Ansprachen 1991  
     
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3. Die Botschaft von Imam Ali Khamenei an die Islamische Ummah (8. Rabi-ul-Thani 1412 entspricht 17. Oktober 1991) anläßlich der "Madrider Konferenz" und zur "1. Internationalen Konferenz für die Unterstützung der Islamischen Revolution des palästinensischen Volkes" vom 19.-22. Oktober 1991 in Teheran

Im Namen Gottes des Erbarmers, des Barmherzigen.

Die Erlaubnis (,sich zu verteidigen,) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah, und Allah hat die Macht, ihnen zu helfen, jenen, die schuldlos aus ihren Häusern vertrieben werden, nur weil sie sprachen: "Unser Herr ist Allah". Und wenn Allah nicht die einen Menschen durch die anderen zurückgehalten hätte, so wären gewiß Kloster, Kirchen, Synagogen und Moscheen, in denen der Name Allahs oft genannt wird, niedergerissen worden. Und Allah wird sicherlich dem beistehen, der Ihm beisteht. Allah ist fürwahr Allmächtig, Erhaben. (Heiliger Qur'an 22/39,40)

In der Geschichte der Völker gibt es Momente, in denen die Art der Entscheidung das Leben des jeweiligen Volkes langfristig beeinflußt und der kommenden Generationen Bitterkeit, Qual, Unterwerfung und Gefangenschaft oder (aber) Freiheit, Ehre und Freude bringt. Hätten die Oberhäupter der Muslime, die einflußreichen Individuen und denen folgend auch die Masse der Menschen an jenem Tag, an dem die Zionisten die ersten Spatenstiche in den Boden, in dem das palästinensische Volk tief verwurzelt war, schlugen, um dadurch eine falsche und wurzellose Nation auf dem Boden der Muslime zu verwurzeln, ihre Gegenwart und ihren ernsthaften Widerstand nachdrücklich gezeigt, gäbe es heute in dieser Region von all dem Leid und den Katastrophen dieser giftigen Frucht des bösartigen Baumes des zionistischen Regimes keinerlei Spuren. Und vielleicht wären die Bevölkerungen dieser Region und insbesondere das unterdrückte palästinensische Volk in den letzten 45 Jahren von all den Leiden verschont worden. In jenen Tagen ist die Apathie der einen, die Machtgier der anderen, die Bequemlichkeit dieser und die Unaufmerksamkeit jener Menschen zusammengekommen, und ein umfassender Verrat hat Gestalt angenommen, dessen Ergebnis offenbar ist: Das zu unrecht vergossene Blut von Tausenden, tausende geschändete Ehren, tausende von zerstörten Häusern, das vernichtete Vermögen von Tausenden, tausende von begrabenen Hoffnungen, tausende von bitteren und unheilvollen Tagen und Nächten mit Hunger, Flucht, Obdachlosigkeit, Tränen und Jammern eines Volkes verbracht in den Konzentrationslagern in Jordanien und im Libanon oder in der besetzten Heimat im Angesicht der Stiefel und Bajonette des Feindes, tausende von Menschen, die in der heutigen Zeit die härteste Bestrafung erleiden, ohne jegliches Vergehen begannen zu haben und tausende von anderen unbeschreibbaren Qualen, welche kein anderer nachvollziehen kann außer denjenigen, welche die Tage des langsamen Sterbens in den Konzentrationslagern neben ihrer okkupierten Heimat bzw. innerhalb der von fremder Herrschaft verwalteten Heimat verbringen. Dies alles ist durch die (oben genannte) große Verschwörung zustandegekommen. Und dieser Verschwörung folgten weitere Verschwörungen. Und welche Tugend (der Menschen) hat diese Welle von Verschwörungen nicht geschwächt, und welche geistigen Fähigkeiten nicht getötet und welches Licht (des Glaubens) nicht verdunkelt?

Jeder, der in jenen Tagen einen Beitrag hätte leisten können und auf dem Weg zur Beseitigung dieser gewaltigen Unterdrückung hätte voranschreiten können und dies versäumt hat, zog sich die Verwünschungen und Verurteilungen der letzten beiden palästinensischen Generationen zu. Und darüberhinaus ist er dem eindeutigen und harten Urteil der Gegenwart und Zukunft ausgesetzt, und (vor allem) wird Gott jene am Tag des Gerichtes zur Rechenschaft ziehen und sie bestrafen, und dabei wird kein Unterschied zwischen den Personen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Literatur sowie Militär gemacht.

