Imam Chameneis Rede zur aktuellen Lage in Syrien

 

Am 11. Dezember hielt Imam Chamenei anlässlich der neusten Entwicklungen in Syrien, in Anwesenheit von Tausenden, eine Rede in der Imam Chomeini Hussainiya. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der Rede aus dem persischen Original. Obwohl es für alle hier veröffentlichten Texte gilt, wird darauf verwiesen, dass die Übersetzung zu Dokumentationszwecken ohne jegliche Kommentierung erfolgt und die dargestellte Meinung nicht mit der Meinung der Herausgeber übereinstimmen muss.


Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden

Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten, und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).

Ich heiße alle lieben Brüder und Schwestern herzlich willkommen, die heute die Atmosphäre dieses Hussainiya mit ihren aufrichtigen und liebevollen spirituellen Gefühlen erfüllt haben, insbesondere die Brüder und Schwestern, die aus entfernteren anderen Städten hierhergekommen sind.

In unserer Region, die zu den sensibelsten und strategisch wichtigsten der Welt zählt, finden heute zahlreiche Ereignisse statt. Es ist wichtig, diese Ereignisse sowohl richtig zu verstehen, als auch daraus Lehren zu ziehen und Einsichten zu gewinnen. Auch die öffentliche Meinung unseres Landes ist mit diesen Themen beschäftigt. Es gibt Fragen, Meinungen und Standpunkte. Es ist notwendig, die Unklarheiten zu beseitigen. Ich beabsichtige nicht, die Ereignisse in Syrien zu analysieren – Analysen sind anderen überlassen – meine Absicht heute ist die Erläuterung und Darstellung.

Mit „Erläutern“ meine ich, das, was passiert ist und möglicherweise absichtlich verborgen gehalten wird, soweit wir es sehen und verstehen können, darzulegen. „Darstellen“ bedeutet, im Rahmen meiner heutigen Ausführungen unsere eigene Lage, unsere Bewegung, die Entwicklung in der Region und die Zukunft der Region aus unserer Perspektive zu skizzieren und aufzuzeigen. Das ist im Wesentlichen die Zusammenfassung der Punkte, die ich heute, so Gott will, ansprechen werde.

Zunächst sollte es keinen Zweifel geben, dass das, was in Syrien passiert ist, das Ergebnis eines gemeinsamen amerikanisch-zionistischen Plans ist. Ja, ein Nachbarstaat Syriens spielt dabei eine offensichtliche Rolle und tut dies auch weiterhin – das ist für alle sichtbar – aber die Hauptakteure sind andere: die Hauptakteure, die Hauptverschwörer, die Hauptplaner und die Hauptsteuerungszentrale befinden sich in den USA und beim zionistischen Regime. Es gibt Indizien und Hinweise darauf, und diese lassen keinen Zweifel daran aufkommen.

Einer dieser Indizien ist ihr Verhalten in Bezug auf dieses Ereignis. Nun, in einem Land – selbst wenn man mit der Regierung dieses Landes nicht einverstanden ist – bricht ein Krieg aus, und zwei Gruppen geraten aneinander – so etwas passiert zuweilen. Warum mischen Sie sich dann ein? Laut Berichten hat das zionistische Regime mehr als 300 Orte in Syrien bombardiert! Warum? Wenn Sie in diesem Konflikt nicht involviert sind, wenn dieser Plan nichts mit Ihnen zu tun hat, warum mischen sie sich dann ein. Zwei Gruppen kämpfen gegeneinander. Warum greifen sie in den Krieg ein und bombardieren über 300 Orte? Auch die Amerikaner haben erklärt – zumindest bis vor Kurzem, möglicherweise sind es inzwischen mehr – dass sie ebenfalls 75 Orte bombardiert haben! Einige dieser bombardierten Orte sind syrische Infrastruktureinrichtungen, also Orte, deren Wiederaufbau und Reparatur für ein Land schwierig und zeitaufwendig sind. Flughäfen zu bauen, Forschungszentren einzurichten und Wissenschaftler auszubilden sind keine einfachen Aufgaben. Warum haben sich das zionistische Regime und die USA in diesen Konflikt eingemischt und sich auf eine Seite gestellt und das Land bombardiert? Mehr als 300 oder 400 Orte zu bombardieren ist keine Kleinigkeit.

