Imam Chameneis Ratschläge an die neue Regierung

 

Am 27. August hielt Imam Chamenei, beim ersten Treffen mit dem neuen Präsidenten Dr. Masoud Peseschkian und seinem Kabinett, anlässlich der Nationalen Regierungswoche und des Jahrestages des Martyriums der Märtyrer Radschai [1981 Staatspräsident] und Bahonar [1981 Ministerpräsident], eine Rede. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der Rede aus dem persischen Original. Obwohl es für alle hier veröffentlichten Texte gilt, wird darauf verwiesen, dass die Übersetzung zu Dokumentationszwecken ohne jegliche Kommentierung erfolgt und die dargestellte Meinung nicht mit der Meinung der Herausgeber übereinstimmen muss.


Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden

Aller Dank ist Allahs, des Herrn der Welten, und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und insbesondere mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).

Zuallererst ehren und preisen wir die Tage von Arbain [40. Tag nach dem Märtyriums Imam Hussains] mit all unserer Hingabe und danken dem Allmächtigen für die Bewegung der Menschen anlässlich des Arbain.

Wir gratulieren Ihnen, liebe Brüder und Schwestern, zur Regierungswoche und hoffen, dass diese Woche für die gesamte Zeit Ihrer langen Verantwortungsperiode eine Woche der Hoffnung, frohen Nachrichten und erfreulichen Berichte sein wird

Wir gedenken der lieben Märtyrer, Märtyrer Radschai und Märtyrer Bahonar, und ehren sie. Diese Woche wurde zu Ehren dieser beiden Persönlichkeiten als „Regierungswoche“ benannt, und in dieser Namensgebung liegt eine besondere Symbolik: Die Regierung soll die Märtyrer und den Weg der Märtyrer ehren, was Gott sei Dank weitgehend auch der Fall war.

Wir erinnern an unseren geliebten Märtyrer, den verstorbenen Präsidenten, Herrn Raisi, und bitten den Allmächtigen Gott, dass dieser ehrenhafte Name, den Gott ihm verliehen hat, dauerhaft und beständig bleibt. Möge Gott, wenn er will, seine Stufen und die seiner Gefährten, einschließlich seines Außenministers [Hossein Amir-Abdollahian], erheben und erhalten.

Wir danken Gott, dass die Regierung mit der Anstrengung des ehrenwerten Präsidenten und mit der wertvollen Unterstützung des Parlaments gebildet wurde. Das ist wirklich ein großer Segen. In einigen der vorherigen Regierungen konnte die Bildung des Kabinetts manchmal fast einen Monat oder länger dauern, weil nicht alle Minister das Vertrauensvotum des Parlaments erhalten hatten. Diesmal hat Gott uns, Ihnen und dem Land Gnade erwiesen, und alle Minister haben das Parlament mit dessen Vertrauen verlassen. Alle, die an diesen Wahlen und der Bildung dieser Regierung beteiligt waren – nach jenem schweren und bitteren Ereignis – sind von dem Allmächtigen Gott belohnt: die Verantwortlichen der vorherigen Regierung, der Rundfunk, verschiedene Verantwortliche, eben alle die dazu beigetragen haben, dass nach jenem schweren und bitteren Ereignis das Land mit Elan an den Wahlen teilnehmen konnte, die Präsidentschaftswahlen in voller Sicherheit und Gesundheit durchgeführt wurden und danach die Minister gewählt wurden. Wir müssen ihnen wirklich allen dankbar sein. Auch dem Allmächtigen Gott sollten wir wirklich sehr dankbar sein. Ich werde Ihnen noch einige Aspekte darlegen, und später werde ich auch den Dank erneut aussprechen.

Auch der Herr Präsident war bei der Auswahl der Minister, die mit ihm zusammenarbeiten sollten, sehr aktiv und fleißig. Er hat sich auch mit mir beraten, und ich habe einige Personen, die ich kannte oder deren Qualifikationen mir durch zuverlässige Kanäle bestätigt wurden, befürwortet und einige von ihnen sogar betont. Es gab auch mehrere Personen, die ich nicht kannte, und ich habe gesagt, dass ich zu ihnen keine Meinung habe. Gott sei Dank konnte er die Auswahl treffen und das Parlament überzeugen, was ein großer Erfolg war, und wir danken Gott dafür.

