Imam Chamenei: Westliche Zivilisation hat größte Niederlage erlitten
Am 23. Oktober 2024 hielt Imam Chamenei, bei einem Treffen mit den Beamten des Nationalen Kongresses zum Gedenken an die Märtyrer der Provinz Fars, eine Rede. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der Rede aus dem persischen Original. Obwohl es für alle hier veröffentlichten Texte gilt, wird darauf verwiesen, dass die Übersetzung zu Dokumentationszwecken ohne jegliche Kommentierung erfolgt und die dargestellte Meinung nicht mit der Meinung der Herausgeber übereinstimmen muss.
Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden
Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten, und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).
Herzlich willkommen, liebe Brüder und liebe Schwestern. Vielen Dank für diese kurzen und prägnanten Worte des ehrenwerten Freitagsimams und für die sehr schöne und vollständige Erklärung des ehrenwerten Kommandeurs.
Eines der zivilisatorischen Merkmale unseres geliebten Landes, das stets beachtet werden sollte, ist die Fähigkeit, Religion, Heldentum und Kunst miteinander zu verbinden. In vielen Teilen der Welt gehen Religion – wenn sie vorhanden ist –, Kunst und Heldentum jeweils ihre eigenen Wege. Die Kombination dieser drei Elemente im islamischen Iran ist ein faszinierendes und interessantes Phänomen, das nicht erst heute oder gestern entstand, sondern aus dem Wesen des Islams hervorgeht. Der Quran selbst enthält Aussagen wie:
وَالَّذِينَ آمَنُوا أَشَدُّ حُبًّا لِّلَّهِ
„Und diejenigen, die überzeugt gewesen sind, haben heftigste Liebe zu Allah.“ [Heiliger Quran, 2:165] und
يُحِبُّهُمْ وَيُحِبُّونَهُ
„Er liebt sie und sie lieben ihn.“ [Heiliger Quran, 5:54]. Ebenso steht geschrieben:
فَلْيُقَاتِلْ فِي سَبِيلِ اللَّهِ
„So sollen diejenigen auf Allahs Weg kämpfen“, [Heiliger Quran, 4:74] und weiter:
الَّذِينَ آمَنُوا يُقَاتِلُونَ فِي سَبِيلِ اللَّهِ ۖ وَالَّذِينَ كَفَرُوا يُقَاتِلُونَ فِي سَبِيلِ الطَّاغُوتِ
„Diejenigen, die überzeugt gewesen sind, sie kämpfen auf Allahs Weg. Und diejenigen, die abgestritten haben, sie kämpfen auf des Übertreters Weg“ [Heiliger Quran, 4:76]. Der Quran sagt auch:
وَالَّذِينَ مَعَهُ أَشِدَّاءُ عَلَى الْكُفَّارِ رُحَمَاءُ بَيْنَهُمْ
„Und diejenigen, die mit ihm sind, sind Heftigste gegen die Abstreiter, Gnädige untereinander.“ [Heiliger Quran, 48:29]. Das heißt, der Quran selbst ist eine Kombination aus göttlicher Religion, großem Heldentum und Kunst. Der Quran ist ein Kunstwerk von höchstem Rang, das zudem auf Liebe und Zuneigung hinweist und dies für seine Leser bildlich darstellt. Dies findet sich in unserer Geschichte wieder.
Ohne zu übertreiben, kann ich sagen, dass der beste Ort in unserem Land, an dem diese drei Elemente vereint und kombiniert deutlich zu sehen sind, die Provinz Fars und die Stadt Schiras sind. Es entspricht der Wahrheit: Wenn jemand oder wir dies behaupten, ist das eine richtige Aussage. Schiras ist ein Ort, an dem diese drei Elemente eng miteinander verflochten sind. Von der Zeit des verehrten Ahmad ibn Musa (Friede sei mit ihm) und der anderen Märtyrer-Imame, die in jener Provinz und Stadt sind, bis in die späteren Epochen, bis heute und bis zu der kürzlich gefallenen Märtyrerin Karbasi [Masumeh Karbasi und ihr Ehemann Herr Reza Awazeh (aus dem Libanon) wurden bei einem Drohnenangriff und Raketenbeschuss auf ihr Auto durch das zionistische Regime im Libanon zu Märtyrern], die vor einigen Tagen ihr Leben opferte – in all diesen Epochen sind diese drei Elemente miteinander verbunden und wirken zusammen.
