Imam Khamene'i schreibt in seiner Botschaft: Die Muslime sollten sich vereinen, um den
teuflischen Machenschaften, die von den imperialistischen Mächten gegen den Islam
gestartet werden, entgegenzuwirken. Er entkräftete die Beschuldigung, daß Iran dem
Frieden entgegenwirke oder die Menschenrechte verletze, und erklärte, wie die Westmächte
die Menschenrechte in Bosnien, Palästina, Ägypten und sogar bei sich zu Hause verletzen.
Es folgen nun Auszüge aus seiner Botschaft, in denen er die Aufmerksamkeit der
Pilgerfahrer auf einige Punkte lenkt:
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen
"1. Der erste Fakt bezieht sich auf - "Tawhid" - (den Glauben an die
Einheit Gottes), welcher die essentielle Spiritualität des Hadsch darstellt und vielen
seiner Handlungen und Riten zugrunde liegt. "Tawhid" in seiner ursprünglichen
qur'anischen Bedeutung heißt: "Gott zum Mittelpunkt der Interessen und zur
Lebensführung zu machen und alle Arten von Idolen und teuflischen Kräfte
abzulehnen". Die größte Gefahr in diesen Kräften sind die eigene Sinnlichkeit und
die eigene Fehlleitung, sowie Fehlentscheidungen und Gelüste, die im eigenen Sein
begründet sind. Entsprechend des Planes der Gesellschaft und der äußerlichen Welt -
für die stellvertretend die imperialistischen Mächte sind - arbeiten diese für die
Entstehung von Korruption, Konflikte und Aufruhr. Diese Kräfte haben ihre Krallen in den
Körper der islamischen Ummah (Gemeinschaft) gesenkt und das physische wie spirituelle
Sein vieler islamischer Nationen zu Opfern ihrer Politik gemacht.
Die Zeremonien der "Bara'ah" (Lossagung), die während des Hadsch
stattfinden, bedeuten den Ausdruck der Abneigung der Muslime gegen diese Kräfte. Eine
Pflicht, die jedem Muslim-Pilger während des Hadsch und dessen "Tawhid"-Riten
obliegt, ist der Ausdruck seiner "Bara'ah" (Lossagung) sowie seine Abneigung
für alle derartigen Dinge. Dies ist der erste Schritt zur Realisierung eines islamischen
Willens, diese teuflischen Phänomene abzulehnen und die Souveränität des Islam und
"Tawhid" in allen islamischen Gesellschaften zu errichten.
2. Die zweite Tatsache betrifft die islamische Einheit und Solidarität, die ein
weiteres hervorragendes Thema der Hadsch-Riten darstellt. Vom frühesten Anfang des
europäischen Kolonialismus war eine der zugrundeliegenden Taktiken der Kolonialisten in
islamischen Ländern, Uneinigkeit zwischen den Muslimen zu schaffen, machmal die
Unterschiede der religiösen Gruppierungen (Rechtsschulen), oder Nationalismus oder
ethnischen Chauvinismus oder ähnliches als Waffen benutzend. Bedauerlicherweise
ungeachtet der Bemühungen von Reformern und Verteidigern der islamischen Ummah, fügen
diese Waffen der Islamischen Ummah immer noch gelegentlich Wunden zu. Obwohl die Flammen
der Unterschiede zwischen Sunnah/Schi'a, Arabern/Nichtarabern, Asiaten/Afrikanern zuerst
von den Ausländern angefacht worden sind, waren gerade auch sie es, die für den
arabischen, persischen und türkischen Nationalismus gekämpft haben.
So werden bedauerlicherweise diese Absichten von Einzelnen in unserer eigenen Mitte
noch heute verfolgt, die diese Unterschiede etweder aus einem Unverständnis heraus
fördern oder, um den Interessen der Ausländer zu dienen. Die Muslime sollten sich über
die teuflischen Motive, die diesen Bewegungen zugrundeliegen, im klaren sein, die
verborgene Hand des großen Satans und seiner Lakaien hinter ihm beachten und die
Verräter entlarven. 3. Ein wichtiger Umstand, den die Muslime erkennen sollten, ist, daß
heute in geradezu allen Teilen der Welt ein anhaltender und heimtückischer Kriegszug von
den imperialistischen Mächten gegen den Islam und die Muslime geführt wird. Muslime
sollten ihre Pflicht in die Tat umsetzen, diesem entgegenzutreten. Ein Lichtblick im
gegenwärtigen Zustand der islamischen Welt ist die ausreichende Enthüllung der Umstände
hinter der Eskalation dieser Kampagne und ihrer offenkundiger Merkmale. Die Ursache ist
nichts anderes, als das Anwachsen des islamischen Erwachens. Während des letzten
Jahrzehnts haben Muslime eine echte und tiefgreifende Bewegung in Gang gebracht, überall
in den östlichen wie in den westlichen Teilen der islamischen Welt und sogar in einigen
Nicht-Islamischen Ländern. Diese kann man islamische Erneuerung (Renaissance) nennen.