Heute sind Sie, die geehrten Minister, und Sie, liebe Brüder und Schwestern, die das Vertrauen des Präsidenten und des Parlaments erhalten haben, die hochrangigen Beamten dieses Landes. Es ist unsere Pflicht, Sie zu unterstützen, Ihnen zu helfen – falls Sie Hilfe benötigen – und unser Bestes zu tun, damit Sie in Ihren Aufgaben erfolgreich sind.

Ich habe einige Aspekte notiert, die ich Ihnen mitteilen möchte. Der erste Aspekt ist die Dankbarkeit gegenüber Gott. Sie befinden sich heute in einer Position, in der Sie in der Lage sind, den Fortschritt des Landes und die Verwaltung der Angelegenheiten des Landes zu beeinflussen. Das Amt des Ministers hat Ihnen diese Möglichkeit gegeben. Das ist ein göttlicher Segen; die Möglichkeit, dem Volk zu dienen, ist ein großer Segen. Viele möchten dienen, aber sie haben nicht die Gelegenheit dazu. Gott hat Ihnen diese Gelegenheit gegeben. Danken Sie Gott, seien Sie dankbar, seien Sie wertschätzend, bitten Sie den Allmächtigen um Hilfe, betrachten Sie diese Verantwortung als ein anvertrautes Gut von Gott und dem Volk und bewahren Sie diese große Verantwortung und Mission. Natürlich sind vier Jahre ein Teil des Lebens, der im Handumdrehen vergeht. Wenn ich in meinem jetzigen Alter von 85 Jahren auf mein Leben zurückblicke, sehe ich, dass die 85 Jahre wie im Flug vergangen sind. So ist es. Vier Jahre vergehen schnell, aber in dieser kurzen Zeit kann man große Dinge erreichen. Amir Kabir regierte drei Jahre im Land und legte die Grundlagen für große Arbeiten. Auch unser lieber Herr Raisi regierte und leitete drei Jahre lang, führte gute Arbeiten durch und legte einige Grundlagen, deren Früchte das Land später sehen wird. Daher können Sie in diesen vier Jahren Großes leisten, mit Gesundheit und Wohlbefinden.

Der zweite Aspekt ist, dass eine der Bedingungen für die Effizienz der Regierungsbeamten darin besteht, dass sie die eigenen Ressourcen kennen und die vorhandenen Reichtümer, Fähigkeiten und potenziellen Möglichkeiten erkennen. In diesen langen Jahren bin ich auf Beamte gestoßen, die diese Kapazitäten nicht kannten. Sie kannten die menschlichen Ressourcen des Landes nicht, sie kannten die natürlichen Ressourcen des Landes nicht. Ein Beamter sagte mir einmal, dass wir für den Bau von Autobahnen ausländische Ingenieure benötigen! Heute werden in unserem ganzen Land von unseren jungen Menschen Autobahnen und Schnellstraßen gebaut, und wir bräuchten diese Ausländer nicht. Diese Unkenntnis ist ein großes Problem. Es gibt viele weitere Beispiele, die mir einfallen, aber es ist nicht notwendig, sie zu erwähnen.

Erkennen Sie, was Sie haben. Unsere tatsächlichen Reichtümer sind zahlreich, und unsere Kapazitäten sind um ein Vielfaches größer als das, was wir tatsächlich besitzen. Wir haben verschiedene Arten von Ressourcen und Potenziale – sowohl in Form von tatsächlichen als auch von potenziellen. Das eine sind die natürlichen Ressourcen. Wir haben viele unterirdische Ressourcen: Wir haben Öl, Gas, verschiedene und wertvolle Ressourcen. Sogar in der Wüste, die Sie sehen, gibt es riesige Ressourcen, wie diejenigen, die sich mit Wüsten auskennen, mir einmal sagten – Reichtümer, deren Wert größer ist als der von Öl und Gas. Das haben wir. Wir haben eine einzigartige geografische Lage in dieser Region. Hinsichtlich des Landes sind wir an der Kreuzung von Ost und West sowie Nord und Süd; das ist eine sehr wichtige Position. Klimatisch gesehen haben wir eine große Chance in Form von klimatischer Vielfalt. Wir haben die Möglichkeit von langen Küsten am offenen Meer, unsere Inseln, unsere Küsten – alles sind Chancen. Auch die Region Makran – die glücklicherweise der Präsident, als er mit mir über dieses Thema sprach, mehrmals erwähnt hat und bei der er sehr sensibel ist – ist eine große Chance. Solche Chancen haben wir viele. Das sind natürliche Chancen.