Heute steht ein weiteres Mal ein derartig schicksalentscheidender Augenblick und eine allumfassende Prüfung (für die Mosleme) bevor. Die Problematik besteht darin, daß Amerika während der sogenannten siegreichen Beendigung des "Kalten Krieges", abgesegnet durch das in manchen Ländern dieser Region herrschende schreckliche Schweigen und durch den Rückhalt seiner eroberisch ausgerichteten militärischen Präsenz im Persischen Golf versucht, sein eigenes Problem und das Problem der zionistischen Besetzter zu lösen, indem Israel seitens der Araber anerkannt und damit der Anspruch (der Mosleme) auf Palästina für immer ein Ende findet. Das von Amerika geformte Israel soll von der Sorge vor dem Widerstand der arabischen Staaten befreit werden, so daß es sich auf seine Hauptaufgabe (Hauptplan) vorbereiten kann: Nämlich erstens die Bekämpfung der islamischen Bewegungen in dieser Region, die die größte (und) ernsteste Gefahr für Amerika sind. Zweitens soll der Einfluß der Amerikaner auf die Länder dieser strategisch wichtigen Region gefestigt und die Region in eine sichere Stätte für die Amerikaner verwandelt werden, so daß der große Satan (USA) mühelos den Nahen Osten unter die eigene Gewaltherrschaft bringen kann. Drittens will Israel mittels seiner Expansionspolitik in den besetzten Gebieten und seiner Wunschvorstellung "(Groß-Israel) vom Nil bis zum Euphrat" eine neue Festung erobern. Der Feind versucht, Palästina auf einen Schlag vom Körper der islamischen Welt zu trennen und den verfluchten Baum des Zionismus im Haus der Muslime permanent (am Leben) zu erhalten. Amerika hat vor, durch die Stabilisierung des Besatzungsregimes (Israel) alle Lebensadern dieser empfindlichen Region in die Hand zu nehmen und sich von der Angst vor den islamischen Aufständen im Nahen Osten und Afrika zu retten. Hier wollen die Feinde des Islam ihren alten Haß gegen den Islam und ihre Niederlagen der letzten Jahre, die sie wegen der Wachsamkeit der Muslime erlitten haben, vergelten. Dieses Ereignis (Konferenz in Madrid) ist - im Bezug auf den Nahen Osten - mit keiner anderen Verschwörung der letzten Jahre zu vergleichen.

Hier ist die Rede von der Besetzung eines Landes, der andauernden Obdachlosigkeit eines Volkes und letztendlich von der Abtrennung eines Teiles der islamischen Welt und geographisches Zentrum der großen islamischen Heimat und der ersten Gebetsrichtung der Muslime. In diesem wichtigen Augenblick sollen alle Muslime in der Welt ihre Aufgabe wahrnehmen und sich ihrer islamischen Verantwortung bewußt werden, daß es einerseits ihre Pflicht ist, die islamischen Länder zu schützen - was zu den islamischen Vorschriften gehört - und andererseits das Flehen eines unterdrückten Volkes zu beantworten; denn der Prophet (s.) hat gesagt:

"Wer den Hilferuf eines Moslem hört und nicht antwortet, der ist kein Moslem!".

Und heute ruft nicht nur ein Einzelner, sondern ein ganzes Volk um Hilfe. Heute sollen die islamischen Regierungen sich verantwortlich fühlen. Wenn alle einstimmig und geeint zueinanderstehen, übertrifft die Macht der islamischen Regierungen die Macht Amerikas. Amerika braucht diese Region vielmehr als umgekehrt diese Region Amerika. Die Regierungen sollen wissen, daß es die Forderung der islamischen Völker ist, daß sie alle gemeinsam zu der unterdrückerischen Forderung von Amerika und Israel "Nein" sagen. Das ist die sicherste Maßnahme zum Schutz ihrer eigenen Regierungen und zum Schutz der Ehre und der Würde der islamischen Länder. Sie sollen die Drohungen und die Bestechungen Amerikas und den propagandistischen Druck der zionistischen Massenmedien nicht fürchten und der Stimme ihrer islamischen bzw. nationalen Verantwortung folgen. Die islamischen Völker sollen wissen, daß sie wie auch die Regierungen vor Gott bzw. der Geschichte verantwortlich sind.