Heute ist es die junge, gebildete Generation, vertraut mit den zeitgenössischen
Wissenschaften, die im Widerspruch zu den Erwartungen der Kolonialisten von gestern und
den Imperialisten von heute, nicht nur den Islam nicht vergessen hat, sondern sich ihm mit
einer Inbrunst zugewandt hat.
Die Kampange gegen das weltweite islamische Erwachen nimmt verschiedene Formen an: In
Algerien hat die entscheidende Mehrheit des Volkes ihre Stimme der "Islamischen
Heilsfront" im Rahmen von freien und volldemokratischen Wahlen übertragen. Die
Wahlen sind annulliert und die gewählten Representanten durch einen gewaltigen
Staatsstreich verhaftet und eingesperrt worden. Und die Massen sind unterdrückt. In
Palästina und Libanon sind die muslimischen Palästinenser der grausamsten Unterdrückung
und Qual durch die zionistischen, unrechtmäßigen Machthaber unterworfen. Die Vereinigten
Staaten setzen Ihre Hilfe und Unterstützung der räuberischen Tyrannen fort und
bezichtigen die muslimischen Opfer und deren libanesischen Unterstützer des Terrorismus.
Und was noch schlimmer ist als all dieses, ist die gegenwärtige Katastrophe des
Völkermordes an den bosnischen Muslimen. Bereits seit über einem Jahr werden von
rassistischen Serben - neuerdings gemeinsam mit den Kroaten - die grausamsten und
unmenschlichsten Arten der Tötung, Unterdrückung und Skrupellosigkeit an den Muslimen -
dem wahren Herrenvolk von Bosnien-Herzigovina - verübt, im Vertrauen auf Waffen und
andere Güter, bereitgestellt durch ausländische Unterstützung und das Regime von
Serbien. Der Westen und die Vereinigten Staaten von Amerika haben weder den Muslimen
geholfen, noch irgendetwas getan, um die Serben von ihrem kriminellen Abenteuer
abzuhalten. Doch damit nicht genug: In Ausnutzung des Sicherheitsrates als ihr Instrument,
haben sie Waffentransporte aufgehalten, bevor sie die Muslime, die eigentlichen Opfer,
erreichen konnten. Und mit der Entsendung von UN-Truppen haben sie bei der Belagerung
gegen die Muslime mitgeholfen.
Ein anderer wichtiger Punkt, der hervorgehoben werden muß, ist, daß der Imperialismus
mit all seinen teuflischen Strategien und ungeachtet seines Aufmarsches der Streitkräfte,
politischen Schachzüge und falscher Propaganda, niemals Erfolg hatte - und auch niemals
haben kann - den Entwicklungsprozesses des islamischen Erwachens aufzuhalten oder den
Trend der Rückkehr zum Islam lahmzulegen. Bei alldem hat auch das zionistische Regime,
wie ein verlängerter Arm der USA in der Region, seine Rolle äußerster Gemeinheit und
Bosheit gespielt, wie es von ihm zu erwarten war. Entsprechend gewöhnlicher
materialistischer Kalkulationen sollte diese allumfassende Kampangne - motiviert von
imperialistischer Arroganz, Feindseligkeit und Unwillen - die islamische Bewegung in
islamischen Ländern schwächen oder zerstören. Wie auch immer, genau das Gegenteil trat
ein: Wie von jedermann bezeugt, wurde die islamische Bewegung weitgreifender und tiefer.