Eine Art der Chance sind menschliche Ressourcen, menschliche Kapazitäten. Wir haben in diesem Land Millionen von gebildeten jungen Menschen, die hungrig darauf sind, zu arbeiten. Wenn wir sie erkennen und in der Lage sind, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu nutzen, kann eine Welt von Möglichkeiten für das Land geschaffen werden. Diese gebildeten jungen Menschen, ihre herausragenden Talente, ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten und ihr Potenzial, Genies hervorzubringen, sind eine unserer Stärken. Wenn wir uns beispielsweise an Persönlichkeiten wie Chadscheh Nasir, Avicenna, Muhammad ibn Zakariya al-Razi, Mulla Sadra oder andere herausragende Wissenschaftler erinnern, die in unserem Land existierten, zeigt uns das, dass unser geistiges und wissenschaftliches Potenzial sehr hoch ist und wir in der Lage sind, ähnliche Höhen zu erreichen. Selbst nach tausend Jahren sind die Bücher von Avicenna immer noch weltweit relevant. Das ist ein sehr wichtiges und außergewöhnliches Phänomen. Wir haben die Fähigkeit, Genies hervorzubringen, das heißt, unter unseren jungen Menschen können außergewöhnliche Talente entstehen. Diese sind unsere menschlichen Ressourcen und Kapazitäten.

Der Glaube unseres Volkes ist auch eine der Kapazitäten. Der religiöse und politische Glaube des Volkes ist sehr wertvoll und stellt ebenfalls eine Art Kapazität dar. Eine weitere Form der Kapazitäten sind die politischen Kapazitäten des Landes, wie zum Beispiel unsere strategische Tiefe. Es gab eine Zeit, da wurde Iran für seinen Teppich und sein Öl bekannt. Heute ist der Iran in der Welt bekannt für seine Wissenschaft, seine militärischen Fortschritte, seine regionale Macht und seine strategische Tiefe. Das ist eine Gelegenheit, die uns zur Verfügung steht. Die Fähigkeit, Einfluss auf die Welt und die Region auszuüben, ist keine Kleinigkeit, sondern eine sehr wichtige Angelegenheit. Auch das gehört zu unseren Chancen.

Eine weitere der wertvollsten Möglichkeiten sind unsere Erfahrungen, und wir sollten diese Erfahrungen schätzen. „Verstand bedeutet die Bewahrung von Erfahrungen“, wie Imam Ali sagte. Imam Ali (Friede sei mit ihm) sieht die Nutzung und Bewahrung von Erfahrungen als Zeichen von Weisheit an. „und das Beste deiner Erfahrungen sind die, die dir eine Ermahnung sind“ [Nahdsch-ul-Balagha – Pfad der Eloquenz, 31. Brief]. Wir haben gute Erfahrungen gesammelt. Verschiedene Regierungen haben gehandelt, und daraus haben wir Erfahrungen gewonnen: Einige Dinge wurden getan, die nicht hätten getan werden sollen, und wir haben Schaden erlitten. Einige Dinge, die hätten getan werden sollen, wurden nicht getan, und wir haben Schaden erlitten, und einige Dinge wurden getan, die hätten getan werden sollen, und wir haben davon profitiert. All dies sind wertvolle Erfahrungen, aus denen wir lernen können.

Der nächste Aspekt betrifft die Auswahl von Mitarbeitern. Letztendlich werdet ihr Kollegen auswählen. Meine Empfehlung ist, Kollegen mit den folgenden Eigenschaften auszuwählen: jung, gläubig, revolutionär, engagiert und motiviert. Diese Menschen können euch wirklich helfen. In verschiedenen wissenschaftlichen und Forschungsbereichen, wie dem Nuklearbereich, dem Nanotechnologiebereich, der Stammzellenforschung und anderen Bereichen, die zu den großen wissenschaftlichen und forschungsorientierten Herausforderungen in der Welt gehören, haben wir solche jungen Menschen eingesetzt und große Fortschritte gemacht. Wenn ihr solche jungen Leute einsetzt, öffnen sie Türen und finden Lösungen. Darüber hinaus, wenn ihr diese jungen Menschen in verschiedenen Managementebenen integriert, entwickelt ihr eine Generation von motivierten Managern für die Zukunft. Wenn ihr sie in euer System integriert, sammeln sie Erfahrungen, und ihr produziert eine herausragende Generation von motivierten Managern für morgen. Dies ist aus meiner Sicht sehr wertvoll. Ich habe auch mit dem Präsidenten darüber gesprochen; wenn er zum Beispiel in der Lage ist, hundert gläubige, motivierte, revolutionäre und engagierte junge Menschen auszubilden und diese am Ende seiner Amtszeit dem Land zu übergeben, dann wäre das eine sehr große Errungenschaft. Das betrifft also auch die Auswahl der Mitarbeiter. Der verstorbene Märtyrer Raisi hatte in diesem Bereich große Erfolge, und ich hoffe, dass eure Erfolge um ein Vielfaches größer sein werden.