Das zionistische Regime hat darüber hinaus auch syrisches Land besetzt. Ihre Panzer rückten bis in die Nähe von Damaskus vor. Die Golanhöhen, die zu Syrien gehörten, befanden sich jahrelang in ihrem Besitz, und jetzt beginnen sie, weitere Gebiete einzunehmen. Die USA, Europa und Regierungen, die in anderen Teilen der Welt auf solche Dinge sehr sensibel reagieren – selbst auf einen Meter oder zehn Meter genau – schweigen nicht nur zu diesen Geschehnissen und protestieren auch nicht, sondern sie leisten sogar Unterstützung. Das ist ihr Werk.

Darüber hinaus gibt es einen weiteren Hinweis: In den letzten Tagen blockierten zionistische und amerikanische Flugzeuge jede Möglichkeit, Hilfsgüter, Personal oder andere notwendige Ressourcen, die für die syrische Bevölkerung und bestimmte Gebiete – insbesondere für Gebiete wie etwa in der Nähe von Sayyida Zainab – erforderlich waren, dorthin zu bringen. F-15-Kampfflugzeuge beherrschten den Luftraum und ließen keine anderen Flugzeuge passieren. Ein mutiger Pilot unseres Landes nahm das Risiko und die Gefahr auf sich und landete dennoch, aber es hätte mehr getan werden müssen. Sie verhinderten es. Wenn ihr in diesem Konflikt keine Partei seid, wenn ihr nicht im Namen irgendeiner Terrorgruppe oder bewaffneten Gruppierung gegen Syrien kämpft, warum führt ihr dann solche Aktionen durch? Warum greift ihr ein? Warum helft ihr einer Seite und verhindert Hilfe für die syrische Bevölkerung?

Natürlich verfolgen die Angreifer, die ich erwähnt habe, jeweils ihre eigenen Absichten und sie haben unterschiedliche Ziele. Einige versuchen, Land im Norden oder Süden Syriens zu erobern. Die USA wollen ihre Position in der Region festigen. Doch die Zeit wird zeigen, dass – so Gott will – keiner dieser Ziele erreicht wird. Die von Syrien besetzten Gebiete werden durch die tapferen syrischen Jugendlichen befreit werden – daran besteht kein Zweifel. Auch die amerikanische Präsenz wird nicht von Dauer sein, und mit Gottes Hilfe wird Amerika durch die Widerstandsfront aus der Region vertrieben werden.

Nun, ich sprach von der Widerstandsfront. Lassen Sie mich ein paar Worte dazu sagen. Die Akteure des Imperialismus sind nach den Ereignissen in Syrien zufrieden, in dem Glauben, dass der Sturz der syrischen Regierung – die selbst die Widerstandsfront unterstützte – nun die Widerstandsfront geschwächt habe. Sie sind froh und sagen, die Widerstandsfront sei geschwächt. Meiner Ansicht nach irren sie sich gewaltig. Diejenigen, die glauben, dass die Widerstandsfront durch solche Ereignisse geschwächt würde, haben kein richtiges Verständnis von dem Widerstand und der Widerstandsfront.

Die Widerstandsfront ist keine materielle Struktur, die zerbrechen, auseinanderfallen oder zerstört werden könnte. Widerstand ist ein Glaube, eine Überzeugung, ein Gedanke, eine entschiedene und feste Entschlossenheit. Widerstand ist eine Schule, eine ideologische Bewegung. Eine solche Überzeugung, die in den Herzen der Menschen verankert ist, ist nichts Künstliches – und ich werde erklären, warum das der Fall ist. Diese Überzeugung wird durch Druck nicht geschwächt, sondern stärker.

Die Motivation der Mitglieder der Widerstandsfront wächst, wenn sie die Grausamkeiten des Feindes sehen, und der Einflussbereich der Widerstandsfront wird breiter. So ist der Widerstand. Wenn sie die barbarischen Verbrechen des Feindes sehen, verlieren diejenigen, die zuvor gezweifelt hatten, ob sie Widerstand leisten sollten, ihre Zweifel. Sie erkennen, dass es keinen anderen Weg gibt, als sich dem Unterdrücker und Tyrannen entgegenzustellen. Man muss standhaft sein und sich diesem entgegen stellen – das ist Widerstand.