Unser berühmtester und beliebtester Dichter, Hafis von Schiras, ist ein Bewahrer des Qurans [Jemand, der den Quran auswendig aufsagen kann], der ihn „mit vierzehn Lesarten“ [Hinweis auf ein Gedicht von Hafez: „Deine Liebe erreicht den Ruf, wenn du wie Hafez / Den Quran auswendig lernst in vierzehn Überlieferungen.“] auswendig kannte. Dieser süße und scharfsinnige Dichter beherrschte den Quran auf vierzehn verschiedene überlieferte Lesarten. Von den Rezitatoren, die die verschiedenen Lesarten kennen, haben wir wenige gesehen, die alle Arten der sieben berühmten Rezitatoren der Geschichte beherrschen, von denen wiederum jeder zwei Überlieferer hat, was insgesamt vierzehn Lesarten ergibt. Er sagte: „Alles, was ich habe, verdanke ich dem Segen des Qurans.“ Das bedeutet, seine Dichtung, seine Kunst, seine Weisheit, sein Wissen und sein Scharfsinn – all das kommt aus dem Quran. Gibt es eine schönere Verbindung als diese, bei der Religion und Kunst so miteinander verflochten und vereint sind? Ebenso ist das Heldentum an ihrer Seite. Von Ahmad ibn Musa über Abbas-e Doran [Einer der Piloten der Luftwaffe der Armee, der bei einer Mission zum Angriff auf Bagdad zum Märtyrer wurde] bis hin zu den bekannten Märtyrern wie Märtyrer Morteza Dschavidi, Märtyrer Schirali Soltani und jüngst diese Frau Masumeh Karbasi und den anderen großen Märtyrern der Provinz – es sind fünfzehntausend Märtyrer, fünfzehntausend Vorbilder, fünfzehntausend Beispiele von Märtyrertum auf den verschiedenen Schlachtfeldern.
Die erste bewaffnete Auseinandersetzung gegen die europäische Kolonialisierung führte Imam Gholi Chan [Rezagholi Chan Hedayat], der Gouverneur von Fars, der die Portugiesen von Hormus vertreiben konnte. Die erste Form des weichen Widerstands in unserem Land wurde von Mirza Schirazi geführt. Das Tabakverbot war ein solcher Widerstand. Es war der größte Kampf, einer, der die wirtschaftliche Kontrolle Großbritanniens über das Land beendete. Auch Gandhi führte in Indien einen solchen Kampf – jedoch erst dreißig Jahre nach Mirza Schirazi. Das Konzept dieser einzigartigen Form des Widerstands stammt also ursprünglich von Mirza Schirazi. Die stärkste irakische Widerstandsbewegung gegen die britische Besetzung im Irak wurde von Mirza Mohammad Taqi Schirazi geleitet. Die erste Münze eines islamischen Staates wurde in Schiraz, Dschahrom und Lar von dem verstorbenen Sayyid Abdul Hossein Lari geprägt. Er gründete einen islamischen Staat, auch wenn er ihn nicht lange halten und nicht fortsetzen konnte. Doch er unternahm diesen Schritt und legte den Anfang. Das sind große Ehren.
In unserer Zeit ist der gottesfürchtige, weise Märtyrer Ayatullah Dastghaib ein solches Vorbild. Märtyrer Dastghaib verkörperte tatsächlich Spiritualität, Moral und Einsatz. In den Jahren 1962 und 1963, als der Kampf begann und wir in Qom waren, brachte man uns Aufnahmen von Dastghaibs Reden aus Schiraz, die wir dort hörten. Der verstorbene Scheich Bahauddin Mahallati und andere Geistliche aus Schiraz hielten damals Versammlungen ab, und der Sprecher ihrer Gruppe war der verschiedene Dastghaib, der sich im Hauptgebetshaus von Schiraz aufstellte und sprach. Dies führte er fort, bis er ermordet wurde. Man könnte sagen, Schiraz hat Märtyrer aus allen Lebensbereichen hervorgebracht. In allen Bereichen dieser Region haben Märtyrer ihren Mut gezeigt und sich hervorgetan. Das ist die Identität von Schiraz und Fars.