Der vierte Aspekt betrifft die Frage der Fachkenntnis. In den Werbebotschaften und Äußerungen von Dr. Pezeshkian wurde immer wieder auf die Rückkehr zu Expertenwissen verwiesen. Ich habe eine feste Überzeugung in Bezug auf die Rückkehr zu Expertenwissen. Ich glaube, dass Regierungen, die auf fachkundige Arbeit zurückgreifen – nicht auf der Grundlage von Geselligkeit, Freundschaft oder Hörensagen – klug und durchdacht regieren. Die Eigenschaft der fachkundigen Arbeit ist, dass man manchmal eine fachliche Entscheidung trifft, die im Gegensatz zu den Wünschen einiger Freunde, Bekannter oder einflussreicher Personen steht. Sie werden unzufrieden sein, aber das Volk wird zufrieden sein, und das Land wird vorankommen. Das ist das Wesen der fachlichen Arbeit. Ich bestätige und betone die Bedeutung von fachkundiger Arbeit. Es gibt jedoch einen Aspekt bei der Auswahl von Experten: Manchmal treten die falschen Vorurteile eines Experten unter dem Deckmantel der Fachsprache auf und verursachen Probleme. Die Ansichten und Verhaltensweisen eines Experten können dann Einfluss auf unsere Entscheidungen haben. Imam Ali (Friede sei mit ihm) hat uns auch hier gewarnt: „Lass dich nicht von einem Geizigen beraten, […] noch von einem Feigen, […] noch von einem Gierigen“. Das bedeutet, dass Ihr Experte nicht so sein sollte, denn: „Lass dich nicht von einem Geizigen beraten, der dich von der Freigebigkeit abhält, in dem er dir Furcht vor der Armut einflößt, noch von einem Feigen, der dich in deinen Angelegenheiten schwächen wird, noch von einem Gierigen, der dir seine extreme Gier (nach Weltlichem) mit Unrecht als schön erscheinen lässt.“ [Nahdsch-ul-Balagha – Pfad der Eloquenz, 53. Brief]. Ein Geiziger, wird Sie, wenn Sie helfen wollen, abhalten und ein Feigling, wenn Sie etwas Großes unternehmen möchten, davor zurückschrecken lassen. Wir sollten also vorsichtig sein und nur auf Experten setzen, die gläubig, aufrichtig und mit den nationalen Fähigkeiten vertraut sind. Verwenden Sie keine Experten, die veraltete ausländische Modelle fördern. Das Prinzip der Expertenarbeit ist jedoch unerlässlich.

Der nächste Aspekt betrifft die Präsenz unter den Menschen. Lassen Sie sich nicht von denen beeinflussen, die sagen, dass Reisen in die Provinzen populistisch oder manipulativ oder heuchlerisch sei. Man kann nicht das reale Leben der Menschen allein durch schriftliche Berichte verstehen. Man muss hingehen, sehen und aus erster Hand hören. Wenn man vor Ort ist, merkt man, dass es große Unterschiede zu den Berichten gibt, die man erhalten hat. Deshalb ist die Präsenz unter den Menschen sehr wertvoll, Reisen in die Provinzen sind sehr gut, und möge Gott Ihnen in diesem Bereich Erfolg gewähren.

Der nächste Aspekt betrifft das Thema Gerechtigkeit. Das Wort „Gerechtigkeit“ taucht in unseren Aussagen immer wieder auf. Auch Dr. Pezeschkian hat sowohl während des Wahlkampfs als auch danach und selbst heute in unserer Sitzung über Gerechtigkeit und deren Bedeutung gesprochen. Das ist auch richtig. Ich möchte nun hier nicht über die Notwendigkeit von Gerechtigkeit diskutieren, denn das ist eines der offensichtlichen Prinzipien unseres Systems, der Islamischen Republik und der Revolution. Die Frage ist nicht, ob Gerechtigkeit notwendig ist, sondern wie wir sie umsetzen. Wie können wir Gerechtigkeit erreichen? Wir alle möchten, dass Gerechtigkeit verwirklicht wird, und es werden ständig Gesetze, Regeln und Programme verabschiedet, diskutiert und umgesetzt. Aber wie stehen diese mit Gerechtigkeit in Verbindung? Inwieweit können sie die Gerechtigkeit gewährleisten, die wir uns wünschen und ständig betonen?

