Ansprachen 1980  
     
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Auszüge aus der Freitagsansprache von Imam Khamene'i am 28.11.1980 in Teheran

Der Friede sei mit Euch, und die Barmherzigkeit Gottes.

Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.

Gepriesen sei Gott, der den Bedrängten Sicherheit schenkt, die Rechtschaffenen rettet, die Stolzen erniedrigt und die Unterdrückten aufrichtet. Und ich bezeuge, daß es keine Gottheit gibt, es sei denn den Einen Gott, Der nicht seinesgleichen hat. Und ich bezeuge, daß Muhammad Sein Diener und Gesandter ist. Gott segne ihn und alle Imame, die ihm nachgefolgt sind.

Gott segne alle Propheten und Gesandten Gottes, sowie alle Märtyrer (Menschen, die ihr Leben und ihr Blut im Kampf und in der Anstrengung im Wege Gottes gegeben haben). Gott segne die religiösen Oberhäupter der Muslime, die Beschützer der Unterdrückten und Führer der Gläubigen. Der weise Gott sagt in seinem Buch (dem Qur'an):

... und er befreit sie von den Fesseln und Ketten, die sie bedrückten.

Am vergangenen Freitag habe ich Euch, liebe Brüder und Schwestern, daran erinnert, wie wichtig die Wahrung der Einheit in den Reihen der Muslime ist. Und als ein Bruder ersuche ich Euch alle, meine Brüder und Schwestern im ganzen Land, Euch nicht auf politische Streitgespräche einzulassen. Denn heute bedürfen wir mehr denn je der Einheit in den Reihen der Muslime unseres Volkes.

Nun möchte ich auf ein Thema zu sprechen kommen, dessen Behandlung einen Teil der Menschen spalten könnte, und dieses Thema ist die Freiheit. Bei diesem Treffen nun, das Ihr standhaften Brüder und Schwestern in diesem strömenden Regen zustandegebracht habt, und damit dem Freitagsgebet und dieser großen Versammlung Ehre erwiesen habt, möchte ich daher allgemein und in Kürze auf dieses Thema eingehen, ohne Euch zu lange in diesem unfreundlichen Wetter aufzuhalten.

Der Islam ist eine der größten Freiheitsbotschaften in der langen Menschheitsgeschichte. Vor dem Erscheinen des Islam litt die Menschheit unter den verschiedensten Arten von Versklavung und Unglück. Dann kam der Islam und befreite die Menschen. Der Qur'an bezeichnet die Tatsache,

Er befreit sie (die Menschen) von den Riemen und Ketten, die sie bedrücken,

als eines der Zeichen des Gesandten Gottes. Der Gesandte Gottes war also gekommen, um die Völker und Menschen von jenen Riemen und Ketten zu befreien, die ihre Hände und Füße fesselten, und das hat er auch getan. Was ist nun die Auffassung von Freiheit im Islam? Der Islam ist gekommen, um den Menschen vom Übel fremder Feinde und aller Weltimperialisten und Welttyrannen zu befreien. Der Islam erlaubt es den Großmächten der Welt nicht mehr länger, ihre Herrschaft über die islamischen Völker auszuüben. Eben das ist ja heute die Parole unseres Volkes: Freiheit von den Supermächten der Welt!

Zweitens: Freiheit von der Beherrschung durch Tyrannen, Despoten und inländischen Unterdrückern, also Erlösung von alldem, womit Ihr, das Volk, damals zur Zeit des nun gestürzten Regimes, gekämpft habt. Der Islam sagt, daß die Wurzeln aller Königstümer, unter welchem Namen sie sich auch immer verbergen, aus den menschlichen Gesellschaften ausgerissen werden müssen. Despotie muß zu Grunde gehen. Die Erniedrigung des Menschen muß aufhören, zu existieren.

Drittens: Die Freiheit vom Übel aller brutalen und unterdrückerischen Systeme, Traditionen und Handlungsweisen. Der Islam lehrt uns, daß wir nicht Sklaven der Förmlichkeiten werden sollen, die Hand und Fuß fesseln. Der Islam lehrt uns, uns nicht von Luxusgegenständen gefangennehmen zu lassen. Der Islam lehrt uns, uns vom falschen Klassen- und Schichtbewußtsein zu befreien. Der Islam betrachtet Könige nicht als höhere oder bessere Wesen als andere, sondern vielmehr als verachtungswürdig. Der Islam lehrt uns, daß zwischen Schwarz und Weiß, zwischen dieser und jener Rasse kein qualitativer Unterschied besteht. Keine Rasse der Welt hat das Recht, aus Gründen der Hautfarbe, des Blutes oder anderer regionaler Unterschiede, sich andere Menschen zu Dienern oder zu Sklaven zu machen. Demnach tritt der Islam also für die Freiheit in dem Sinne ein, daß alle falschen, brutalen und der Unwissenheit entspringenden Traditionen und Verhaltensweisen zerbrochen werden müssen.