Schauen Sie sich die Hisbollah im Libanon an, sehen Sie sich Hamas und den Islamischen Dschihad sowie die palästinensischen Widerstandskräfte an. Sie haben enormen Druck ertragen. War das Leid, das die Hisbollah erfahren hat, eine Kleinigkeit? Die Hisbollah hat jemanden wie Sayyid Hassan Nasrallah verloren – war das eine Kleinigkeit? Aber die Angriffe der Hisbollah, ihre Stärke und ihre kraftvollen Schläge wurden danach noch intensiver. Selbst der Feind sieht das ein und hat das verstanden. Sie dachten, dass sie, nachdem sie zugeschlagen hatten, in den Libanon einmarschieren, die Hisbollah zurückdrängen und vielleicht bis zum Litani-Fluss vorstoßen könnten. Aber sie konnten es nicht. Die Hisbollah stand fest mit voller Kraft und zwang schließlich den Feind, selbst um einen Waffenstillstand zu bitten. Das ist Widerstand.

Schauen Sie sich Gaza an! Seit über einem Jahr wird Gaza bombardiert. Führende Persönlichkeiten Gazas, wie Yahya Sinwar, wurden getötet, sie wurden zu Märtyrern. Diese Schläge wurden ausgeführt, doch die Menschen stehen weiterhin fest und standhaft. Die Angreifer dachten, sie könnten die Bevölkerung so sehr unter Druck setzen, dass diese sich gegen die Hamas erhebt und diese stürzt. Doch das Gegenteil geschah: Die Menschen unterstützten die Hamas noch mehr. Genauso ist es bei der Islamischen Dschihad-Bewegung und den anderen palästinensischen Widerstandselementen. Das ist Widerstand, das ist die Widerstandsfront: Je mehr Druck ausgeübt wird, desto standhafter und fester wird sie. Je mehr Verbrechen begangen werden, desto stärker wird ihre Entschlossenheit. Je mehr gegen sie gekämpft wird, desto weiter breitet sie sich aus und ich sage Ihnen, mit der Kraft und Unterstützung Gottes wird sich der Einfluss des Widerstands mehr als je zuvor über die gesamte Region ausweiten.

Ein unwissender Analyst, der nicht versteht, was Widerstand bedeutet, denkt vielleicht, dass ein geschwächter Widerstand zu einem geschwächten Islamischen Iran führen würde. Doch ich sage Ihnen, mit Gottes Hilfe wird der Islamische Iran stark bleiben und sogar noch mächtiger werden.

Ich möchte noch einen Punkt über den Widerstand ansprechen. Lassen Sie mich zunächst erklären, was Widerstand überhaupt bedeutet. Widerstand bedeutet, sich der Vorherrschaft der USA und jeder anderen dominierenden Macht entgegenzustellen. Es bedeutet, gegen die Abhängigkeit von diesen Mächten zu kämpfen. Widerstand heißt, dass Nationen sich nicht zum Diener dominierender Mächte wie den USA machen lassen. Dieser Widerstand ist tief in der Überzeugung der Völker der Region verwurzelt. Es geht weniger um die Regierungen: Die Völker legen großen Wert auf Widerstand. Die Wurzel der Überzeugung vom Widerstand liegt im gemeinsamen Glauben.

Wir haben gesehen, wie die Menschen der Region angesichts der Ereignisse in Gaza reagierten. Menschen, die weder die Sprache sprechen noch die Region oder die Bevölkerung kennen, haben sich in der gesamten Region – und in gewisser Weise auch weltweit – gegen das zionistische Regime und für die Menschen in Gaza eingesetzt. Dieser gemeinsame Glaube verbindet die Völker der Region.

Es sind mittlerweile fast 75 Jahre seit der Besetzung Palästinas vergangen. Normalerweise würde man erwarten, dass ein Ereignis, das so lange zurückliegt, allmählich verblasst und in Vergessenheit gerät. Doch die Entschlossenheit der Völker der Region und der Palästinenser ist heute vielleicht zehnmal stärker als zu Beginn. Anstatt dass der Widerstand erlischt, wächst er. Das ist die Natur eines gemeinsamen und tief verwurzelten Glaubens, und dieser wird sich weiter entfalten.