Vor einigen Jahren habe ich das Konzept der „Gerechtigkeitsrelevanz“ eingeführt. Ich sagte, dass bei jedem Gesetz, das verabschiedet oder bei jeder wichtigen Entscheidung, die getroffen werden soll, eine (Bericht über) Gerechtigkeitsrelevanz erstellt werden sollte. Der verstorbene Herr Raisi hat in dieser Angelegenheit ein Stück weit Fortschritte gemacht und einige Arbeiten begonnen, aber diese blieben unvollständig. Meine Empfehlung an Sie ist: Eine Gerechtigkeitsrelevanz ist notwendig. Ein solcher ist keine bürokratische Formalität, sondern eine echte Angelegenheit. Das bedeutet, dass Institutionen wie die Planungsorganisation – um ein Beispiel zu nennen – bei der Erstellung von Programmen und Gesetzen sowie bei der Vorbereitung von Regierungsentwürfen darauf achten sollten, wie sich das Gesetz oder das Programm auf soziale Ungleichheit auswirkt: Reduziert es diese, vergrößert es sie, oder hat es überhaupt keine Auswirkungen? Wenn ein Programm dazu führt, dass die soziale Ungleichheit größer wird, sollte es entfernt oder entsprechend angepasst werden. Das ist der Kern der Gerechtigkeitsrelevanz. Es handelt sich nicht um ein einfaches Formular, sondern um eine komplexe Angelegenheit. Ich habe jedoch erfahren, dass eine Gruppe junger, gebildeter Universitätsabsolventen eine Software für diesen Zweck entwickelt hat. Sie können sich an diese Gruppe wenden und, falls es Ihren Anforderungen entspricht, diese Software nutzen. Gerechtigkeit kann nicht nur durch Worte, Bitten, Wiederholungen oder Drohungen erreicht werden. Gerechtigkeit erfordert Maßnahmen, Motivation und das tatsächliche Handeln. Glücklicherweise sehe ich bei Ihnen die Motivation dazu. Nun gilt es, den Weg zu finden, wie man Gerechtigkeit effektiv umsetzen kann. Es sollte so gehandelt werden, dass kein Verantwortlicher von dem Pfad abweichen kann, der zur Gerechtigkeit führt.

Der nächste Aspekt betrifft die Einhaltung von Prioritäten. Wir haben wenig Zeit und begrenzte finanzielle Mittel, und es gibt viel Arbeit zu tun. Es ist wichtig, die Prioritäten zu erkennen. Es gibt zwei Arten von Prioritäten: erstens die für grundlegende und langfristige Maßnahmen, zweitens die für dringende Angelegenheiten. Einige Prioritäten betreffen dringende Probleme, die schnell und angemessen gelöst werden müssen, wie Inflation und Preissteigerungen. Andere betreffen infrastrukturelle Fragen, die, wenn wir sie heute nicht angehen, in zehn Jahren an Bedeutung gewinnen werden. Beispielsweise gibt es einige, die am Nutzen der Kernenergie zweifeln, aber das ist das Ergebnis eines Missverständnisses. Dieses Land kann sich nicht von einer derart fortschrittlichen wissenschaftlich-technischen Errungenschaft der Welt ausschließen. Wenn wir heute nicht damit beginnen, müssen wir es in zehn Jahren tun – und dann sind wir zehn Jahre im Rückstand.

Zum Beispiel habe ich auf die geografische Lage des Landes hingewiesen. Die Regierung hat Pläne für die Verkehrswege „Nord-Süd“ und „Ost-West“, wobei „Nord-Süd“ wichtiger ist. Das ist von enormer Bedeutung. Der Norden unseres Landes ist mit Ländern verbunden, die Europa und andere Regionen erreichen, und der Süden grenzt ans Meer und an den Indischen Ozean sowie an das riesige Asien. Wir liegen mittendrin. Das ist eine infrastrukturelle Priorität, die wir nicht ignorieren dürfen. Wir haben mehrere solcher grundlegenden Prioritäten.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Nahrungsmittelsicherheit. In diesem Zusammenhang ist auch die Eigenständigkeit bei der Weizenproduktion von großer Bedeutung, ebenso wie die effiziente Nutzung von Wasser in der Landwirtschaft. Es gibt Menschen, die innovative Methoden haben. Ich habe gehört, dass einige dies mit Dr. Pezeschkian besprochen haben. Vielleicht mag es zu Beginn einige Schwierigkeiten oder höhere Kosten geben, aber langfristig wird es sich auszahlen. Das sind strukturelle Aufgaben und Prioritäten, die wir verfolgen müssen.