Jene, die glaubten, sie könnten Schiraz von einem heiligen Ort und einem Zentrum für Religion und Glauben in einen Ort der Verderbnis verwandeln, indem sie ein niederträchtiges Kunstfestival wie das „Schiraz Festival of Arts“ veranstalteten, haben sich gründlich getäuscht – ein wahrer Irrtum! Der große Gelehrte von Schiraz, Mulla Sadra, den wir zu den herausragenden Philosophen der Welt zählen, sagte in einem seiner wenigen überlieferten Verse:
„Im Schlachtfeld der beiden Welten siegt die Liebe,
auch wenn ihre Armee nur aus Märtyrern besteht.“
Das ist das Werk eines Philosophen. Diese Geisteshaltung und die schöne Verbindung von Religion, Kunst und Heldentum bleibt bis heute bestehen. Der verstorbene Dastghaib war ebenfalls ein Mensch von Wissen, Poesie und Spiritualität – wir sahen dies aus nächster Nähe. Das ist von großer Bedeutung.
Euer Kongress sollte dies dem Land vermitteln und verewigen. Ihr solltet zeigen, dass für eine zivilisierte, gebildete und fortschrittliche Nation das Wichtigste ist, religiös, heldenhaft und künstlerisch zu sein – und dass diese drei vereint sind. Kunst im Dienst der Religion, Religion gepaart mit Heldentum, und Heldentum im Sinne des Fortschritts der Nation – das sind die entscheidenden Aspekte. Euer Kongress sollte dies hervorbringen und zeigen, ob nun durch Bücher, Gedichte, Gesang oder Theateraufführungen. Das ist das, was unser Volk braucht. Heute gibt es wie zu Zeiten des Pehlevi-Regimes jene, die Kunst von Spiritualität und Heldentum trennen möchten und sie in widersprüchliche Richtungen lenken wollen. Auch heute gibt es unter uns Überbleibsel jener Strukturen, und unser wertvolles Land sollte sie in diesen drei Bereichen überwinden.
Eines meiner wichtigsten Anliegen ist, dass ihr die Wirkung dieses Kongresses genau verfolgt. Da ihr darauf abzielt, einen Einfluss zu hinterlassen, beobachtet ein Jahr nach der Veranstaltung, wie dieser Kongress das Denken und Verhalten der Jugend beeinflusst hat. Wie viele der Jugendlichen haben in ihrem Glauben, im Besuch der Moschee, im geistigen Einsatz, im Lesen und Lernen Fortschritte gemacht? Das zu beobachten und zu erfassen ist wichtig. Findet einen Weg, auch wenn es nicht einfach ist. Dabei sollte dies nicht als Überwachung oder Kontrolle missverstanden werden, sondern es muss schlicht auf einer richtigen Sichtweise und Beurteilung beruhen.
Der Wille, zu dienen, sollte einer der Wirkungen dieses Kongresses sein. Ihr solltet beobachten, inwiefern sich der Wunsch zu dienen bei den jungen Menschen entwickelt hat – geistiger Einsatz, Engagement, die Teilnahme an Dienstarbeiten: Zum Beispiel freiwillige Einsätze, Aufbauaktionen durch die Basidsch-Organisation, Gruppen von Jugendlichen, die zu ehemaligen Kriegsgebieten reisen, um die Spuren der Bemühungen unserer tapferen Kommandanten und Kämpfer aus der Zeit des Heiligen Verteidigungskrieges zu sehen. Schaut, inwieweit das Interesse an solchen Aktivitäten zugenommen hat. Wenn ihr feststellt, dass kein Fortschritt erzielt wurde, dann kehrt zurück zu eurer Arbeit und analysiert, wo das Problem liegt – warum hat es keinen Einfluss hinterlassen? Wenn ihr Fortschritte seht, untersucht die Gründe dafür und stärkt die Faktoren, die diesen Antrieb und diese Bewegung bei den jungen Menschen bewirken.
Unsere Jugendlichen brauchen heute Kenntnisse über die glorreiche Vergangenheit des Landes, insbesondere die letzten Jahrzehnte, die mit der Revolution zu tun haben. Wir sind im Bereich der Berichterstattung schwach. Wissen unsere Jugendlichen wirklich um die Dimensionen der Besetzung der amerikanischen Botschaft? Verstehen sie wirklich, wie der achtjährige Krieg (Iran-Irak-Krieg) begann? Falls jemand sie fragt: Warum haben wir acht Jahre lang gekämpft und so viele junge Menschen verloren? Können sie dann darauf eine Antwort geben? Wissen sie, was geschehen ist, dass es dazu kam? Das alles muss erzählt werden, und zwar auf die richtige Weise. Gott sei Dank, sehe ich, dass gute Arbeiten geleistet werden – einige Bücher, einige Schriften und andere Werke, die ich gelegentlich betrachte. Das sind Themen, die wichtig sind.
