Wesen des Imperialismus hat sich nicht verändert. Niemand sollte glauben, dass das heutige Amerika anders ist als das Amerika von damals oder dass das heutige zionistische Regime sich vom damaligen unterscheidet. Nein, sie sind dieselben, nur die Methoden und Werkzeuge haben sich verändert. Damals nutzten sie Artikel, heute sind ihre Mittel tausendmal vielfältiger, umfangreicher und mächtiger geworden. Deshalb müssen auch wir tausendmal wachsamer sein als damals. Wir müssen achtsam sein, aufmerksam bleiben, Sicherheit und Immunität schaffen und die Worte des Feindes nicht glauben. Das ist der Schlüssel: Glaubt den Worten des Feindes nicht! Wenn ihr in der Propaganda der Feinde Aussagen seht, die darauf abzielen, euch zu beeinflussen, weist diese Aussagen zurück. Wisset, dass sie lügen. Wisset, dass sie lügen! Wenn ihr Zeichen von Täuschung in einer Aussage erkennt, legt sie sofort beiseite.

Wenn zum Beispiel das Neujahrsfest kommt und der amerikanische Präsident dem iranischen Volk gratuliert – ist diese Gratulation ehrlich? Natürlich nicht. Das ist offensichtlich eine Täuschung, eine große Lüge. Diese Menschen wären bereit, Millionen von Iranern auszulöschen. Seht, was sie in Gaza tun: Einerseits finanzieren und bewaffnen sie die Feinde, andererseits tun sie so, als wären sie gegen solche Handlungen. Die Worte des Feindes dürfen nicht geglaubt werden.

Das also sind die Lehren des 19. Dei. Einige weitere Punkte möchte ich noch ansprechen. Erstens: Liebe Brüder und Schwestern! Der Iran – euer Land – ist ein strategischer Gipfelpunkt in der Welt. Sowohl in Bezug auf natürliche Ressourcen als auch auf menschliches Potenzial sowie geografische und geopolitische Lage ist der Iran ein außergewöhnliches Land. Das ist ein Geschenk Gottes, ein Werk des Allmächtigen. Das iranische Volk und sein menschliches Potenzial liegen über dem globalen Durchschnitt. Die natürlichen Ressourcen des Landes übertreffen ebenfalls den weltweiten Durchschnitt. Seine geografische Lage ist sensibler als die vieler anderer Länder, und auch geopolitisch ist der Iran ein zentraler Punkt – mitten im Zentrum der islamischen Welt. Es ist das Herz der islamischen Welt.

Dieses großartige strategische Gut – der Iran – war jedoch ab Mitte der 1940er-Jahre für Jahrzehnte in den Händen der USA. Euer Land, dieser große Reichtum, gehörte faktisch den USA. Doch durch eure Revolution habt ihr es aus den Händen der USA befreit. Diese bittere Niederlage der USA bleibt unvergessen.

Manche fragen: „Warum seid ihr nicht bereit, mit den USA zu verhandeln oder Beziehungen aufzubauen, aber mit europäischen Ländern schon? Was ist der Unterschied?“ Manche sagen: „Warum haben sie Botschaften und die USA nicht?“ Der Unterschied ist klar: Die USA hatten den Iran praktisch besetzt. Die Revolution hat das Land aus ihrem Griff befreit. Daher ist ihr Hass auf den Iran und die Revolution tief verwurzelt – wie der Hass eines Kamels [im Persischen eine Redewendung, die verwendet wird, um einen tief verwurzelten, hartnäckigen Groll oder Hass zu beschreiben], der schwer zu überwinden ist. Dies unterscheidet sich grundlegend von der Beziehung zu einem europäischen Land. Natürlich ist kein europäisches Land ein enger Freund des iranischen Volkes – das wissen wir –, aber es ist dennoch nicht mit den USA vergleichbar.