Ich möchte meine Brüder und Schwestern im Islam in allen Teilen der Welt daran
erinnern, daß die wichtigste Strategie des Feindes darin besteht, euch zu entmutigen und
euch im Hinblick auf die Zukunft pessimistisch zu stimmen. Dies allein ist ausreichend,
jeden scharfsichtigen Muslim eines jeden Gefühls der Verzweiflung entbehren zu lassen! Da
ist rein gar nichts, was unsere Entmutigung rechtfertigen könnte! Hätte der Feind
irgendeine Macht, diese göttliche Bewegung zu zerstören, würde dies höchstens eine
Verlangsamung ihres Wachsens bedeuten. Und wie wir alle nun sehen, ist dergleichen
fehlgeschlagen. Die göttlichen Geseze und unwiderlegbaren eindeutigen Tatsachen bringen
die frohe Botschaft von einer strahlenden Zukunft für diese junge islamische Bewegung
hervor und der Qur'an weist immer wieder auf, daß:
Der Ausgang für die Gottesfürchtigen ist.
5. Die modernen Mittel der weltweiten Propaganda sind ohne Zweifel die effektivsten
Waffen des Imperialismus. Die Anzahl an Audio-, Video-, und gedruckten Medien, deren
meiste Anstrengungen islamfeidlicher Propaganda gewidmet sind, ist sehr groß und
zusehends im Zunehmen.
Seit dem Sieg der islamischen Revolution im Iran bis heute hat der Feind sorgfältig
ausgearbeitete Vorräte von Anschuldigungen, die er gegen den islamischen Iran angesammelt
hatte, abgeschossen. Heute stellen wir fest, daß genau dieselben Anschuldigungen und
unerwiesenen Behauptungen nun auf andere islamische Bewegungen, aus welchem Teil der Erde
auch immer, abzielen. Daraus resultiert auch die Anschuldigung von Fanatismus und
"Obskurantismus" - unter dem Begriff von "Fundamentalismus" - die
Beschuldigung des Terrorismus, die Beschuldigung der Gleichgültigkeit gegenüber den
Menschenrechten.
Ein kleines Gefühl von Gerechtigkeit ist schon ausreichend, jederman erkennen zu
lassen, wie grundlos alle diese unerwiesenen Behauptungen sind, sowie die Schamlosigkeit
ihrer Urheber. Der islamische Iran wird der Anti-Demokratie beschuldigt, obwohl
tatsächlich in einer Periode von 50 Tagen nach dem Triumpf der islamischen Revolution bis
14 Monate danach 2 Gesamtwahlen abgehalten wurden, in deren ersten das iranische Volk sich
für eine Islamische Republik entschieden hat und damit auch für das politische System
des Landes, und in der zweiten für die Verfassung.
Iran wird der Verletzung von Menschenrechten von den Regimen beschuldigt, die selbst
einer großen und unglaublichen Anzahl von Verletzungen der Menschenrechte schuldig sind,
bzw. die die Basis für die Verübung solcher Verletzungen vorbereitet haben.
Wurden die Menschenrechte in der jüngeren Vergangenheit jemals grausamer verletzt als
heute in Bosnien? Ist nicht die Verletzung der Rechte einer ganzen Nation wie im Fall der
Palästinenser eine Menschenrechtsverletzung? Welche Vernunft rechtfertigt die Ausweisung
von über 400 Palästinensern aus ihren Häusern und ihrer Heimat ausgehend von einer
Welt, die sich selbst als Verteidiger der Menschenrechte bezeichnet? Ist nicht der
Abschuß des iranischen Passagierflugzeuges über dem Persischen Golf durch die USA eine
Menschenrechtsverletzung gewesen? Ist nicht die ungerechte Behandlung der Schwarzen in
Amerika eine Verletzung des Rechtes der Menschen?
6. Zum Abschluß möchte ich die geliebten Pilger dahingehend beraten, die Gelegenheit
des Hadsch als beste Möglichkeit wahrzunehmen, sich mit ihren Geschwistern im Islam
bekannt zu machen und die Situation der islamischen Welt im Gespräch und durch das
Verhalten der Muslime kennenzulernen. Sie sollten ihre Erfahrungen, Bestrebungen,
Errungenschaften und Fähigkeiten austauschen und versuchen, ihre Hadsch so aufrichtig und
so auf die vom Islam bestimmte Art wie möglich zu vollziehen. Mein Ratschlag an meine
lieben Brüder und Schwestern aus dem Iran lautet, daß sie durch ihr Gespräch und ihr
Verhalten die Sendboten ihrer ruhmreichen Revolution und die Missionare ihres großen
Landes und dessen heldenhaften Volkes für die Geschwister aus anderen Ländern sind. Der
Friede sei mit euch und Seine Barmherzigkeit! |