Die Unterstützung des zionistischen Regimes ist eine rote Linie für die Völker. Hier geht es nicht um Regierungen: Sie reden etwas und handeln dann anders. Doch wenn Sie die Völker fragen, wird die überwältigende Mehrheit gegen die Unterstützung des zionistischen Regimes sein. Das Regime begeht zwar Verbrechen, doch Verbrechen führen niemals zu einem Sieg – weder die Verbrechen des zionistischen Regimes im Libanon noch in Gaza oder im Westjordanland, wo palästinensische Gruppen kämpfen. Diese Verbrechen mögen zahlreich sein, doch sie bringen niemanden zum Sieg. Das ist ein göttliches Gesetz, und heute sehen wir diese historische Erfahrung in Gaza und im Libanon vor unseren Augen.

Nun, hier stellt sich eine Frage: Haben wir in Anbetracht dieser Beschreibung der syrischen Angelegenheiten in den letzten Jahren in Syrien Präsenz gezeigt oder nicht? Nun, alle wissen, dass wir dort waren. Die Märtyrer der Verteidigung der Heiligtümer bezeugen, dass wir aktiv waren. Aber wie? Dies bedarf einer Erklärung.

Ein wichtiger Punkt ist, dass unsere Präsenz und Aktivität allgemein bekannt waren, und die Märtyrer wurden von allen geehrt. Es gibt jedoch einige Dinge, die viele nicht wissen, oder zumindest viele unserer jungen Leute nicht wissen. Wir haben der syrischen Regierung geholfen, aber bevor wir der syrischen Regierung halfen, leistete sie uns in einer entscheidenden Phase eine entscheidende Hilfe – dies ist den meisten nicht bekannt.

Mitten im Krieg, während der Heiligen Verteidigung, in einer Zeit, als alle Saddam unterstützten und uns bekämpften, da machte die syrische Regierung einen entscheidenden Schritt zugunsten von uns und gegen Saddam. Dieser Schritt bestand darin, die Ölpipeline abzuschalten, die Öl nach Europa und ins Mittelmeer transportierte und dessen Erlös kontinuierlich in Saddams Taschen floss. Dies sorgte weltweit für Aufsehen. Sie ließen nicht zu, dass dieses Öl, das Saddam gehörte, weiterfloss.

Wie viel Öl wurde durch diese Pipeline transportiert? Eine Million Barrel pro Tag. Täglich flossen eine Million Barrel Öl durch diese Pipeline in Richtung Mittelmeer. Auch die syrische Regierung würde eigentlich vom Durchfluss durch diese Pipeline profitieren, da sie dafür Geld erhielt. Doch sie verzichtete auf dieses Einkommen. Natürlich ließ die Islamische Republik diesen Verzicht nicht unbeantwortet und kompensierte ihn. Zuerst haben also sie uns geholfen. Das ist der erste Punkt.

Nun zu der Angelegenheit von Daesch [ISIS]: Daesch war eine Bombe der Unsicherheit. Das Ziel von Daesch war Irak, Syrien und die gesamte Region zu destabilisieren, um schließlich ihr Hauptziel, die Islamische Republik Iran, zu erreichen und unsicher zu machen. Das war das Haupt- und Endziel. Das war die eigentliche Bedeutung und Absicht von Daesch. 

Wir waren präsent – unsere Kräfte waren sowohl im Irak als auch in Syrien aus zwei Hauptgründen: Der erste Grund war, die Heiligkeit der heiligen Stätten zu bewahren, da jene [Daesch], welche weit entfernt von jeglicher Spiritualität und Religion agierten, feindlich gegenüber den heiligen Stätten eingestellt waren, sie zerstören wollten und es auch teilweise taten. In Samarra konnten wir sehen, wie sie später mit Unterstützung der Amerikaner die heilige Kuppel von Samarra zerstörten. Dasselbe hatten sie für Nadschaf, Kerbela, Kazhimain und Damaskus geplant. Doch es war klar: Kein gläubiger, tapferer junger Mensch, der die Ahlul-Bayt liebt, würde so etwas jemals zulassen. Das war der erste Hauptgrund.

Der zweite Grund war die Sicherheitsfrage. Verantwortliche erkannten sehr früh, dass, wenn diese Unsicherheit nicht an ihren Ursprüngen eingedämmt wird, sie auf unser Land übergreifen und unser gesamtes großes Land unsicher machen würde. Die Unsicherheit, die durch Daesch verursacht wurde, war gewöhnlich. Erinnern Sie sich an die Ereignisse – wie den Angriff auf Schah Tscheragh [Schiraz], die Vorfälle in Kerman, im Parlament und andere. Wo auch immer sie konnten, hinterließen sie solche Katastrophen. Sie planten, diese Schrecken zu uns zu bringen. Imam Ali (Friede sei mit ihm) sagte: „Bei Allah, niemals wurden Leute inmitten ihrer Heimat angegriffen, ohne dass sie gedemütigt wurden.“ [Nahdsch ul-Balagha, 27. Predigt].