Durch die Islamische Revolution haben die USA einen enormen politischen und wirtschaftlichen Reichtum verloren. Und in den letzten über 40 Jahren haben sie immense Summen investiert, um den Iran wieder in ihren Griff zu bekommen – vergeblich. Der Hass der USA auf die Islamische Republik unterscheidet sich daher grundlegend von dem anderer Länder. Der Grund, warum wir zwischen den USA und anderen westlichen Ländern differenzieren, liegt in dieser Tatsache: Die USA haben im Iran eine historische Niederlage erlitten und versuchen, diese zu kompensieren. Deshalb handeln sie mit allen Mitteln feindselig. Das ist der erste Punkt.

Zweitens, lautet eine der grundlegenden Forderungen des Imperialismus – insbesondere der USA, an die Verantwortlichen aller Länder, einschließlich der Islamischen Republik: „Wenn ihr über die Angelegenheiten eures Landes nachdenkt, plant und Strategien entwickelt, dann berücksichtigt dabei auch die Interessen der USA.“ Das ist ihre Forderung. Obwohl wir keine direkten Beziehungen zu den USA haben, vermitteln sie diese Botschaft auf verschiedenen Wegen an unsere Verantwortlichen.

In all diesen Jahren haben wir viele Beispiele erlebt: Mittels Vermittlern wird in wirtschaftlichen, kulturellen oder außenpolitischen Angelegenheiten Druck ausgeübt, um unsere Entscheidungen so zu beeinflussen, dass auch die USA profitieren. Das ist eine ihrer zentralen Forderungen.

Ich sage euch: Das ist eine Bedrohung für die Demokratie. Wenn unsere Verantwortlichen jemals solchen ungerechtfertigten Forderungen der USA nachgeben, bedrohen sie die Demokratie und die Republik unseres Landes. Warum? Weil das Volk uns gewählt hat, um ihre Interessen zu vertreten, nicht die Interessen der USA.

Diejenigen, die Entscheidungen treffen – sei es in kulturellen Fragen, in wirtschaftlichen Angelegenheiten, bei der Inflationsbekämpfung, in Fragen der Produktion, der Währung, der Kultur, der Bekleidungsvorschriften und ähnlichem – sollten sie darauf achten, dass sie nicht die Interessen oder Positionen der USA oder der Zionisten berücksichtigen, sondern die Interessen des Landes und der Islamischen Republik in den Vordergrund stellen.

Erfreulicherweise haben die klaren und mutigen Positionen unseres geehrten Präsidenten in Bezug auf das zionistische Regime die Herzen der Menschen erfreut. Das Volk war glücklich darüber, dass er sich sowohl gegenüber dem zionistischen Regime als auch gegenüber den Handlungen und der Unterstützung der USA entschieden und klar geäußert hat. Das war sehr gut. Die Verantwortlichen des Landes müssen darauf achten, dass sie sich nicht den Forderungen jener beugen, die aus tiefstem Herzen Feinde des iranischen Volkes und der Islamischen Republik sind und die Zerstörung Irans herbeisehnen.

Ein weiterer Punkt betrifft die Hoffnung. Hoffnung ist entscheidend. Wir müssen auf die göttliche Führung vertrauen, auf die Unterstützung des Allmächtigen hoffen und an die Kraft glauben, die Gott den Völkern verliehen hat. Dies steht im Gegensatz zu den Bemühungen unserer Feinde, die versuchen, die Hoffnung aus den Herzen unserer Jugend zu entfernen und sie zu entmutigen.

Alle, die in der Lage sind, durch ihre Worte andere zu erreichen, sei es in der Werbung, in den Medien oder anderswo, sollten es als eine ihrer wichtigsten und vorrangigsten Aufgaben betrachten, die Hoffnung in den Herzen der Menschen lebendig zu halten und keine entmutigenden Aussagen zu machen.