Ein weiteres Beispiel ist die Weiterentwicklung des Ölsektors: sowohl im Upstream-Bereich, also bei Bohrungen und modernen Fördermethoden, als auch im Downstream-Bereich, etwa bei Raffinerien oder der Herstellung von Endprodukten. Unsere Endprodukte sind derzeit beispielsweise Benzin oder Diesel, aber es gibt auch andere Produkte, wie ich gehört habe, die wir produzieren könnten. Diese Prioritäten müssen beachtet werden.

Der nächste Aspekt, den ich aufgeschrieben habe – es ist der achte Aspekt – betrifft den Bereich der digitalen Welt. Das Internet ist heute mehr als nur ein virtueller Raum, es ist zu einem festen Bestandteil des Lebens der Menschen geworden und entwickelt sich ständig weiter. Das Wichtigste ist, dass es in der digitalen Welt eine gesetzmäßige Verwaltung gibt. Ich habe oft gesagt, dass der digitale Raum „ungeregelt“ ist, und das ist auch der Grund. Eine regelbasierte Regierungsführung ist notwendig. Wenn es keine Gesetze gibt, sollten sie geschaffen werden, und auf dieser Basis sollte die Kontrolle übernommen werden. In allen Ländern wird dies so gehandhabt. Sie haben sicher mitbekommen, wie in Frankreich ein junger Mann festgenommen wurde, weil er die Gesetze verletzt hat [Bezug auf die Festnahme von Pawel Durow (CEO des sozialen Netzwerks Telegram) durch die französische Polizei wegen mangelnder Zusammenarbeit mit den Justizbehörden und unterlassener Maßnahmen gegen die kriminelle Nutzung durch einige Telegram-Nutzer]. Er wurde sogar bedroht, mit einer 20-jährigen Haftstrafe bestraft zu werden. Das zeigt, dass Verstöße gegen die Rechtsordnung nicht toleriert werden. Ein Land steht unter Ihrer Verantwortung, und Sie haben eine Mission, die Sie erfüllen müssen. Man kann nicht zulassen, dass die eigene Regierungsführung untergraben wird. Das ist der Kern der Sache. Deshalb habe ich immer betont, dass der digitale Raum in unserem Land gesetzlich geregelt sein muss. Wenn wir es schaffen, dort eine regelbasierte Führung einzuführen, wird der digitale Raum zu einer Chance für unser Land. Andernfalls könnte er zur Bedrohung werden.

Ich möchte in diesem Zusammenhang das Thema Künstliche Intelligenz ansprechen, das ich bereits in einer früheren Sitzung erwähnt habe. Schauen Sie, die Künstliche Intelligenz entwickelt sich heute mit einem unglaublichen Tempo weiter. Es ist erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit diese außergewöhnliche Technologie weltweit voranschreitet. Nun, derzeit nutzen verschiedene Institutionen bei uns – sowohl militärische als auch zivile – die Künstliche Intelligenz, aber das sollte uns nicht täuschen. Wenn es um Künstliche Intelligenz geht, ist es kein besonderer Vorteil, lediglich ein Nutzer zu sein. Diese Technologie hat tiefe Schichten, und man muss sich diese Schichten zu eigen machen. Sie liegen derzeit in den Händen anderer. Wenn wir es nicht schaffen, uns die tiefen und vielfältigen Schichten dieser Technologie der Künstlichen Intelligenz anzueignen, werden sie in Zukunft eine Art Behörde gleich der Internationalen Atomenergie-Organisation, eben dann für die Künstliche Intelligenz errichten – und die Vorbereitungen dazu laufen bereits –, und dann müssen wir uns in jedem Bereich, in dem wir die Künstliche Intelligenz nutzen wollen, Genehmigungen einholen oder werden in anderen Bereichen von der Nutzung ausgeschlossen! So ist das: Die schlauen Köpfe und nach Macht Strebenden dieser Welt suchen nach solchen Möglichkeiten. Eine Künstliche-Intelligenz-Agentur wird eingerichtet, und dann wird es uns nicht erlaubt sein, in bestimmten Bereichen weiterzukommen. Daher müssen wir uns selbst in die tiefen und grundlegenden Technologien der Künstlichen Intelligenz einarbeiten und uns mit den zugrundeliegenden Strukturen auseinandersetzen. Diejenigen, die für diese Themen verantwortlich sind, sollten dies in Angriff nehmen. Unter der Regierung des dreizehnten Präsidenten wurde bereits eine Organisation namens „Nationale Künstliche-Intelligenz-Organisation“ gegründet, die direkt dem Präsidenten untersteht. Das war eine gute Initiative, die allerdings ins Stocken geraten ist. Wenn diese Organisation unter der Leitung des Präsidenten weiterarbeiten würde, gäbe es große Hoffnung, dass diese Angelegenheit in die Richtung voranschreitet, die ich dargelegt habe.