Deshalb gingen unsere Kräfte, unsere herausragenden Kommandeure, wie unser geschätzter Märtyrer Qassem Soleimani, seine Gefährten und Helfer, sowohl in den Irak als auch nach Syrien. Sie organisierten und bewaffneten die einheimischen Jugendlichen – zunächst im Irak, dann in Syrien –, stellten sich Daesch entgegen, brachen deren Rückgrat und konnten schließlich die Oberhand gewinnen. So war unsere Präsenz in dieser Angelegenheit beschaffen.

Achten Sie auf Folgendes: Die Art unserer militärischen Präsenz in Syrien – und ebenso im Irak – bedeutete nicht, dass wir unsere Truppen – unsere Armee, unsere Streitkräfte und unsere Revolutionsgarde – dorthin verlegen, damit sie anstelle der Armee dieses Landes kämpfen. Das ist weder logisch, noch wird es von der öffentlichen Meinung akzeptiert, dass eine Armee von hier aus dorthin geht und anstelle ihrer Armee kämpft. Nein, der Kampf ist Aufgabe der Armee dieses Landes. Was unsere Kräfte leisten konnten und leisteten, war Beratungstätigkeit. Es war eine beratende Unterstützung. Was bedeutet beratende Unterstützung? Es bedeutet, zentrale und grundlegende Hauptquartiere aufzubauen, Strategien und Taktiken festzulegen und in dringenden Situationen selbst in den Kampf einzugreifen. Am wichtigsten war aber dennoch die Mobilisierung der Jugend aus der jeweiligen Region.

Natürlich waren auch unsere Freiwilligen, insbesondere unsere Basidschi, voller Begeisterung und Beharrlichkeit bereit, nach Syrien zu gehen. Viele baten inständig darum, dorthin zu reisen, auch wenn wir dies oft für nicht ratsam hielten. Manche gingen dennoch auf eigene Faust, und einige von ihnen kehrten als Märtyrer zurück, andere gesund.

Der Großteil unserer Arbeit war jedoch beratender Natur. Unsere Präsenz vor Ort war meist beratend. In wenigen dringenden Fällen waren unsere Kräfte direkt beteiligt, hauptsächlich Freiwillige und Basidsch, die Seite an Seite mit den einheimischen Kräften kämpften. Märtyrer Soleimani bildete in Syrien eine Gruppe von Tausenden einheimischer Jugendlicher aus, bewaffnete und organisierte sie, bereitete sie vor, und sie stellten sich erfolgreich Daesch entgegen.

Nach der Niederlage von Daesch kehrten einige unserer Kräfte zurück, während andere vor Ort blieben. Dennoch lag die Hauptverantwortung für die Kämpfe weiterhin bei der Armee des jeweiligen Landes selbst. Wenn die Armee Schwächen zeigte, konnten auch die Basidsch nicht viel ausrichten. Leider geschah dies in einigen Fällen. Die heutigen Probleme Syriens – deren Ende nur Gott kennt – sind eine Folge solcher Schwächen. Mögen die jungen Menschen Syriens bald in der Lage sein, aufzustehen und diese Probleme zu überwinden.

Das iranische Volk ist stolz auf seine Armee und stolz auf seine Revolutionsgarde. Die hochrangigen Verantwortlichen der bewaffneten Kräfte und Organisationen schrieben mir während der Angelegenheiten im Libanon und bei der Unterstützung der Hisbollah Briefe, in denen sie erklärten, dass sie es nicht ertragen könnten, tatenlos zuzusehen, und um Erlaubnis baten, aktiv einzugreifen. Vergleicht das einmal mit einer Armee, die es nicht erträgt und flieht! Während des Schah-Regimes war unsere Armee leider so. Auch sie hielt in den verschiedenen Kriegen, einschließlich des Zweiten Weltkriegs, den Angriffen von Feinden und Ausländern nicht stand. Damals rückten die Feinde bis nach Teheran vor, und es gab keinen Widerstand. Wenn man keinen Widerstand leistet, führt das zu solchen Ergebnissen. Es ist notwendig, standhaft zu sein, Widerstand zu leisten und die Gott gegebenen Kräfte zu nutzen.