Ihr (Völker) könnt die Regierungen zum Widerstand gegen den arroganten Druck (von USA und Israel) auffordern und sie auf diesem Weg unterstützen. Ihr könnt für die Regierungen, die diese obligatorische Pflicht mißachten, eine große Gefahr schaffen. Ihr islamischen Gelehrten, Schriftsteller, Intellektuellen und Studenten der islamischen Länder, ihr habt eine vorrangige Aufgabe: Ihr könnt den Völkern, das Ausmaß der Katastrophe, welche die Amerikaner und Israelis für die islamische Welt vorbereiten, bewußt machen, und die enorme Kraft der Menschen zum Widerstand dagegen mobilisieren.

Die Regierungen, die sich vorbereiten, diese Verschwörung mitzutragen, sollen die Gefahr des Zornes ihrer Völker wahrnehmen.

Der Dreh- und Angelpunkt dieser empfindlichen und wichtigen Auseinandersetzung ist das unterdrückte und tapfere Volk Palästinas, das diese Katastrophen mit seinem ganzen Wesen begriffen hat und nun mit dem Segen der Zuwendung zum Islam und seines großartigen Kampfes in der besetzten Heimat eine große Gefahr für den Feind geschaffen hat. Die große unterdrückerische Verschwörung beabsichtigt, diesen Kampf zu ersticken. Doch mit Gottes Kraft und Seiner Hilfe und dem Einsatz der tapferen Palästinenser und der Unterstützung der islamischen Völker und Regierungen muß diese Flamme (des islamischen Widerstandes in Palästina) von Tag zu Tag mehr aufflammen, bis sie das Strohhaus des Feindes verzehrt hat. Letztendlich wird dieses geschehen, und die Hilfe Gottes wird eintreffen:

"Und Allah wird sicherlich dem beistehen, der Ihm beisteht. Allah ist fürwahr Allmächtig, Erhaben." (Heiliger Qur'an 22/40)

Der Feind soll wissen, daß keine Drohung und keine List, wie z.B. die Teilnahme von Palästinensern, die dem palästinensischen Ziel den Rücken zugekehrt haben, an der amerikanischen Konferenz (in Madrid), die gläubigen Menschen von diesem Djihad (gerechter Verteidigungskampf), den sie als ihre islamische Pflicht ansehen, auf dem Weg der Befreiung Palästinas umkehren lassen. Entgegen den Forderungen der Amerikaner und ihrer Helfer und Verbündeten wird der Kampf des palästinensischen Volkes weitergehen. Und diese heilige Flamme (des Widerstandes) wird durch die Verschwörung der abhängigen palästinensischen und arabischen Politiker nicht gelöscht werden.

Das wichtigste Mittel gegen die Verschwörung der Amerikaner liegt innerhalb der besetzten Gebiete und in den Händen der starken palästinensischen Kämpfer. Deswegen sind alle Muslime verpflichtet, an diesem Djihad teilzunehmen und ihnen (den Moslemen in Palästina) die materielle, politische, nachrichtendienstliche und militärische Hilfe sowie (die notwendige) Ausrüstung zukommen zu lassen. Das palästinensische Volk darf sich nicht allein fühlen. Die Zionisten und diejenigen, welche die Folterungen und Massaker an den palästinensischen Kämpfern mitverschuldet haben, sollen sich nirgendwo in der Welt sicher fühlen. Überall auf der Welt müssen, sowohl von Regierungen als auch von Völkern, Unterstützungsfonds und -komitees eingerichtet werden. Ein wirtschaftlicher Boykott und die Nichtanerkennung des Okkupationsregimes (Israel) ist die Pflicht aller Regierungen der Mosleme, und die Völker müssen in dieser Angelegenheit Wachsamkeit zeigen. Mit diesen und allen anderen möglichen Mitteln muß gegen die gegenwärtige Verschwörung (der Zionisten) Widerstand geleistet und deren Wirkung verhindert werden.

Auf jeden Fall hat die Palästina-Frage nicht mehr als eine einzige Lösung, und zwar die Gründung des Staates Palästina in der gesamten palästinensischen Heimat. Allen Regierungen und moslemischen Völkern wünsche ich die Rechtleitung und Hilfe Gottes, anhaltende Hoffnung und ihren Sieg.

Der Friede sei mit den wohltätigen Dienern Gottes!

Imaminfo, e-Mail: info@chamenei.de
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