Wir befinden uns heute in einer entscheidenden Auseinandersetzung in der Region. Insbesondere in Westasien (Naher Osten) – im Libanon, in Gaza, im Westjordanland. Diese Ereignisse sind von historischer Tragweite. Jedes dieser Ereignisse kann den Ursprung einer bedeutenden historischen Bewegung darstellen. Hätte es Persönlichkeiten wie den Märtyrer Sinwar nicht gegeben, die bis zur letzten Sekunde kämpften, wäre das Schicksal der Region ganz anders gewesen. Weil solche Menschen jedoch vorhanden waren, verläuft die Geschichte jetzt anders. Wenn es herausragende Persönlichkeiten wie den Märtyrer Sayyid Hassan Nasrallah nicht gegeben hätte, die den Geist des Dschihads, der Vernunft, des Mutes und der Selbstaufopferung vereinten und an die Front brachten, hätte sich die Bewegung in eine ganz andere Richtung entwickelt. Das ist sehr wichtig.
In all dem, was bisher geschehen ist, gab es eine große Niederlage, und das nicht nur für das zionistische Regime, sondern auch für die westliche Zivilisation und Kultur und die westlichen Ansprüche. Sie haben eine enorme Niederlage erlitten. Das zionistische Regime hat verloren, weil es dachte, es könnte die Widerstandsgruppen leicht besiegen und zerstören. Heute sehen sie, dass sie mehr als fünfzigtausend unbewaffnete Zivilisten und einige der führenden Köpfe des Widerstandes getötet haben, und die Widerstandsfront dennoch unverändert bestehen bleibt. Die Widerstandsbewegung kämpft weiterhin mit derselben Entschlossenheit und Kraft. Ist das nicht eine Niederlage? Das ist die größte Niederlage überhaupt. Sie haben enorm viel Geld ausgegeben, sich große Mühe gegeben, die USA haben ihnen mit all ihrer Macht geholfen, und auch viele Europäer. Sie haben Verbrechen begangen und ihren Ruf in der ganzen Welt für diese Angelegenheit beschmutzt, so sehr, dass sogar in amerikanischen Städten und amerikanischen Universitäten gegen sie protestiert wurde, und dennoch bestehen die Widerstandsgruppen weiterhin. Hamas, der Islamische Dschihad, die Hisbollah, die kämpfende Jugend des Westjordanlandes – alle sind noch da und einsatzvoll im Kampf. Das ist eine große Niederlage, die größte.
Aber das ist nicht alles. Noch bedeutsamer ist die Niederlage der westlichen Kultur. Die westlichen Länder haben über Jahre und Jahrhunderte hinweg behauptet, sich für Menschenrechte und das Wohlergehen der Menschheit einzusetzen – und nun zeigt sich, dass all dies durchweg eine Lüge war. Dieser Krieg hat das unmissverständlich bewiesen: Zehntausend Kinder wurden getötet. Ist das etwa ein Spaß? Ein Kind symbolisiert Unschuld und Sanftmut und weckt in uns die tiefsten menschlichen Gefühle. Doch Israel hat zehntausend dieser unschuldigen Wesen mit zwei Tonnen schweren Bomben und unterschiedlichsten Waffen getötet, und der Westen hat dabei keine Miene verzogen. Die westlichen Politiker und ihre Politik sind in ihrer wahren Natur bloßgestellt worden und haben verloren – das ist eine große Niederlage. Niemand sollte mehr über die [große] „westliche Zivilisation“ reden! Genau das ist die westliche Zivilisation: Sie zögert nicht, das Geld ihrer eigenen Bevölkerung auf verschiedensten Wegen zu nehmen und dafür zu verwenden, dass unschuldige Kinder getötet, Familien zerstört und zehntausend Kinder zu Märtyrern gemacht werden. Tausende weitere Kinder wurden zu Waisen. Das ist die westliche Kultur. Wenn jetzt jemand Kritik an der westlichen Kultur übt und ihre Entwertung offen ausspricht, sollte man ihn dafür nicht tadeln, denn genau das ist die westliche Kultur und Zivilisation, die nun zu ihrem eigenen Produkt geworden ist. Dies ist die größte Niederlage, die der Westen je erlebt hat.
Hinter dem zionistischen Regime steht eine Allianz des Bösen; eine Allianz des Unheils, die sich zur Unterstützung des zionistischen Regimes formiert hat – und doch steht das Bündnis des Widerstands diesem Bündnis des Unheils gegenüber. Dieses Bündnis des Widerstands stellt sich dem Unheil entgegen und wird, so Gott will, den Sieg erringen.
Mögen Gottes Grüße, Gnade und Segen mit Euch sein.