Viertens: Die Freiheit von der im Menschen wohnenden Seele, die immer nach dem Bösen strebt. Der Islam sagt uns: "O Mensch, werde frei, und sei nicht Gefangener Deiner selbstsüchtigen und immer nach mehr strebenden Seele. Imam Sadjad (vierter Imam und Nachfolger des Propheten) sagt uns doch: "Ist denn der Freie nicht derjenige, der die Fraßreste der Hunde denjenen überläßt, die danach begehren?" Gefangener, um jämmerliche zwei Tage besser leben zu können, Gefangener, um zwei Tage länger leben zu können, Gefangener geschlechtlicher Unsitten und Untaten. Der Islam ist es, der uns von allem befreit.

Und betrachtet doch nur unsere eigene Gesellschaft, seit jenem Tag, an dem die islamische Revolution siegte, und die Islamische Republik zu wirken begann, was für Vorhaben verwirklicht wurden. Sagt nicht: "Wir haben von dieser Revolution nichts verstanden!" Das wäre ganz so, als ob die Fische des Meeres sich gegenseitig fragten, wo denn eigentlich das Wasser sei. Daraufhin sagte einer von ihnen: "Zeigt mir doch irgend etwas anderes als Wasser, damit ich euch sagen kann, wo das Wasser ist. Die Errungenschaften der Revolution bestehen ja eben darin, daß Ihr vom Übel der amerikanischen und europäischen, der westlichen und östlichen Beherrschung frei seid. Heute gibt es auf der ganzen Welt keinen Staat und keine Nation, die nicht Satellit irgendeiner der Weltgroßmächte wäre, es sei denn einzig und alleine der Iran. Die Freiheit besteht darin, daß Ihr von der unterdrückenden Macht des despotischen Schah-in-Schah-Regimes frei geworden seid, und daß solch eine Macht niemals wieder ihren Fuß in den Iran setzen kann. Die Freiheit besteht darin, daß Ihr imstande wart, die unterjochende Kultur und ihre Sitten zu einem Großteil abzuwerfen.

Ich sage nicht, daß alle tyrannischen Sitten und Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft restlos beseitigt worden sind. So etwas braucht Zeit. Aber es wurde gründlich damit begonnen. Diejenigen, die fortwährend an Luxus dachten, setzen sich heute auf dem Schlachtfeld tatkräftig ein. Jene Frauen, die immer nur daran gedacht hatten, Gold anzuhäufen, schenken heute mit ganzem Herzen ihren Schmuck jenen, die ihr Leben für die Verteidigung der islamischen Republik einsetzen. Leute, die früher nur an ihren Bauch und ihre Lüste dachten, denken heute an Revolution, Kampf und Aufbau. Leute, die fortwährend nur an ihren Lebensunterhalt für den kommenden Tag dachten, denken heute an die Unterdrückten der Welt. Und all dies ist eine Gabe, ein Geschenk des Islam. Die islamische Revolution ist ein Geschenk des Islam, und sie hat uns klargemacht, was Freiheit ist.

In diesem Land können heute alle ihre Meinung äußern, und dafür bürgt der Islam. Solcherart ist die Freiheit im Islam.

Nun jedoch ein Wort zur westlichen Auffassung von Freiheit. Ihr wißt ja, daß man im Westen am laufenden Band von Freiheit redet. Die westliche Auffassung von Freiheit ist jedoch etwas ganz anderes. Dort handelt es sich um etwas, was allgemein als "Liberalismus" bekannt ist, ein Wort, das unter unserer Jugend und unter unserem Volk gebräuchlich geworden ist. Freiheit im westlichen Sinn bedeutet alles, was jene Barrieren niederreißt, die sich gegen Leidenschaften und Begierden aufrichten, anders gesagt also völlige Ungebundenheit und Zügellosigkeit. Jene Beschränkungen, die ihnen das selbstgewählte Gesetz auferlegt, werden zwar angenommen, allerdings ist festgehalten, daß weder die Sitten noch der Glaube noch die Wahrung der Völkerrechte eine Einschränkung darstellt. Auch die Amerikaner haben eine westliche Auffassung von Freiheit. In Amerika sind selbstverständlich auch alle frei, alle nur möglichen Untaten zu begehen. Dort sind alle frei, sich ihr Leben entsprechend ihren Begierden und Lüsten einzurichten. Das bedeutet jedoch, daß Millionen Menschen in den verschiedensten Teilen der Welt nicht frei sind, sich vom Übel Amerikas zu befreien. Nach westlicher Auffassung besteht Freiheit darin, daß jede Nation, jedes Individuum und jede Person alles, was sie nur immer will, tun kann, ohne daß sich - was auch immer - in den Weg stellt. So etwas gibt es im Islam nicht.