Auch unter schwierigen Bedingungen waren wir bereit. Man kam zu mir und berichtete, dass alle notwendigen Ressourcen für die Syrer nun bereitgestellt worden seien und dass wir bereit seien, vorzugehen und sie zu bringen. Doch der Luftraum war geschlossen, der Boden war blockiert. Das zionistische Regime und die USA hatten sowohl den syrischen Luftraum als auch die Landwege blockiert. Es war unmöglich. Solche Umstände sind eine Realität. Hätten die inneren Kräfte des Landes ihre Motivation behalten und sich den Feinden entgegengestellt, so hätten diese weder den Himmel noch die Landwege blockieren können. Unterstützung wäre dann möglich gewesen. Dies ist nun eine allgemeine Darstellung der Situation.

Es gibt noch einige weitere Punkte, die ich ansprechen möchte. Der erste Punkt ist: Alle sollen wissen, dass die derzeitige Situation nicht so bleiben wird. Es wird nicht so bleiben, dass eine Gruppe in Damaskus oder an anderen Orten feiert, tanzt und in die Häuser der Menschen eindringt, während das zionistische Regime Bomben abwirft und Panzer und Artillerie einsetzt. Es wird nicht so bleiben. Die tapferen jungen Syrer werden sich erheben, Widerstand leisten und Opfer bringen, aber sie werden diese Situation überwinden. So wie es die tapferen jungen Iraker getan haben. Die jungen Iraker, mit Hilfe, Führung und Organisation durch unseren verehrten Märtyrer, konnten den Feind aus ihren Straßen und Häusern vertreiben. Andernfalls hätten die Amerikaner auch im Irak dieselben Gräueltaten begangen: Sie brachen Haustüren auf, zwangen die Hausbesitzer vor ihren Familien nieder und drückten ihre Gesichter mit Stiefeln auf den Boden! Das geschah auch im Irak. Doch sie widerstanden, kämpften und unser verehrter Märtyrer setzte alle seine Möglichkeiten dafür ein. Das Gleiche wird auch hier geschehen. Es könnte Zeit brauchen, vielleicht lange dauern, aber das Ergebnis ist sicher und unumstößlich.

Der zweite Punkt: Das Ereignis in Syrien ist eine Lehre für uns alle, für jeden Einzelnen von uns und unsere Verantwortlichen. Wir müssen daraus lernen. Eine dieser Lehren ist die Gefahr der Nachlässigkeit gegenüber dem Feind. Ja, in diesem Fall hat der Feind schnell gehandelt, aber diese Tatsache hätte noch vor dem Vorfall erkannt werden müssen. Wir hatten sie gewarnt. Unsere Nachrichtendienste hatten bereits Monate zuvor Warnungen an die Verantwortlichen in Syrien übermittelt. Ob diese Warnungen die höchsten Entscheidungsträger erreichten oder irgendwo auf halbem Weg verloren gingen, weiß ich nicht. Doch unsere Nachrichtendienste hatten bereits im September, Oktober und November kontinuierlich Berichte übermittelt. Man darf nicht nachlässig sein und darf den Feind nicht unterschätzen. Man sollte auch nicht auf das Lächeln des Feindes vertrauen. Manchmal spricht der Feind freundlich und lächelnd, hält aber gleichzeitig ein Messer hinter seinem Rücken und wartet auf eine Gelegenheit.

Ein weiterer Punkt ist, dass die Widerstandsfront weder durch Siege überheblich noch durch Niederlagen entmutigt werden darf. Siege und Niederlagen gehören dazu. Auch im Leben jedes Einzelnen gibt es Erfolge und Misserfolge. So ist es auch bei Gruppen, Regierungen und Ländern. Es gibt Höhen und Tiefen im Leben, und man kann sich diesen nicht entziehen. Entscheidend ist, dass wir in Zeiten des Erfolgs nicht überheblich werden, denn Überheblichkeit führt zu Ignoranz und Nachlässigkeit. In Zeiten der Niederlage hingegen dürfen wir nicht verzweifeln und mutlos, deprimiert oder gebrochen sein.