Der nächste Aspekt betrifft die Wirtschaft. Hier habe ich nun nicht mehr viel zu sagen. Das, was zahlreiche verlässliche Experten zum Thema Wirtschaft sagen, ist, dass der Schlüssel zu den wirtschaftlichen Problemen des Landes in der Produktion liegt. Es geht um das Angebot. Wenn es uns gelingt, die Produktion voranzubringen, werden Probleme wie Inflation, Beschäftigung und der Wert der Landeswährung gelöst. Wir müssen das Thema Produktion ernst nehmen. Wenn wir wollen, dass unser Land in der nationalen Produktion Fortschritte macht, braucht es Unterstützung durch die Regierung. Ohne Regierungsunterstützung geht es nicht. All die Diskussionen über die Verbesserung des Geschäftsumfelds und ähnliche Themen müssen in die Tat umgesetzt werden. Vor einigen Monaten trafen sich einige unserer Wirtschaftsunternehmer mit uns und äußerten ihre Meinungen. Wenn man ihren Worten lauscht, wird einem bewusst, welche beeindruckenden Fähigkeiten diese Unternehmer besitzen. Sie können großartige Arbeit leisten. Sie haben schon scheinbar unmögliche Aufgaben bewältigt, haben davon profitiert, dem Land gedient, und alle von ihnen betonen, dass sie Unterstützung durch die Regierung benötigen. Daher muss die Regierung ihnen helfen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Thema Bevölkerungswachstum und die drohende Überalterung des Landes, was von großer Bedeutung ist. Vor vierzig Jahren betrug unsere Bevölkerungswachstumsrate 3,5 %, was ein sehr hoher Wert ist. Damals gerieten einige in Panik und setzten bestimmte Vorschriften und Einschränkungen in Kraft. Heute liegt unsere Wachstumsrate nicht mehr bei 3,5 % – ich weiß die genaue aktuelle Zahl nicht, aber sie ist beispielsweise bei etwa einem halben Prozent oder vielleicht einem Prozent – und trotzdem wollen wir immer noch die gleichen Vorschriften anwenden! Das ist nicht akzeptabel. Vorschriften müssen flexibel sein. Einmal wächst die Bevölkerung unkontrolliert, dann ist es gut, das zu begrenzen. Ein anderes Mal stagniert das Bevölkerungswachstum oder geht zurück, und das Land steuert auf eine Überalterung zu. In diesem Fall muss man die Vorschriften entsprechend den Erfordernissen des Landes sofort ändern. Ich fordere den Gesundheitsminister Dr. Zafarghandi ernsthaft auf, sich persönlich auf dieses Thema zu konzentrieren und es konsequent zu verfolgen. Kümmern Sie sich wirklich darum und lassen Sie nicht zu, dass die Hindernisse für die Fortpflanzung und Geburt – die leider zahlreich sind – fortbestehen. Verschaffen Sie sich volle Kontrolle darüber. Viele von Ihnen haben in Ihrer Jugend Dinge erreicht, die heute vielleicht nicht mehr möglich sind. Wir brauchen junge Menschen in unserem Land. Wenn das Land, Gott bewahre, auf diese bittere und schwierige Situation einer alternden Bevölkerung zusteuert, gibt es keinen Ausweg mehr. Heute sind viele Länder davon betroffen. Das ist das Thema Bevölkerungswachstum.