Im Islam bewegen sich die Freiheiten der Menschen im Rahmen der islamischen Gesetzte. Ihr habt nicht die Freiheit, in der Gesellschaft alle nur möglichen geschlechtlichen Zügellosigkeiten und Freveltaten zu unternehmen, so daß ihr die allgemeinen Sitten und Gefühle verletzt. Dafür gibt der Islam keine Erlaubnis. Oder gesetzt den Fall, Sie sind Lehrer und lehnen den islamischen Gedanken ab, dann erlaubt Ihnen der Islam nicht, zum Unterricht zu gehen und nach eigenem Gutdünken jene islamischen Gedanken der Kinder und Jugendlichen in Hinsicht auf Gott zu verdrehen; Gedanken, denen das Volk mit teurem Blut in diesem Land die herrschende Kraft gegeben hat. Oder gar zu versuchen, die Köpfe dieser Jugendlichen mit jenen Vorstellungen zu füllen, die sie selber hegen.

Der Islam läßt es nicht zu, daß diejenigen in der islamischen Gesellschaft, die nicht an die islamische Ordnung glauben, daher kommen, und die Gedanken der leicht beeinflußbaren Menschen verdrehen und verfälschen. Selbstverständlich sind wir mit so einer Art von Freiheit nicht einverstanden, und das haben wir auch zu keiner Zeit verborgen. Die islamischen Gelehrten wissen, und das haben wir in unserer Propaganda gegen das Regime in den vergangenen 15-16 Jahren vor dem Sieg der Revolution niemals geheimgehalten, sondern haben immer erklärt, daß alle jene, die nicht an das islamische System glauben, sehr wohl das Recht haben, in ebendiesem islamischen System am Leben zu bleiben, hier zu leben und von den Wohltaten, den Vorteilen und Gütern dieses Systems zu profitieren. Wir sagen nicht, daß dieses weggehen sollen. Nein, sie sollen bleiben. Aber sie haben nicht das Recht, die islamischen Gedanken im Kern der Gesellschaft zu verderben oder gar sich für einen Sturz der Islamischen Republik und des islamischen Regierungssystems einzusetzen. Nein, dieses Recht haben sie nicht. In unserer Gesellschaft können Juden, Christen, die anderen religiösen Minderheiten, sowie die verschiedenartigsten Ideen und sogar gegen den Islam gerichtete Gedanken, sie alle können bleiben. Wir sagen nicht, diese sollen gehen. Auch sagen wir nicht, übernehmt all das, was wir sagen. Allerdings erlaubt der Islam nicht, daß, nachdem das Volk im Namen Gottes 15 Jahre Marter erduldete, im Namen Gottes Blutzeugen gab und alle Opfer, die die islamische Revolution abverlangte, auf sich nahm, daß dann plötzlich einer daherkommt, der gegen Gott ist und nicht an Gott glaubt, und in völliger Freiheit in Schrift und Wort und mit allen möglichen Propagandamitteln versucht, die Gedanken des Volkes von der Gottesverehrung und dem Glauben an den Islam abzuwenden. Das weiß doch jeder, daß wir das nicht zulassen. Oder aber es kommen einige daher und wiegeln die Leute gegen die Islamische Republik auf. Als ob die Islamische Republik diesem oder jenem gehörte. Sie gehört dieser Nation. Die Islamische Republik ist Eigentum des Islam und des Qur'an! Es ist doch selbstverständlich, daß diese Nation die Erlaubnis zu alldem nicht gibt.