Die Islamische Republik hat in diesen vierzig Jahren und mehr mit großen und schwierigen Ereignissen zu kämpfen gehabt – wirklich bedeutenden Ereignissen! Die jungen Menschen von heute haben diese Zeiten nicht miterlebt. Damals, hier in Teheran, saßen die Menschen in ihren Häusern, während sowjetisch hergestellte MiG-25-Kampfflugzeuge, die Saddam gehörten, über uns hinwegflogen. Wenn sie großzügig waren, warfen sie keine Bomben ab, aber sie versetzten die Menschen in Angst! Und nichts konnten wir dagegen tun, weder hatten wir eine Luftverteidigung noch die notwendigen Mittel.

Einmal, hier in Teheran, saßen die Menschen zu Hause, als plötzlich Saddams Flugzeuge kamen und Teheran bombardierten. Sie bombardierten den Flughafen und andere Orte. Ich selbst hielt an diesem Tag eine Rede in einer Fabrik in der Nähe des Flughafens. Als plötzlich der Lärm begann, gingen wir ans Fenster, und ich sah mit eigenen Augen ein irakisches Flugzeug, das herabstieg, seine Bomben auf den Flughafen abwarf und wieder davonflog. Wir haben solche Ereignisse erlebt. Doch trotz dieser vielfältigen und bitteren Herausforderungen hat die Islamische Republik in keinem einzigen Moment Resignation gezeigt.

Der Gläubige darf nicht passiv werden. Die Gefahr der Resignation und Passivität ist manchmal schlimmer als das eigentliche Ereignis. Resignation bedeutet, dass man die Situation betrachtet, zu dem Schluss kommt, dass man nichts tun und verändern kann, und sich dann ergibt! In Fortschritten und Erfolgen ist Überheblichkeit ein Gift. In Misserfolgen und Schwierigkeiten ist Resignation tödlich. Wir müssen uns vor beidem hüten. Der Quran sagt:

إِذَا جَاءَ نَصْرُ اللَّهِ وَالْفَتْحُ وَرَأَيْتَ النَّاسَ يَدْخُلُونَ فِي دِينِ اللَّهِ أَفْوَاجًا فَسَبِّحْ بِحَمْدِ رَبِّكَ وَاسْتَغْفِرْهُ ۚ إِنَّهُ كَانَ تَوَّابًا

„Sobald Hilfe Allahs und der Sieg eingetroffen sind, und du hast die Menschheit gesehen, wie sie scharenweise in Allahs Religion eintreten, so lobpreise in Dankpreisung deinen Herrn und ersuche Vergebung bei ihm. Wahrlich er ist fortwährend Reueannehmender.“ [Heiliger Quran, 110. Sura]. Danken Sie Gott, werden Sie nicht überheblich und bitten Sie um Vergebung für Ihre eigenen Versäumnisse.

Es gibt allerdings auch einige, deren Ziel es ist, den Mut der Menschen zu brechen. Das darf nicht geschehen. Manche tun dies vom Ausland aus: ausländische Fernsehsender, Radiosender und Zeitungen sprechen auf Persisch zu den Menschen und stellen die Ereignisse so dar, dass sie Angst verbreiten, den Mut der Menschen brechen und ihre Herzen schwächen. Nun, mit ihnen ist anders umzugehen, und sie müssen auf eine andere Weise behandelt werden. Aber im Inneren des Landes darf niemand so etwas tun. Wenn jemand innerhalb des Landes in einer Analyse oder einer Aussage etwas sagt, was den Mut der Menschen versucht zu brechen, dann ist das ein Vergehen und dem muss nachgegangen werden.

Das iranische Volk ist zweifellos bereit, aktiv zu werden. Natürlich ist klar, dass jede Präsenz an einem bestimmten Ort die Zustimmung und Zusammenarbeit der Regierung dieses Ortes erfordert. Auch als wir im Irak aktiv wurden, war es die irakische Regierung, die uns um Unterstützung bat. In Syrien war es ebenso: Die syrische Regierung bat uns um Hilfe, und wir konnten mit ihrer Zustimmung vorgehen. Wenn keine solche Bitte vorliegt, bleibt der Weg verschlossen, und Unterstützung ist nicht möglich. Doch mit Gottes Hilfe, so Gott will, wird die Wurzel des Zionismus und der bösartigen westlichen Einflüsse in dieser Region ausgerissen werden – durch Gottes Gnade.

Mögen Gottes Grüße, Gnade und Segen mit Euch sein.