Ein weiterer Aspekt ist, dass man sich nicht von Hindernissen entmutigen lassen sollte. Ich möchte den Damen und Herren sagen, dass es keine Arbeit ohne Hindernisse gibt. Es gibt kein Programm, das nicht auf Hindernisse stößt. Es gibt immer Schwierigkeiten. Manche ziehen sich bei Hindernissen als Erstes zurück, und das ist ein Fehler. Versuchen Sie, das Hindernis zu überwinden oder zu umgehen. Nachdem man alles versucht hat, kann man gelegentlich taktisch zurückweichen – das ist in Ordnung –, aber es sollte nicht sein, dass wir bei jedem Hindernis sofort von unserer Meinung, unserer Entscheidung oder unserem Programm zurücktreten. Lassen Sie sich nicht von Hindernissen einschüchtern; das ist unser nächster Rat.

Vertrauen Sie auch nicht auf den Feind. Nun, er [der Präsident] hat es auch angesprochen und gestern oder vorgestern hat auch der Außenminister [Sayyid Abbas Araghchi] darauf hingewiesen. Wir sollten nicht auf den Feind hoffen oder auf die Zustimmung der Feinde warten, wenn es um unsere Programme geht. Das bedeutet nicht, dass wir nicht mit dem Feind interagieren können, wenn nötig. Das ist kein Problem. Aber setzen Sie Ihre Hoffnung nicht auf ihn und vertrauen Sie dem Feind nicht.

Der letzte Aspekt, den ich ansprechen möchte, ist, dass Sie sich während Ihrer Amtszeit bitte so viel wie möglich um Ihre spirituelle Entwicklung kümmern. Meine lieben Freunde, wir alle brauchen ein Herz voller Glauben, gottesdienstliche Handlungen, mehr Verbundenheit mit dem Quran und eine stärkere Demut vor Gott. Wir brauchen das alles wirklich. Was ich Ihnen besonders ans Herz lege, ist das Gebet mit Hingabe, das Gebet zur richtigen Zeit, wenn möglich das Gemeinschaftsgebet, und wenn Sie in Ihrer Arbeitsumgebung beten können, dann beten Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern – das ist viel besser. Sie sind ein Vorbild für eine Gemeinschaft: zunächst für Ihre Mitarbeiter, aber auch die Menschen schauen auf Sie. Ihr Verhalten, Ihre Erscheinung, Ihr Auftreten sind für viele Menschen ein Vorbild, das sollten Sie sich bewusst machen. Es gibt bestimmte Dinge, die Sie tun und beachten müssen, Dinge, die vielleicht für eine gewöhnliche Person nicht notwendig sind. Ich gebe diesen Rat nicht allen Menschen, aber Ihnen schon, denn Sie sind ein Vorbild, man schaut auf Sie, man lernt von Ihnen, Ihr Verhalten prägt eine ganze Reihe von Verhaltensweisen im Land. Bitten Sie Gott und flehen Sie ihn an, dass er Ihnen hilft. Wenn Sie es schaffen und die Gelegenheit finden, die freiwilligen Gebete (Nawafil) zu verrichten – besonders das Nachtgebet (Tahadschud) – und wenn Sie es schaffen, früh morgens aufzustehen, ist das umso besser. Die Morgendämmerung ist eine sehr gute Zeit, um mit dem allmächtigen Gott allein zu sein, mit ihm zu sprechen und von ihm zu erbitten, was man braucht. Sie sind in den Dienst getreten, haben sich auf den Weg des Dienstes gemacht. Handeln Sie in der Absicht der Gottesnähe, nehmen Sie sich vor, für Gott zu handeln. Sollte jemand sagen: „Dieser oder jener heuchelt“, so ist das eine Versuchung des Teufels. Manche sagen sofort: „Ja, aber wenn wir das tun, werden sie sagen, dass wir heucheln, dass wir uns verstellen.“ Sollen sie es doch sagen! Meiner Meinung nach sollte man sich von dieser Versuchung nicht gefangen nehmen lassen. Schließen Sie einen Bund mit Gott, handeln Sie danach, und Gott wird, so Gott will, Ihre Ehre bewahren, Ihnen Würde verleihen, Sie erheben und Ihnen Ansehen schenken.

So Gott will, möge der allmächtige Gott Sie alle erfolgreich werden lassen. Es war ein wenig lang, aber möge es nützlich und wirkungsvoll sein, damit wir alle gemeinsam für dieses Land, diese Menschen und den Islam arbeiten können, so Gott will.

Mögen Gottes Grüße, Gnade und Segen mit Euch sein.