Ich bedanke mich bei allen Brüdern und Schwestern und bitte sie zugleich, nicht zu oft den Takbir zu sagen, (Takbir = Allahu Akbar) denn dadurch wird sowohl die Rede oft unterbrochen und auch die Zeit geht dabei verloren. Ich weiß, daß Ihr, also die überwältigende Mehrheit der Nation, all diese Gedanken voll unterstützt. Und deshalb lege ich auch Wert darauf, all dies zu sagen, damit es in der Geschichte aufgezeichnet wird, und damit überdies auch im Volk über ein bestimmtes Thema Einhelligkeit herrscht, ebenso wie eine Einheit der Gedanken. Sollte jemand in der islamischen Gesellschaft Freiheit wünschen, um Verderbnis stiften zu können, Freiheit, um Verschwörungen zu unternehmen, Freiheit, um die Meinung des Volkes in Hinsicht auf die Regierung der Islamischen Republik negativ zu beeinflussen, Freiheit, um die Idee der Gottesverehrung und des Islam zu entstellen und Überzeugungslosigkeit hervorzurufen, so eine Freiheit gibt es im Islam nicht. Der Islam hat uns viel bessere Freiheiten als diese gegeben, viel wertvollere, wirkungsvollere und nützlichere.

Darüber hinaus hat uns der Islam noch die Freiheit vom Übel der Supermächte, die Erlösung von der Despotie, Erlösung von der würgenden Umklammerung, Befreiung von der irrigen Kultur und den falschen Sitten, die die Gesellschaft beherrschten gegeben. Auch die Ausdrucksfreiheit ist nun in der Gesellschaft vorhanden. Alle diejenigen, und paßt gut auf, was ich nun sage, alle diejenigen, die grundsätzlich an die Islamische Republik und an das islamische System glauben und ihm nachfolgen, haben das Recht, ihre Kritik völlig frei zu äußern. Sie können ihre Kritik äußern und niemand wird die Kritik verbieten. Diejenigen aber, die Gerüchte verbreiten und eine bestimmte Atmosphäre erzeugen wollen, und die in dieser Gesellschaft falsche Ansichten aufbringen wollen, was die ursprünglichen islamischen Traditionen anbelangt - das kommt doch gar nicht in Frage.

Jener vom Volk unerwünschte, und daher beiseitegeschobene Politiker, der nun schon ein, oder eineinhalb Jahre mit der islamischen Revolution und der islamischen Republik auf Kriegsfuß steht - es ist doch noch nicht einmal klar geworden, ob er überhaubt die islamische Verfassung akzeptiert oder nicht - jetzt kommt er in der Zeitung daher, macht klingende Worte und schreibt Themen und protestiert dagegen, daß diese Einrichtung oder Organisation hier oder dort die Verfassung verletzt habe. Wo sie doch selber nicht einmal an die Verfassung glauben! Im Grunde glauben Sie ja nicht einmal an den Islam, sie akzeptieren diese Revolution ja gar nicht! Warum benutzen sie das Wort Freiheit dazu, um den Geist des Volkes zu verwirren? Wieso verdrehen sie die Realitäten in den Augen der Menschen?

Eine bestimmte Gruppe möchte die Parole Freiheit als Waffe und Vorwand für eine Gegnerschaft mit der islamischen Republik benutzen. Nun sieht man oft hier und dort welche, die lauthals schreien, es gäbe keine Freiheit. Der Beweis dafür, daß es sehr wohl Freiheit gibt, ist die Tatsache, daß dieses Geschrei zu aller Ohren gelangt. Das gesamte Volk hört, wie sich Herr soundso, darüber beklagt, daß es in diesem Land keine Freiheit gäbe. Wenn es wirklich keine Freiheit gibt, wieso kannst Du dann als ein gewöhnlicher Bürger Dein Geschrei an die Ohren aller gelangen lassen? Nein, nein, in diesem Land gibt es sehr wohl Freiheit! In keinem Land der Welt gibt es soviel Freiheit wie hier. Viele von ebendiesen Herren haben in den ersten Tagen nach dem Sieg der Revolution beim Revolutionsrat protestiert, wieso sperrt ihr die Zeitungen nicht zu, wieso laßt ihr die Grenzen offen, wieso kann jeder, was er nur will, schreiben? Das Vorbild, das ihnen vorschwebte, war jenes der marxistischen Revolution in den marxistischen Satellitenstaaten. Das war ihre Überzeugung, und sie wollten alle Blätter schließen. In den großen Staaten, die Anhänger der marxistischen Idee sind, gibt es heute, viele Jahre nach der Revolution, lediglich einige begrenzte Zeitungen, die außerdem noch unter Regierungskontrolle stehen. Damals protestierten sie bei uns, protestierten sie beim Revoltionsrat und fragten, warum wir denn erlaubten, daß es so viele Zeitungen gibt. Nun aber fragen sie selber, warum wir denn verhindern, daß jeder beliebige alles, wozu er Lust hat, sagt oder schreibt. Ich warne den Staat und alle Vollzugsorgane, sowie die Verantwortlichen des Ministeriums für islamische Unterweisung von dieser öffentlichen Tribüne aus und vor diesem Volk, und sage: Meine gläubigen Brüder, die Ihr im Ministerium für islamische Unterweisung tätig seid, verteidigt mit Entschiedenheit Eure islamischen Positionen und fürchtet Euch nicht. Diese Nation schützt Euch. Diese Nation schätzt es nicht, daß eine bewaffnete Gruppe an den Grenzen mit uns kämpft, in Kurdistan mit uns kämpft oder die in Kurdistan gegen uns Kämpfenden unterstützt. Dieselben aber sind es, die dann lauthals schreien, daß es in diesem Land keine Freiheit gibt. Und sie wollen alles, wozu sie Lust haben, an Lügen und Erfindungen und Realitätsveränderungen unter dem Volk verbreiten. Das ist nicht in Ordnung. Und das beschränkt sich nicht etwa auf diese Grüppchen. Jeder, der in diesem Land behauptet, es gäbe keine Freiheit, oder daß gegen die Freiheit verstoßen werde, will diesen angeblichen Verstoß als Propagandawaffe gegen die Islamische Republik benutzen. Und ich will Euch Brüdern sagen, und ich bitte Euch, liebe Brüder und Schwesern, übt Euch in Gottesfurcht und haltet Euch den politischen Streitereien fern.