Dies war eine der zentralen Überzeugungen unseres geehrten Imams. Betrachtet das Beispiel des Ereignisses vom 19. Dei: An diesem Tag erhob sich das Volk von Qom, doch der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. Es gab Verwundete, Märtyrer, und die Straßen waren blutgetränkt. Doch nur zwölf Tage später, am 2. Bahman, sandte der Imam eine Botschaft aus Nadschaf [Botschaft an das Volk des Iran anlässlich des Aufstands vom 19. Dey in Qom und Verkündung des Sieges (2. Bahman 1356 / 22. Januar 1978)]. In der Botschaft des Imam steht dieser Satz, den ich mir notiert habe: „Ich verkünde dem iranischen Volk, mit diesem Bewusstsein und dieser Wachsamkeit sowie mit diesem starken Geist und beispiellosen Mut, die frohe Botschaft des Sieges.“

Stellt euch vor: Die Menschen in Qom wurden doch unterdrückt, und wer hätte in einer solchen Situation an einen Sieg gedacht? Doch der Imam verkündete voller Überzeugung: „Ich verkünde euch die frohe Botschaft des Sieges.“

Er machte deutlich, dass durch diese Bewegung die Politik Irans und sogar die Weltpolitik verändert wurde. Wer hätte damals gedacht, dass diese Bewegung zu einem so starken Akteur wie der Islamischen Republik führen würde, die in der Lage ist, viele der böswilligen Pläne des Westens zu stören und zahlreiche Angriffe sowie politische Intrigen zu vereiteln? Wer hätte geglaubt, dass eines Tages die amerikanische Flagge nicht nur in westlichen Ländern, sondern sogar in Washington selbst in Flammen aufgehen würde? Damals, als der Imam sagte: „Ich verkünde euch die frohe Botschaft des Sieges“, meinte er genau das: Wir dürfen niemals zulassen, dass das Licht der Hoffnung erlischt.

Auch heute, selbst angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, sehen diejenigen, die informiert und fachkundig sind, die Zukunft positiv. Wenn beispielsweise in politischen Diskussionen ein wirtschaftliches Wachstum von acht Prozent angestrebt wird, gibt es einige, die skeptische Äußerungen der Art machen, dass dies im Grunde unmöglich sei. Doch bei der Ausstellung der Wirtschaftsakteure, die der Präsident besucht hat, erklärten und bewiesen die Unternehmer, dass ein achtprozentiges Wachstum erreichbar sei – und zwar ohne die Notwendigkeit von Abhängigkeiten aus dem Ausland.

Daher sollten wir in allen Bereichen hoffnungsvoll sein. Hoffnung allein hat jedoch keinen Wert ohne Anstrengung. Wir müssen hoffnungsvoll sein und gleichzeitig aktiv daran arbeiten. Wir sollten Hoffnung haben und die notwendigen Schritte zur Erreichung von Fortschritt umsetzen. Wir müssen wissen, was wir wollen, worauf wir hinarbeiten und wie wir dieses Ziel erreichen können. Das ist die Bedeutung von Hoffnung.

Nun noch ein letzter Punkt: Die verschiedenen Ereignisse – sei es bei uns oder in der Region, wie etwa die Ereignisse in Syrien – sollten nicht dazu führen, dass die Frage Palästinas in den Köpfen verblasst. Das zentrale Element des Widerstands ist der Widerstand gegen die ruchlosen Aktivitäten des zionistischen Regimes. Das ist der Kern der Sache. Der Widerstand ist lebendig, er muss lebendig bleiben und er muss Tag für Tag stärker werden.

Wir unterstützen den Widerstand. Wir unterstützen den Widerstand in Gaza, in der Westbank, im Libanon und im Jemen. Wir unterstützen jeden Ort, an dem sich Menschen gegen die ruchlosen Handlungen des zionistischen Regimes erheben und Widerstand leisten.

Der Friede, die Gnade Allahs und sein Segen seien mit Euch.