Ich habe gesagt, daß Ihr Euch den politischen Streitereien fernhalten sollt. In der vergangenen Woche oder eine Woche davor haben einige Zeitungen geschrieben, daß manche gesagt hätten, das Volk solle sich aus der Politik heraushalten. Habe ich je zu Euch gesagt, daß Ihr Euch nicht in die Politik einmischen sollt? Ich sagte ganz deutlich, Ihr solltet euch lediglich aus den politischen Streitereien heraushalten. Ich sage noch einmal, liebe Brüder und Schwestern, übt Euch in Gottesfurcht und laßt Euch auf keine politischen Streitereien ein. Laßt uns Verantwortliche unsere Meinungsverschiedenheiten selber lösen. Wahrheit und Recht sind mit dem Volk. Das Volk ist dauerhaft, der Islam ist immerwährend.

In diesem zweiten Teil der Freitagsrede möchte ich lediglich zwei oder drei kurze Themen zur Sprache bringen. Zuerst einmal dazu, was diese Konferenz der arabischen Staatschefs anbelangt, die in Amman stattgefunden hat. Es war die jämmerlichste Konferenz, die in einer Zeit wie der heutigen überhaubt in der Welt stattfinden konnte. Der Gastgeber dieser Konferenz ist Mörder tausender Palästinenser. Zwanzigtausend ermordete und verletzte Palästinenser wurden im Jahr 1970 in eben dieser Stadt Amman registriert. Und was die Gäste dieses Gastgebers anbelangt, so sind sie alle Personen, die zu keiner Zeit auch nur einen Finger für die Palästinenser gerührt haben, also die reaktionärsten, ungläubigsten und heuchlerischsten Staaten der Region. Der fortschrittlichste arabische Staat, die Organisation für die Befreiung Palästinas, sowie Syrien, das an vorderster Front gegen die Okkupatoren Palästinas steht, haben an dieser Konferenz nicht teilgenommen. Und diese Konferenz, mit solchen Gästen und ebendiesem Gastgeber und in ebendieser Stadt nennt sich Konferenz zur Verteidigung Palästinas. Gibt es überhaubt etwas Schändlicheres als das? Ich mache den Vorschlag, daß alle islamischen Staaten, alle Staatschefs der islamischen fortschrittlichen Staaten eine Konferenz zur Verteidigung Palästinas bilden. Dabei sollen sie den arabischen Brüdern keinen besonderen Vorrang geben. Die übrigen islamischen Nationen und Staaten sollen ebenfalls daran teilnehmen, den reaktionären Staaten sollen sie jedoch den Zutritt zu dieser Konferenz verwehren, so daß eine fortschrittliche islamische Konferenz auf internationaler Ebene stattfinden kann.

Dann möchte ich auf das Thema Landwirtschaft zu sprechen kommen. O Volk, die Zeit der Herbstsaat ist gekommen. Liebe Landwirtschaftler, Ihr, die Ihr zwar Land habt, jedoch nicht zu den Großgrundbesitzern gehört, Ihr, die Ihr Euch die Hände reicht, um das Land zu bebauen, bemüht Euch, die kleinen Meinungsverschiedenheiten zu lösen, und laßt die Nebensächlichkeiten beiseite. Sät dieses Jahr aus. Laßt uns mit voller Hand und sattem Mund Amerika und allen Imperialisten der Welt sagen: Wir brauchen Euch nicht! Gebt der Landwirtschaft und der Aussaat dieses Jahr ganz besonders Gewicht.

Der nächste Punkt ist die Heirat und die Werte der Heirat. Nun sagt Ihr vielleicht, wir sind doch im Monat Muharram (d.h. in diesem Monat soll man doch nicht über Heirat reden). Die islamische Heirat jedoch, die ohne die vielen Zeremonien, ohne den Luxus stattfindet, kennt keine bestimmte und eingeschränkte Zeit. Sei es nun im Muharram oder im Rabiul Awwal, eine solche schlichte Heirat ist zu jeder Zeit gesegnet. O Ihr Jugendlichen, heiratet früh! O Ihr Väter und Mütter, verheiratet Eure Töchter und Söhne, die zur Heirat bereit sind! Macht doch nicht soviele Hindernisse und Schwierigkeiten! O Ihr Väter von den Töchtern, hebt Eure Töchter nicht für reiche Bräutigamme, oder Bräutigamme mit guter Stellung, mit Namen und Titel und dergleichen auf. Wenn Ihr einen jungen gläubigen Muslim seht, und wenn Tochter und Sohn beide Muslime sind, dann sind sie einander ebenbürtig, und stellt ihnen dann daher die zur Heirat notwendigen Sachen zur Verfügung. Legt ihnen doch nicht soviele Steine in den Weg der Heirat. O Ihr Väter der Söhne, besonders aber: O Ihr Mütter der Söhne und O Ihr Söhne selber, die Ihr Bräutigamme werden wollt. Haltet bei der Heirat nach den islamischen Werten Ausschau. Seid nicht nur ständig hinter äußerlicher Schönheit her. So manches vielleicht nicht ganz so schöne Gesicht verbirgt doch oft ein wunderbares Herz! Jene Töchter, die, weil vielleicht nicht ganz so schön, welche Sünde haben sie denn begangen, daß sie dazu verurteilt sind, im Hause (der Eltern) zu bleiben. Warum sind denn einige Menschen so ungerecht? Warum sind sie den islamischen Werten gegenüber so blind? Warum ist Aussehen und Alter so wichtig für Euch? Warum müssen einige der Töchter, obwohl sie gläubig sind, Bildung und Kultur haben, religiös sind und sich manchmal sogar aktiv für die Verbreitung des Islam einsetzen, nur weil Ihr Alter eine Spur vorangeschritten ist, oder weil sie vielleicht nicht so sehr mit äußerer Schönheit ausgestattet sind, warum sollen sie von der Gnade, eine Familie gründen zu dürfen und Kinder aufziehen zu dürfen, ausgeschlossen bleiben? Glücklich der Sohn, der am Schoß einer solchen reinen Frau großgezogen wird! Glücklich der Mann, der so eine reine und heilige Frau in seinem Hause haben darf! Werft doch diese so ungerechten Werte ab von Euch! Väter und Mütter: Übt Euch doch in der Angelegenheit der Ehe (Eurer Kinder) in Gottesfurcht. Das sagt uns doch alles der Qur'an, sagt uns doch alles der Islam. Macht doch die Brautgelder nicht schwer, und seid doch nicht hinter Namen, Rang und Position her! Ein muslimischer Junge und ein muslimisches Mädchen, beide mit islamischen Kenntnissen und beide mit einem gläubigen Herzen! Das ist doch völlig ausreichend! Laßt sie doch ein gemeinsames Leben beginnen! So oft tritt man, eben was dieses Thema betrifft, an mich heran! Immer wieder kommen Jugendliche, Töchter und Söhne und beklagen sich über die Härte der Familien, insbesondere was die Väter und Mütter mancher Töchter anbelangt.

Hier, an diesem heiligen Ort, dieser heiligen Stelle, in Anwesenheit dieser gewaltigen Ansammlung der Gemeinde, hier in der Freitagsrede bitte ich Euch, kehrt doch zum Urteilsspruch Gottes zurück! Dem was Gott sagt, sollt Ihr Gewicht verleihen, und Euch daran halten!

Der Friede sei mit Ihnen!

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